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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra
Autoren: John Maddox Roberts
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Gelegenheit, Fausta zu entkommen.« Die letzte Bemerkung löste in der Runde Glucksen und Kichern aus. Bei meinem alten Freund und seiner Frau hing der Haussegen gewaltig schief. Sie war die Tochter des Diktators, und in ihren Augen hatte viel von Milos Charme in seinem unglaublichen Aufstieg vom Straßenschläger zum Praetor gelegen. Sein ähnlich steiler Absturz hingegen hatte nicht im selben Maße ihr Wohlwollen gefunden. Er hatte das Konsulat praktisch schon in Händen gehalten, und jetzt musste er auf seinem Landsitz in Lanuvium Däumchen drehen.
    »Das kommt davon, wenn man dem Abschaum und Pöbel der Straße erlaubt, sich in die Politik einzumischen«, knurrte mein Vater, der selbst eine Reihe solcher Männer unterstützt und protegiert hatte, wenn es ihm politisch in den Kram gepaßt hatte. Schließlich musste ja irgendwer die Dreckarbeit für die Aristokraten erledigen, die es sich nicht leisten konnten, die eigenen Hände zu beschmutzen.
    »Wo wird meine Operationsbasis sein?« fragte ich. »Zypern«, antwortete Creticus. »Setz dich mit Cato in Verbindung, er kann dir Bericht erstatten. Er hat schließlich ein gutes Jahr damit zugebracht, das politische Chaos dort zu ordnen.«

    »Wer ist jetzt der verantwortliche Magistrat?« fragte ich. »Ein gewisser Aulus Silvanus«, sagte Creticus.
    »Silvanus? Ist das nicht einer von Gabinius' Spießgesellen?« Einst war Gabinius im Wettlauf um soldatischen Ruhm ein Rivale von Caesar und Pompeius gewesen, doch über vielversprechende Ansätze war seine Karriere nicht hinaus gekommen, und er war kurz zuvor wegen Wucherei angeklagt worden. Trotz Ciceros geistreicher Verteidigung hatte man ihn für schuldig befunden und ins Exil geschickt. Und wenn Cicero einen nicht rauspauken konnte, dann musste man so schuldig sein wie Oedipus.
    »So ist es, und Berichten zufolge verlebt Gabinius auf Zypern einen bequemen Ruhestand«, bestätigte Scipio.
    »Klingt ja gemütlich. Wann breche ich auf?«
    »Sobald die ordnungsgemäßen Senatsdokumente erstellt sind. Die Bestätigung durch die Tribunen wird automatisch erfolgen, so dass du darauf nicht warten musst.« Vater handelte die Sache gewohnt kurz angebunden ab.
    »Nun gut«, sagte ich säuerlich. »Ich werde mit den Reisevorbereitungen beginnen.«
    Mit moderatem Hochgefühl ging ich zurück durch die Stadt. Die Ernennung war mir nicht halb so unangenehm, wie ich vorgegeben hatte. Zwar war mir wie fast allen Römern der bloße Gedanke an einen Dienst zur See zutiefst widerwärtig, doch es handelte sich um einen der seltenen Anlässe, bei denen ich mich sogar darauf freute, Rom zu verlassen.
    In meiner Amtszeit als Aedile hatte ich mir große Beliebtheit erworben, doch sie war auch beschwerlich und kostspielig gewesen. Ich war hoch verschuldet und würde es auch noch jahrelang bleiben, wenn ich nicht etwas dagegen unternahm. Caesar hatte mir angeboten, sämtliche meiner Verbindlichkeiten zu übernehmen, doch ich wollte nicht in seiner Schuld stehen. Er hatte immerhin einen Teil bezahlt, angeblich ein Geschenk an seine Nichte Julia, in Wahrheit jedoch eine Gefälligkeit, weil ich ihn aus einigen Schwierigkeiten befreit hatte. Das heißt, wir waren quitt. Ich schuldete ihm keine politischen Gefälligkeiten. Mit einem schnellen und einträglichen Feldzug gegen die Piraten ließen sich also vielleicht tatsächlich alle meine finanziellen Probleme auf einen Schlag lösen, wenn ich es vermeiden konnte, dabei zu ertrinken oder in der Schlacht zu fallen.
    Außerdem war ich der Stadt überdrüssig. Rom war zum ersten Mal seit Jahren ruhig. Durch Clodius' Tod und Milos Exil waren die mächtigen Banden, die sich jahrelang auch aristokratischer Unterstützung erfreut hatten, führerlos geworden. Während seines quasidiktatorischen alleinigen Konsulats hatte Pompeius die Stadt durch die Einsetzung von Gerichten mit geradezu drakonischer Rechtsprechung von allen ordnungswidrigen Elementen gesäubert. Schläger und Schurken waren eilends dem Lockruf entfernter Orte gefolgt oder hatten in den Gladiatorschulen Zuflucht gesucht, aus denen die meisten von ihnen ursprünglich ohnehin hervor gegangen waren. Und diejenigen, die den dezenten Hinweis ob mangelnder Auffassungsgabe nicht schnell genug vernommen hatten, landeten alsbald im Circus Maximus, um ihrer Rauflust im unbewaffneten Kampf mit Löwen, Bären und Bullen zu frönen. Praktisch zum ersten Mal, solange ich mich erinnern konnte, wandelten Römer sicher auf ihren Straßen, und kein Mensch
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