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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra
Autoren: John Maddox Roberts
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und bald wird er der einzige sein, auf den es ankommt. Du solltest an seiner Seite stehen.«
    Die Richtung, die unser Gespräch nahm, gefiel mir überhaupt nicht. »In Zypern«, warf ich ein, »ergibt sich vielleicht die Möglichkeit, ein bisschen echten Reichtum anzuhäufen.« »Das wäre zur Abwechslung in der Tat mal ganz nett«, gab sie zu. »Wir könnten unsere Schulden ab bezahlen.« Als der Gedanke an derlei potentielle Vorteile zu sacken begann, glättete sich ihre gerunzelte Stirn. Wie alle Mitglieder ihrer Familie war sie ein eminent politischer Mensch, doch der Reiz der Liquidität war ein mächtiges Lockmittel. »Außerdem ist Zypern berühmt für sein gesellschaftliches Leben«, fügte ich noch hinzu.
    »Und mit diesem militärischen Kommando und dem netten kleinen Schatz, den ich erbeutet haben werde, im Rücken kandidiere ich dann im nächsten Jahr als Praetor. Du wirst ein Jahr lang Praetörengattin sein, und anschließend gibt es einen Posten in einer wirklich wertvollen Provinz wie zum Beispiel Sizilien oder Afrika. Na, wie klingt das? Würde dir das nicht gefallen?« Außerdem könnte ich so die Legion umgehen. Doch das sagte ich lieber nicht, da sie eine solche Bemerkung eines römischen Staatsdieners für unwürdig gehalten hätte. »Nun, wenn es unvermeidbar ist«, seufzte sie und wandte sich sofort praktischen Fragen zu. »Wie werden wir die Reise organisieren? Ich muss meine persönlichen Bediensteten mitnehmen, nicht mehr als fünf oder sechs. Und meine Garderobe, und...« Und so ging das noch eine ganze Weile weiter.
    »Ich nehme so bald wie möglich eine schnelle Liburne«, erklärte ich ihr. »Das heißt, ich werde so viel Gepäck mitnehmen, wie ich in eine Ersatztoga wickeln kann, und an Deck schlafen. Ich nehme Hermes mit.«
    »Ich schlafe auf keinem Deck«, erklärte sie kategorisch. »Im nächsten Monat sticht die Getreideflotte Richtung Ägypten in See. Die macht immer auf Zypern halt, bevor sie nach Alexandria weitersegelt.«
    »Und was wirst du einen ganzen Monat lang tun?« fragte sie argwöhnisch.
    »Nun, was schon? Piraten jagen«, erwiderte ich, und Unschuld triefte aus jeder meiner Poren. Irgendwie waren Gerüchte über diese germanische Prinzessin bis an ihr Ohr gedrungen. Dabei waren wir damals noch gar nicht verheiratet gewesen, doch das machte für Julia keinen Unterschied. »Ist deine Familie durch das hospitium
    mit irgendwem auf Zypern verbunden?« wollte sie wissen. »Ich bin sicher, meine Familie hat keine Beziehungen dort.«

    »Ich bezweifle es«, sagte ich, »aber ich werde für alle Fälle meine Pfänder noch einmal durchsehen. Wir haben zwar praktisch überall sonst in der griechischen Welt hospites, aber ich glaube, Zypern hat kein Verwandter von mir je besucht. Aber«, fügte ich hämisch hinzu, »da es doch der Geburtsort deiner Ahnherrin ist, muss es ja von Vettern und Basen deinerseits nur so wimmeln.«
    »Ich habe dich gewarnt«, sagte sie unheil drohend. Die Familie Caesars führte ihre Abstammung auf die Göttin Venus zurück, die natürlich auf Zypern geboren wurde, jedenfalls unweit der zypriotischen Küste. Ihr Onkel Gaius Julius machte sehr zur Belustigung der Römer bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein großes Gewese um diese vermeintlich göttliche Herkunft, und Julia wurde fuchsteufelswild, wenn ich sie mit diesen Großspurigkeiten ihrer noblen Verwandtschaft aufzog. Hauptsache jedoch, ihre Gedanken wurden von dieser germanischen Prinzessin abgelenkt.
    Nachdem sie sich zurück gezogen hatte, um unverzüglich mit den Reisevorbereitungen zu beginnen, rief ich Hermes. Er war gerade aus der Indus zurückgekommen, wo er fast jeden Tag an den Waffen übte. Ich ließ ihn in allen Fertigkeiten ausbilden, die der Assistent eines Politikers brauchte, wozu in jenen Tagen auch Straßenschlägereien zählten.
    »Setze einen Brief auf«, befahl ich ihm, und er nahm murrend am Schreibtisch Platz. Obwohl eine prächtige Karriere vor ihm lag, die Freiheit und möglicherweise sogar die Aussicht, irgendwann eigene Söhne in den Senat einziehen zu sehen, hätte er das Leben eines gewöhnlichen Gladiators vorgezogen. Das Kämpfen liebte er, das Schreiben weniger. Nun, es gab Tage, an denen auch ich ein Leben in der Indus vorgezogen hätte. Dort musste man sich zumindest nur um das Überleben im nächsten Kampf sorgen, und der Feind schlug immer von vorn zu. »An Titus Annius Milo von seinem Freund Decius Caecilius Metellus dem Jüngeren, Ave«, begann ich zu
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