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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra
Autoren: John Maddox Roberts
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als Mann in Rom sein Interesse für Philosophie bekundet, wird das gemeinhin als Zeichen genommen, dass man sich aus dem öffentlichen Leben zurück ziehen will. Wenn man sich allzu gelehrt gibt, lässt das darauf schließen, dass man seine Jugend im Exil an Orten wie Rhodos oder Athen verbracht hat. Bitte erlaubt mir um meines guten Rufes und meiner politischen Zukunft willen mein unkultiviertes Selbst zu wahren. In Kürze wird meine Frau eintreffen und über Philosophie, Poesie und Drama reden, bis Euch die Ohren zu Bronze erstarren.« »Ich habe schon gehört, dass die hochgeborenen römischen Damen oft gebildeter sind als die Männer«, sagte sie mit einem vage spöttischen Lächeln.
    »Es kommt darauf an, was man unter gebildet versteht«, entgegnete ich. »Die Männer studieren den Krieg, die Politik, das Gesetz, die Regierung und die Kunst der öffentlichen Rede. Und es bedarf langjähriger Studien, um all diese Disziplinen zu meistern.«
    »Caesar scheint sie alle zu beherrschen«, sagte sie. »Ist das ein Schritt auf dem Weg, auch Herrscher aller Römer zu werden?«
    Dieses Gespräch drohte alle möglichen wilden Wendungen zu nehmen. »Natürlich nicht«, erwiderte ich entschieden. »Rom ist eine Republik, keine Monarchie. Einem Herrscher aller Römer am nächsten käme wohl ein Diktator, der allein vom Senat und auch nur für eine Amtszeit von höchstens sechs Monaten gewählt werden kann. Und der Senat und Caesar kommen gar nicht gut miteinander aus.« Das war noch milde ausgedrückt. Caesar behandelte den Senat mit einer Verachtung, "wie man sie seit den Tagen des Marius nicht mehr erlebt hatte. »Ägypten war und ist eine Monarchie«, sagte Kleopatra, »schon seit Tausenden von Jahren. Eure Republik existiert jetzt - wie lange? - ungefähr vierhundertzweiundfünfzig Jahre, wenn die Überlieferung über die Vertreibung von Tarquinius Superbus richtig ist.«
    »In etwa so lange«, bestätigte ich, während ich fieberhaft versuchte, genau nach zu rechnen, was ich jedoch alsbald aufgab. »Aber in unserer zugegebenermaßen kurzen Geschichte haben wir uns doch recht achtbar gemacht.«
    »Das habt ihr in der Tat. Aber eine Regierungsform, die einem Stadtstaat angemessen ist, erscheint mir, auf ein riesiges Imperium übertragen, doch eher ungenügend, oder nicht?« »Sie funktioniert absolut erstklassig«, entgegnete ich empört, was eine glatte Lüge war. Unter den Anforderungen eines Weltreiches ächzte und knirschte das Gebälk unseres klapprigen alten Systems vernehmlich, aber ich hatte nicht vor, das gegenüber einer ausländischen Prinzessin zuzugeben, egal wie schön ihre Augen waren.
    »Ich denke, euer Caesar hat da ganz andere Vorstellungen. Er scheint ein überaus bemerkenswerter Mann zu sein.« »Auch nur ein General«, versicherte ich ihr. »Er hat sich ganz gut geschlagen, aber schaut euch Gabinius an. Soweit ich weiß, weilt er hier auf Zypern. Bis vor ein paar Jahren war er genauso erfolgreich wie Caesar und Pompeius. Jetzt dreht er auf Roms jüngster territorialer Neuerwerbung Däumchen, bloß weil er es mit ein paar Gesetzen nicht so genau genommen hat. Kein Soldat ist größer als der Senat und das Volk.« Eine scheinheilige Behauptung, aber auch eine Ansicht, an die zu glauben ich mir ungeachtet aller gegenteiliger Beweise große Mühe gab. »Das ist etwas, was ich nicht verstehe«, sagte Kleopatra. »Wie kann eine Nation gedeihen, wenn ihre Generäle sich gegenseitig mit Klagen überziehen und ins Exil schicken? An genau dieser Mentalität ist Athen zugrunde gegangen.« »Nun, das waren schließlich Griechen. Was führt Euch nach Zypern, Prinzessin?« fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Es gibt ein paar juristische Fragen zu klären, da ihr Römer meinen Onkel abgesetzt und in den Selbstmord getrieben habt«, erwiderte sie spürbar kühler. »Ich bin als Vertreterin meines Vaters hier, der verständlicherweise gezögert hat, persönlich zu erscheinen.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum«, entgegnete ich spitz. »Ihr Ptolemäer bingt euch doch gegenseitig so flink um, dass er kaum etwas dagegen haben kann, wenn wir seinen Bruder für ihn aus dem Weg geräumt haben.« Kleopatra gegenüber hegte ich keinerlei persönliche Animosität, aber diese ungewohnt antirömische Haltung hatte mich gereizt. Ihr Gesicht flammte auf. »Und dabei Ägypten so ganz nebenbei Zypern abgenommen habt!«
    »Darüber lässt sich verhandeln«, sagte ich. »Cato hat mir erzählt, dass Zypern
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