Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schattenwelt

Titel: Die Schattenwelt
Autoren: Tom Becker
Vom Netzwerk:
Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, seine Augen waren zu schwarzen Schlitzen verengt und scharfe, spitze Zähne blitzten hinter seien Lippen auf. Neben Shaw stieß Jonathan ein stummes Dankgebet aus. Von Vendettas Fangzähnen tropfte kein Blut. Sie waren gerade noch rechtzeitig gekommen.
    Vendetta fauchte wütend und trat von Alain zurück.
    »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen den Jungen wegbringen«, zischte er und leckte sich mit seiner dicken roten Zunge die Lippen.
    »Er hat vergessen, seinem Vater auf Wiedersehen zu sagen«, erwiderte Shaw ruhig.
    »Nur noch eine Minute und es wäre zu spät dafür gewesen. Können sie gar nichts richtig machen?«
    »Warum treten Sie nicht von dem Bett zurück, Sir … oder was auch immer Sie sind?«
    Vendetta hielt inne und überlegte seinen nächsten Schritt. Er rieb sich die Hände. Jonathan starrte ihnangewidert und fasziniert zugleich an. Die Haut des Vampirs war faltig und gelblich wie Pergament, seine Finger waren lang und knochig. Die langen, schmutzigen Fingernägel durchschnitten wütend die Luft.
    »Und wenn ich das nicht tue?«
    »Treten Sie zurück!«
    Der Vampir zögerte nicht. Knurrend stürzte er sich auf Shaw. Der Polizist wurde von seinem Angriff überrascht und konnte sich lediglich die Hände schützend vor das Gesicht halten, als Vendetta gegen ihn prallte. Die beiden Männer stürzten und rollten in einem Knäuel aus Armen und Beinen über den Boden. Jonathan sah Fäuste fliegen und hörte Schmerzensschreie. Dann blitzte etwas im Lichtschein auf und Jonathan erkannte den Dolch. Er hechtete mit aller Kraft auf den Vampir zu, doch es gelang ihm lediglich, seine Faust wegzudrücken. Es fühlte sich an, als wäre er gegen eine Ziegelmauer gelaufen. Sein gebrochener Arm bereitete ihm rasende Schmerzen.
    Der Vampir kochte vor Wut, er packte Shaw und warf ihn auf das Bett. Dann drehte er sich zu Jonathan um. Blut tropfte von seiner rechten Hand. Er erhob den Dolch und lachte heiser. Jonathan wusste, dass nun alles aus war. Der Vampir packte ihn am Kragen und flüsterte in sein Ohr.
    »Wenn ich mit dir fertig bin, ist dein Vater dran.«
    Jonathan versetzte ihm einen Faustschlag gegen die Brust, aber der Vampir zuckte nicht einmal. Mit einer Hand drückte er Jonathan gegen die Wand und mit der anderen hielt er ihm den Dolch an die Kehle. Halbbesinnungslos vor Angst sah Jonathan etwas Blut auf sein Hemd tropfen. Er konnte den kalten Atem des Vampirs an seinem Nacken spüren, als Vendetta sich vorbeugte. Er schloss die Augen und wartete darauf, dass die Schmerzen aufhörten.
    Alles hörte auf. Ein Schmerzensschrei ertönte, aber er kam nicht aus Jonathans Mund. Vendetta lockerte seinen Griff. Bevor er zu Boden fiel, sah Jonathan eine unbekannte Gestalt hinter dem Vampir stehen. Dann nahm er wahr, dass jemand zur Tür hinausstolperte. Shaw und der unbekannte Mann beugten sich über ihn. Schließlich wurde Jonathan klar, dass er doch wusste, wer das war. Das Letzte, was er sah, bevor er das Bewusstsein verlor, war sein Vater.

27
    Vor dem Polizeirevier im Londoner Zentrum tropfte der Regen sanft auf die Journalisten, die sich um den Eingang versammelt hatten. Einige von ihnen plapperten aufgeregt in ihre Handys, während andere ihre Gedanken auf ihre durchnässten Notizblöcke kritzelten. Die Fotografen überprüften die Einstellungen ihrer Ausrüstung und die Fernsehreporter probten vor den Kameras ihre Texte. Überall spürte man die erwartungsfrohe Anspannung.
    Ein Polizist schritt durch die Drehtür auf die Straße hinaus. Sofort stürmten die Reporter auf ihn zu und er wurde umringt von einem Meer aus Mikrofonen und Blitzlichtern. Alle bestürmten den Polizisten mit Fragen, bis er die Hände hob und ihnen bedeutete, ruhig zu sein.
    »Ich verlese eine kurze Stellungnahme und dann beantworte ich Ihre Fragen.«
    Er räusperte sich und strich den Zettel glatt, den er in den Händen hielt.
    »Gestern Nacht gelang es Polizeibeamten, in Zusammenarbeit mit der Spezialeinheit, eines der beiden Kinder, die letzte Woche entführt wurden, aufzufindenund zu befreien. Das Kind ist unverletzt und wurde zu seiner Familie zurückgebracht. Die Entführer wurden noch nicht festgenommen. Es muss davon ausgegangen werden, dass sie das Land verlassen haben. Trotzdem ist die Spezialeinheit zuversichtlich, dass der Entführerring zerschlagen wurde und keine weitere Gefahr für unsere Kinder darstellt. Irgendwelche Fragen?«
    »Inspektor Shaw …«, setzte einer der Reporter an.
    »
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher