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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Autoren: Licia Troisi
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Gewandet wie die Königin, zu der sie bald werden sollte. Und dennoch ein Mädchen wie viele andere auch. Die Röte ihrer Wangen schimmerte durch die dicke Puderschicht hindurch, ihr Blick war verwirrt, die Hände verlegen im Schoß gefaltet. Das war das Bild, das der Spiegel ihr zeigte. Und sie fand sich schön, wirklich schön. Das weiße Kleid und das Diadem, das auf ihrer Stirn funkelte, umgaben sie mit einem besonderen Licht, und in diesem Licht war kein Platz mehr für den Fluch. Und in diesem Augenblick begriff sie, dass sie die Bestie niemals wiedersehen würde. Sie war hei, frei zu leben. Schüchtern lächelnd, nahm sie eine Hand vor den Mund. Es lag etwas Kindliches in
    ihrem Lachen. Sie war wieder das kleine Mädchen, das voller Vorfreude auf den ersten Sommertag wartete in der Gewissheit, dass er fantastische Erlebnisse für sie bereithalten würde. Es war, als nehme sie ein lange unterbrochenes Gespräch wieder auf, als könne sie wieder atmen nach einer langen Zeit unter Wasser. Endlich fühlte sie sich frei, nachdem sie sich von den schweren Lasten, die sie so lange hatte tragen müssen, befreien konnte. Oder weil sie jemanden gefunden hatte, der sie wirklich mit ihr gemeinsam trug.
    Ihr Lachen wirkte ansteckend, und nach einem kurzen Moment der Verlegenheit stimmten alle Zofen ein. Sie waren wie eine Schar ausgelassener Mädchen, die sich ihre kleinen Geheimnisse anvertrauten.
    Dubhe strich sich über den Rock. »Lasst uns gehen«, sagte sie, wieder ernst werdend.
    Nach dem Sieg über die Gilde hatte sie geglaubt, dass nun plötzlich alles leicht würde. Sie war sich sicher, ohne die Bestie und mit Learco an ihrer Seite würde sich sofort alles zum Besten wenden. Doch sie hatte sich getäuscht. Zunächst die Trauer um die Toten, die feierlichen Bestattungen von Ido und Sennar, dann die Suche nach den wenigen Assassinen, die sich vor dem Blutbad hatten retten können, die Erinnerung an die Bestie, die Schuldgefühle ... Aber das Schlimmste war das Alleinsein. Theana und Lonerin hatten genug mit sich selbst zu tun, hatten sich voller Optimismus in den Wiederaufbau gestürzt und waren als Vollmitglieder in den Rat aufgenommen worden. Learco seinerseits war ständig unterwegs. Denn die Marionettenkönige, die Dohor in den unter seiner Herrschaft stehenden Ländern eingesetzt hatte, hatten ihr Haupt erhoben und kämpften nun um das, was von dem Traum ihres gefallenen Herrschers übrig war. Ein ganzes Jahr noch wütete der Krieg, den Learco führen musste. Sie selbst aber hatte beschlossen, sich da ganz herauszuhalten. Und ebenso wünschte sie auch, dass niemand erfuhr, welche Rolle sie bei der Zerstörung der Sekte gespielt hatte. Sie schlug die Version vor, Sennar habe mit seinem magischen Können ein entsetzliches Ungeheuer beschworen, das dann so verheerend und hilfreich über die Gilde hergefallen sei. Theana und Lonerin hatten protestiert, während Learco ihren Wunsch verstehen konnte. »Warum forderst du mich nicht auch auf, allen zu erzählen, dass ich die Gilde vernichtet habe?«
    »Weil ich weiß, dass du nicht stolz darauf bist.«
    Dubhes Augen waren feucht geworden. »Und wie denkst du darüber?« »Ich denke, dass ich es nur dir zu verdanken habe, wenn ich noch lebe, und dass die gesamte Aufgetauchte Welt ohne dein Opfer nicht mehr bestehen würde. Aber ich kann auch sehr gut verstehen, wieso du das nicht an die große Glocke hängen willst.«
    Der junge Prinz hatte unverzüglich das Kommando in seinem Reich übernommen. Er zog die Truppen von allen Fronten zurück, schloss einen Friedensvertrag mit dem Rat der Wasser und brachte ein volles Jahr damit zu, die letzten Brandherde des Krieges zu löschen.
    Dubhe nahm nicht aktiv an dieser Phase seines Lebens teil. Obwohl sie immer bei ihm war. Seit dem Sieg über die Gilde folgte sie ihm überallhin, teilte mit ihm das Zelt im Feldlager, wenn eine Schlacht bevorstand, und lebte, umgeben von gehässigem Hoftratsch, mit ihm im Palast, wenn Friede herrschte. Sie beobachtete, wie Learco sich vollkommen verausgabte für die Aufgetauchte Welt, sah ihn aufblühen, wenn ein hart erkämpfter Friede endlich geschlossen war, und je mehr er sich einsetzte, desto mehr liebte sie ihn. Doch es war seine  Aufgabe, sein Weg, für seine Verfehlungen zu büßen. Sie hatte daran keinen Anteil und blieb davon abgeschnitten, hatte es aber selbst so gewählt. Tatsache war, dass sie nicht wusste, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Learco hatte sein Reich und seine
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