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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Autoren: Licia Troisi
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befiel. Er fletschte die Zähne.
    Du allein kannst Dessars Lanze nutzen. Du allein kannst Duhbe und Theana retten.  Er konnte sie nicht sehen, spürte aber, dass Nihal lächelte. Weißt du noch, wie ich mich  dagegen wehrte, erwählt worden zu sein? Wie mich mein Schicksal belastete? 
    Als einzige Antwort rann eine Träne langsam über Sennars Wange. Doch ich habe begriffen, dass mein Geschick kein Fluch ist, und auch auf einem bereits gespurten  Pfad bleibt einem die Freiheit, selbst zu entscheiden. 
    Sennar wurde deutlich, wie viel Zeit vergangen war, und er sehnte sich nach diesem Frieden, den sie verströmte. Aber er wusste, dass es auch für ihn bald diese stille Glückseligkeit geben würde. Ich  möchte dich wiedersehen ...   Das wird sich in Kürze erfüllen. 
    Nein. Ich möchte dich noch einmal sehen, so wie du damals warst, so als hätte es diese langen Jahre  ohne dich niemals für mich gegeben. In Fleisch und Blut möchte ich dich sehen ...   Sennar fand die Kraft, die Augen zu öffnen. Alles war lichtdurchflutet, und die Lanze vibrierte. Theana wankte nicht und schien wie verwandelt. Sie strahlte jetzt eine Festigkeit aus, die Sennar bekannt vorkam. Eine unermessliche Freude ergriff ihn bis ins Mark. Das blonde, gelockte Haar der Magierin wurde blau und kurz. Ihr sanfter, weicher Leib fest und muskulös. Ihr Gewand verschwand und wurde ersetzt durch eine Kampfmontur aus schwarzem Leder.
    Sennar lächelte selig.
    Und Nihal drehte sich zu ihm um. Es war das Mädchen, das gerade zur Frau aufblühte. Kein einziger Tag war seit damals vergangen: Ihr Körper war genauso wie in jenen Tagen, die Entschlossenheit und Wehmut in ihrem Blick klar und unveränderlich. Dies war kein Geist mehr, den irgendeine Verbotene Zauberformel beschworen hatte, sondern eine junge Frau aus Fleisch und Blut, eine Kriegerin, die entschlossen war, ihre Mission zu erfüllen.
    Der Rücken gerade, die Arme ausgestreckt, hielt sie mit sicherem Griff die Lanze. Einen Augenblick schaute sie Sennar an, lächelte kurz und richtete den Blick dann entschlossen geradeaus. Sie sprach Elfisch, aber Sennar verstand deutlich, was sie sagte: »Die Geweihte ruft dich, oh Shevraar, und erfleht deine Macht: Vertreibe die Dämonen und löse den schändlichen Zauber, auf dass ein unreines Siegel gebrochen und deine Ordnung wiederhergestellt werde. Vernichte die Bestie und befreie deine Kinder.«
    Eine seltsame, angenehme, an Frühling und neues Leben erinnernde Wärme erfüllte den Saal. Die Lanze gab eine Melodie von sich, fast einen Gesang, und Sennar fühlte sich so frei und glücklich wie schon viele, viele Jahre nicht mehr.
    Alles war nun in helles Licht getaucht, und in kürzester Zeit verwandelte sich der Ort. Das Blut an den Wänden verschwand, und mit ihm all die Leichen am Boden und auch die beiden Blutbecken. Selbst die Thenaar-Statue verwandelte sich. Der Pfeil und das Schwert in den Händen des Gottes erstrahlten nun in einem neuen Licht: Thenaars zuvor brutale Miene wirkte jetzt streng, aber gerecht. Keinen Knaben sah man mehr zwischen seinen Füßen, kein bedrückendes Felsgewölbe über seinem Kopf, nur die immense Weite eines grenzenlosen Raumes.
    Die gerade noch Tod und Verderben bringende Bestie hielt in der Bewegung inne. Sie stöhnte und brüllte, doch ihre Stimme erreichte nicht Sennars Ohr. Denn hier war nur noch Friede, keine Wut mehr und kein Hass. Vergeblich wand sich das Ungeheuer. Dünne Rauchkringel stiegen von seinem Fell auf, und mehr und mehr schien sich sein Leib auflösen zu wollen. Langsam wurden seine Zuckungen weniger heftig, während sein Brüllen nach und nach in ein Jaulen überging. Die Reißzähne verkürzten sich, die Klauen gingen zischend in Zehen über, und der ganze ungeheure Leib verwandelte sich wieder in den Körper einer jungen Frau. Jetzt sah Sennar wieder Dubhe vor sich, das melancholische Mädchen, mit dem er den Weg zu diesem verfluchten Ort hier zurückgelegt hatte. Es war das Letzte, was er von der Welt sah.
    Er merkte, dass er nach hinten fiel, fühlte aber keinen Aufschlag. Nur noch Nihals Bild hatte er vor Augen. Sie lächelte ruhig, die Lanze fest in der Hand. Sennar betrachtete sie und streckte eine Hand zu ihr aus. Anders als an dem Nachmittag, an dem er sie gerufen und auf halbem Weg zwischen den beiden Welten getroffen hatte, berührten seine Finger nun warme, weiche Haut. Vor Freude weinte er.
    »Kann ich nun zu dir kommen?«, raunte er. Nihal nahm seine Hand und berührte damit
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