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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Autoren: Licia Troisi
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ihr Gesicht, ließ ihre Wange in seiner Handfläche ruhen und bebte bei dieser Berührung. »Ja«, antwortete sie mit glänzenden Augen. »Jetzt kannst du kommen.«
    Stumm wohnte Lonerin der Szene bei. Viel konnte er nicht erkennen, bloß ein grelles Licht, begleitet von einem eigenartigen Wohlgefühl. Theana war in all diesem Weiß nur als undeutliche Gestalt auszumachen, die eine Lanze fest in der Hand hielt und auf die Bestie richtete.
    Dann wurde es plötzlich dunkel, und um sie herum war nur noch grenzenlose Finsternis. Auf allen vieren, mit zitternden Armen und auf Knien, die ihn kaum noch tragen wollten, bewegte sich Lonerin zu der Stelle, wo sie gestanden hatte. »Theana, Theana ...«
    Da sah er sie am Boden liegen, kroch zu ihr, nahm ihren Kopf in die Hände und rief verzweifelt ihren Namen.
    Sie schlug langsam die Augen auf. »Nihal ...«, murmelte sie.
    Lonerin drückte sie fast gewaltsam an sich und machte mit seinen Tränen all der Anspannung und Furcht Luft, die ihn bei dem Gedanken, sie zu verlieren, gequält hatten. Theana umarmte ihn sanft, und so lagen sie da, eng umschlungen, inmitten dieses zertrümmerten Saales, der schon Teil der Vergangenheit war.
    Als die Lanze ihre Kraft entfaltete, drückte Learco San so fest wie möglich an sich. Die Wände lösten sich auf, und auch die grotesken Gestalten der wenigen noch lebenden Assassinen verloren sich in diesem gleißenden Licht. Er musste blinzeln, so als schaue er in die grelle Sonne, und erkannte dennoch im Zentrum dieses Lichts die Umrisse der Bestie, die sich in Schmerzen wand und zuckte.
    Dann geschah das Wunder.
    Learco begriff, was da vor sich ging, konnte es aber nicht glauben. Seit sie diesen unheilvollen Ort betreten hatten, hatte er im Grunde nie wirklich Hoffnung gehabt. Gewiss, er hatte gekämpft, weil es die Situation so verlangte, doch im
    Grunde seines Herzens gespürt, dass es aus war, dass der kurze Traum, den er erleben durfte, schon gestorben war, bevor er richtig angefangen hatte. Und was er jetzt sah, verschlug ihm vollends den Atem. Nach und nach traten aus dem Leib der Bestie wieder Dubhes Züge hervor, und eine grenzenlose Erleichterung überkam ihn. Er rief nach ihr, ein Schrei, der diese unwirkliche Stille zerriss. Dann erlosch das Licht.
    Er spürte Sans Zittern an seiner Brust und wie er die kleinen Hände in seinen Arm krallte. »Was war das? Was war das?«, fragte er ängstlich.
    Als sich in der unnatürlichen Stille die Finsternis langsam hob, bemerkte Learco am Boden zwei ineinander verschlungene Körper, von denen das Geräusch eines befreienden Weinens zu ihm drang. Daneben ein alter Mann in einem Magierkittel, der so friedlich auf dem Rücken am Boden ruhte, als schlafe er. Und ebenfalls nicht weit entfernt, zusammengerollt wie ein Fötus, eine weitere Gestalt, die laut keuchend ein- und ausatmete. Das war sie.
    Learco machte sich von San los und hastete zu ihr.
    Dubhes Gesicht war blass, doch durchdrungen von einem Frieden, den er noch nie bei ihr gesehen hatte. Ihre Vergangenheit war gezeichnet von Ängsten und Widrigkeiten. Vielleicht war es ihr jetzt vergönnt, noch einmal neu geboren zu werden und ein Leben zu führen, in dem sie nicht auf ewig mit Schuldgefühlen gestraft war. Vielleicht würde die Liebe, die sie beide verband, nun den gemächlichen ruhigen Verlauf echter, tiefer Gefühle nehmen können. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, drehte sie sanft zu sich um und sah, dass sie ein wenig die Augenbraue hob. Als er ihr das Haar aus der Stirn strich, erkannte er sie zum ersten Mal so, wie sie tatsächlich war. Die Wirkung des Zaubertranks, den sie während ihres Aufenthalts bei Hof genommen hatte, war längst verflogen, und ihr Haar war nun so, wie sie es immer getragen hatte. Sie sah genauso aus, wie er sie von jenem Tag in Erinnerung hatte, als sie, noch ein
    kleines Mädchen, einem Massaker beiwohnen musste, an dem auch er beteiligt war. Sie ist wunderschön, dachte er, schöner sogar noch, als er sie in Erinnerung hatte.
    Langsam öffnete sie die Augen, dunkle, tiefgründige Augen. Diese melancholische Tiefe würde nie ganz verschwinden aus ihrem Blick, weil auch die Zeit nicht alle Wunden heilte, aber sie würde nun Gelegenheit haben, die Abgründe mit vielen anderen Dingen zu überbrücken, würde den Schmerz nutzen können, um Neues keimen zu lassen.
    Dubhe erkannte ihn, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Mühsam zog sie sich hoch und schlang ihm verzweifelt, so wie sie es in dem Raum
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