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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske
Autoren: Minette Walters
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seine Schultern. »Wo warst du, Jack?« Sie schüttelte ihn, als er nicht antwortete. »Es hatte mit Mathildas Weinen zu tun und vermutlich auch mit ihrem Testament, obwohl du das zu dem Zeitpunkt noch nicht wusstest.« Er fühlte förmlich, wie ihre Gedanken arbeiteten. »Deshalb musstest du an dem Wochenende weg, ohne mich wissen zu lassen, wohin.« Sie sah ihm forschend ins Gesicht. »Aber sie hätte doch gut und gern noch zwanzig Jahre leben können, wieso hat sie dir dann schon jetzt etwas gesagt, das erst nach ihrem Tod Bedeutung gewonnen hätte?«
    »Sie hatte nicht die Absicht, es mir zu sagen. Und ich habe mir das, was sie zu sagen hatte, auch nur sehr widerwillig angehört.« Er seufzte. Früher oder später würde Sarah erfahren, dass er bei ihrem Vater gewesen war, und auch, warum er dort gewesen war. »Ungefähr ein Jahr nach Joannas Geburt bekam sie ein zweites Kind von Paul Marriott, eine Tochter, die sie zur Adoption freigab. Aus allen möglichen Gründen redete sie sich ein, du wärst ihre verlorene Tochter, und sagte mir, sie habe ihr Testament zu deinen Gunsten geändert.« Er lächelte schief. »Ich war so entsetzt, dass ich im ersten Moment völlig ratlos war. Sollte ich den Mund halten und dich einfach unberechtigt erben lassen? Oder sollte ich ihr die Wahrheit sagen und ihre Illusionen zerstören? Ich beschloss, erst einmal abzuwarten, und fuhr zu deinem Vater, um ihn zu fragen, ob er irgendein Papier hätte, das ich ihr zeigen könnte.« Er schüttelte mit ironischer Miene den Kopf. »Aber als ich zurückkam, war Mathilda tot, die Polizei suchte krampfhaft nach einem Mordmotiv, und ich war der einzige, der wusste, dass Mathilda dir ein Vermögen hinterlassen hatte. Es war der reinste Alptraum. Ich sah nur, dass wir beide als Mörder verhaftet werden würden, wenn ich nicht den Mund hielt. Wir konnten nicht beweisen, dass ich dir nichts von dem Testament gesagt hatte, und du hattest kein Alibi. « Er lachte leise. »Dann hast du mich aus heiterem Himmel rausgeschmissen, und ich hielt es für das beste, zu gehen und dich in dem Glauben zu lassen, ich sei nichts weiter als ein mieser Hund. Du warst so verletzt und wütend, dass du ausnahmsweise einmal gar nicht versucht hast, deine Emotionen zu verbergen, und Cooper eine kräftige Dosis nackter Ehrlichkeit eingeflößt bekam. Du hast alle deine Gefühle vor ihm bloßgelegt, vom Schock über das Testament bis zu deiner völligen Bestürzung darüber, dass ich Mathildas Porträt hatte malen können, ohne dass du etwas davon wusstest.« Er lachte wieder. »Du hast uns beide rausgehauen, ohne zu wissen, was du tatest.«
    »Vielen Dank«, sagte sie kurz. »Und was wäre geschehen, wenn ich über deinen Auszug überglücklich gewesen wäre?«
    Er l ächelte verschmitzt. »Dagegen hab ich mich gleich rückversichert, indem ich bei Joanna einzog. Sie sieht besser aus als du, da musstest du ja eifersüchtig werden.«
    »Quatsch.« Sie erklärte nicht, ob ihre Verachtung Joannas Aussehen oder der Eifersucht galt. »Hat Mathilda Jane gesagt, dass sie ein Kind von Paul hatte? Was war der Grund für die Auseinandersetzung?«
    Er nickte. »Aber ihr sagte sie, es sei ein Junge gewesen.«
    Sarah seufzte. »Dann war es wahrscheinlich überhaupt nicht wahr. Das Kind kann genauso ein Produkt ihrer Phantasie gewesen sein, wie es der Selbstmord ihres Onkels war.« Sie zuckte die Achseln. »Oder sie hat es abtreiben lassen oder das arme kleine Ding nach der Geburt getötet. Ich glaube, es passte ihr einfach in den Kram, das Mädchen wiederaufleben zu lassen, um eine Erbin zu produzieren, die von so starken Schuldgefühlen gequält wurde, dass sie sie auch nach ihrem Tod noch gängeln konnte.« Sie wandte sich wieder dem Porträt zu. »Sie hat uns alle auf diese oder jene Weise gebraucht und missbraucht, und ich weiß nicht, ob ich noch weiter von ihr manipuliert werden möchte. Was soll ich Jane und Paul sagen, wenn sie mich fragen, warum sie mir ihr Geld hinterlassen hat?«
    »Nichts«, sagte er schlicht. »Es ist ja nicht dein Geheimnis, Sarah, es ist meines. Duncan hat dir wenigstens einen guten Dienst erwiesen, indem er ihre Tagebücher vernichtet hat. So hast du die Freiheit, ihr ein Monument nach deinem eigenen Belieben zu schaffen. In zehn Jahren wird man sie in Fontwell nur noch als großzügige Wohltäterin ansehen, weil es keinen gegenteiligen Beweis geben wird.« Er umschloss ihr Gesicht mit seinen Händen.
    »Lass sie jetzt nicht im Stich, Liebes. Ganz
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