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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske
Autoren: Minette Walters
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mitzuteilen. Aber wie ich Ihnen schon sagte, es war die Angst, die sie getötet hat. Ein mutiger Mann hätte gesagt: Dann mach es doch publik, verdammt noch mal, und geh zum Teufel. «
    Cooper konnte ihm nicht mehr folgen. »Ich verstehe nicht.«
    »Sie sagte zu Jane Marriott, ehe irgendetwas sich bessern würde, würde erst einmal alles noch viel schlimmer werden, weil sie wisse, dass James ihre persönlichen Papiere gelesen hatte - ihr kam gar nicht der Gedanke, dass ich es gewesen sein könnte. Und danach sagte sie, sie habe nicht die Absicht, noch länger zu schweigen.« Er faltete die Hände. »Da bin ich natürlich rübergegangen, sobald Jane weg war, und habe sie gefragt, was sie damit gemeint habe, als sie sagte, sie habe nicht die Absicht, noch länger zu schweigen.« Sein Gesicht war grau vor Erschöpfung. »Sie nahm die Schandmaske und hielt sie mir höhnisch vors Gesicht. Mathilda Cavendish und Mathilda Gillespie haben ihre Tagebücher nicht zum Spaß geschrieben, Duncan. Sie haben alles aufgeschrieben, um sich eines Tages rächen zu können. Sie werden sich den Mund nicht stopfen lassen. Dafür werde ich sorgen .« Er machte eine kurze Pause. »Sie war wirklich wahnsinnig«, sagte er wieder, »und sie hat es auch gewusst. Als ich sagte, ich würde ihr einen Arzt holen, lachte sie mich aus und zitierte Macbeth. Sie bedarf des Beicht'gers mehr noch als des Arztes . « Er hob wie kapitulierend die Hände. »Und ich dachte, dass wir alle, die wir durch ihre Tagebücher vernichtet werden würden, das Beicht'gers mehr bedurften als des Arztes, und da entschloss ich mich, an diesem schrecklichen Nachmittag - Gott zu spielen.«
    Cooper war h öchst skeptisch. »Aber Sie müssen das alles im Voraus geplant haben, denn Sie haben ja schon vorher die Schlaftabletten gestohlen.«
    Er seufzte. »Die waren für mich - oder Violet - oder uns beide.«
    »Und warum haben Sie es sich dann doch anders überlegt?«
    »Sergeant, ich bin, wie Sie richtig sagen, ein Feigling, und mir wurde klar, dass ich die Tagebücher nicht vernichten konnte, ohne auch sie zu vernichten. Sie war das Gift, die Tagebücher waren nur seine äußere Manifestation. Wenigstens habe ich den anderen dazu verholfen, ihre Würde zu bewahren.«
    Cooper dachte an die, die ihm am Herzen lagen, Jack und Sarah, Jane und Paul Marriott; vor allem Ruth.
    »Aber nur wenn Sie sich schuldig bekennen, Mr. Orloff, sonst wird das alles vor Gericht ans Licht kommen.«
    »Ja. Das zumindest schulde ich Violet«, sagte er.
    Es ist schlie ßlich ganz einfach, einen Mann zu manipulieren, wenn er nichts weiter will als etwas so Wertloses wie Liebe. Liebe ist leicht zu geben, wenn nur in den Körper eingedrungen wird, aber nicht in den Geist. Mein Geist kann allem standhalten. Ich bin Mathilda Cavendish, und was kümmert es Mathilda, wenn alles, was sie fühlt, Verachtung ist?
    Der Mensch, der stolze Mensch,
    In kleine, kurze Majest ät gekleidet,
    Vergessend, was am mindsten zu bezweifeln,
    Sein gl äsernes Element, wie zornge Affen
    Spielt solchen Wahnsinn gaukelnd vor dem Himmel,
    Dass Engel weinen.
    Wenn Engel weinen, hat Mathilda keine Spur davon gesehen. Sie weinen nicht f ür mich ...

20
    Jane Marriott legte den H örer auf und griff sich mit zitternder Hand an den Mund. Sie ging ins Wohnzimmer, wo ihr kranker Mann in der Wintersonne, die durch das Fenster strömte, auf dem Sofa lag. Sie setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. »Eben war Sergeant Cooper am Telefon«, sagte sie. »Man hat James Gillespie heute Morgen tot in seiner Wohnung gefunden. Wahrscheinlich Herzinfarkt.«
    Paul sagte kein Wort, starrte nur in den Garten hinaus.
    »Er hat gesagt, wir brauchen keine Angst mehr zu haben, niemand wird je etwas erfahren. Er hat auch gesagt« - sie hielt kurz inne -, »dass das Kind ein Mädchen war. Mathilda hat gelogen, als sie sagte, es wäre ein Junge.« Sie hatte Paul nach dem Gespräch mit Sergeant Cooper in der Praxis alles erzählt.
    Eine Tr äne quoll aus seinem Auge. »Es tut mir so leid.«
    »Um James?«
    »Um - alles. Wenn ich gewusst hätte -« Er schwieg.
    »Hätte das etwas geändert, Paul?«
    »Wir hätten uns die Last teilen können. Du hättest sie nicht allein tragen müssen.«
    »Es hätte mich vernichtet«, sagte sie aufrichtig. »Ich wäre nicht damit fertig geworden, dass du von dem Kind weißt.« Sie sah ihm forschend ins Gesicht. »Mit der Zeit hätte Mathilda in deinen Augen gewonnen, und ich verloren.«
    »Nein.« Seine blaugeäderte
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