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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske
Autoren: Minette Walters
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für deine Gedanken«, sagte er schließlich.
    »Wie bitte?« Sie drehte sich nach ihm um.
    »Woran hast du gedacht?«
    »Ach, nichts -« Sie schüttelte den Kopf. » Gar nichts eigentlich.“
    »An Kinder?« fragte er ohne den üblichen Anflug von Ironie.
    Sie trat in die Mitte des Raums und betrachtete das Portr ät Mathildas. »Ja, okay, du hast recht, aber du brauchst keine Angst zu haben. Ich habe nicht mit Sehnsucht daran gedacht. Im Gegenteil, ich hab gedacht, dass du von Anfang an recht gehabt hast, und Kinder doch eine ziemliche Last sind. Sie machen einem nichts als Kopfzerbrechen und Kummer, und das möchte ich mir eigentlich lieber ersparen.«
    »Schade«, murmelte er, während er seinen Pinsel in Terpentin tauchte und dann auf Krepppapier abwischte, »ich hab gerade angefangen, mich an die Vorstellung zu gewöhnen.«
    Sie bem ühte sich, einen leichten Ton beizubehalten. »Die meisten deiner Scherze kann ich ganz gut vertragen, Jack, aber nicht, wenn es um Kinder geht. Sally Bennedict hat jegliche Glaubwürdigkeit, die du in dieser Hinsicht vielleicht besessen hast, an dem Tag zerstört, an dem sie deinen kleinen Fehltritt beseitigt hat.«
    Sein Gesicht wurde sehr nachdenklich. »Nur interessehalber, genieße ich hier eine Sonderstellung, weil ich ein Mann bin, oder hast du vor, auch Ruth auf diesen Trip zu schicken?«
    »Das ist doch was ganz anderes.«
    »Findest du? Das sehe ich nicht so.«
    »Ruth hat schließlich nicht ihren Ehemann hintergangen«, murmelte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Dann sprechen wir aber nicht über Kinder, Sarah, oder darüber, ob ich das Recht habe, meine Meinung zu ändern, sondern wir sprechen von Untreue. Das sind zwei ganz verschiedene Dinge.«
    »Für dich vielleicht. Für mich nicht. Bindung ist Bindung, ob man sich nun an einen Menschen bindet oder an eine Überzeugung. Wieso hast du dir überhaupt nichts dabei gedacht, deine Geliebte zu schwängern, während du bei deiner eigenen Frau immer auf Verhütung bedacht warst?« Zwei rote Flecken brannten auf ihren Wangen, und sie wandte sich abrupt ab. »Ach, vergessen wir's. Ich möchte nicht mehr drüber reden.«
    »Warum nicht?« entgegnete er. »Ich finde das sehr interessant.« Er faltete die Hände hinter seinem Kopf und lächelte amüsiert. »Du hast mir in den letzten zwölf Monaten das Leben ganz schön zur Hölle gemacht. Reißt mich ohne Vorwarnung, ohne dass irgendetwas zwischen uns besprochen worden wäre, aus London raus und verpflanzt mich hier mitten in die Prärie, etwa nach dem Motto, friss oder stirb, Jack, du bist ja bloß mein beschissener Ehemann .« Seine Augen wurden schmal. »Ich musste mit ansehen, wie Cock Robin Hewitt hier in meiner Küche rumstolzierte, dir schöne Augen machte, und mich wie den letzten Dreck behandelte. Ich hab mir lächelnd angehört, wie geistige Zwerge meine Arbeit runtergeputzt haben, weil ich ja blo ß der Penner bin, dem nichts lieber ist, als sich von seiner Frau aushalten zu lassen. Und zu allem Überfluss musste ich auch noch Keith Smolletts Vorträge über deine Tugendhaftigkeit über mich ergehen lassen. In dieser ganzen Zeit hat nur ein einziger Mensch mich wie ein menschliches Wesen behandelt - und das war Mathilda. Wäre sie nicht gewesen, ich wäre im September gegangen und hätte dich im Saft deiner Selbstgerechtigkeit schmoren lassen.«
    Sie wandte ihm noch immer den R ücken zu. »Warum hast du es nicht getan?«
    »Weil ich, was sie mir immer wieder vor Augen hielt, dein Mann bin. Herrgott noch mal, Sarah, weshalb hätte ich dich denn heiraten sollen, wenn ich nicht geglaubt hätte, dass unsere Beziehung etwas Besonderes ist? Ich musste dich nicht heiraten. Niemand hat mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Ich wollte es.«
    »Aber warum - ?« Sie brach ab.
    »Warum ich Sally geschwängert habe, meinst du? Das war ich nicht. Ich habe mit diesem schrecklichen kleinen Luder nicht mal geschlafen. Ich habe ihr Porträt gemalt, weil sie glaubte, ich würde ganz groß rauskommen, nachdem der Bond-Street-Mensch mir das erste und einzige Bild abgekauft hatte.« Er lachte ohne Erheiterung. »Sie hat gehofft, über mich Karriere machen zu können, wie sie immer versucht, über den Ruhm anderer Karriere zu machen. Genauso hab ich sie natürlich gemalt - eine faule Schmarotzerin, die sich einbildet, ihr müsste alles in den Schoß fallen. Seitdem hasst sie mich wie die Pest. Wenn du mir gesagt hättest, dass sie behauptete, ich wäre der Vater ihres ungewollten
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