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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske
Autoren: Minette Walters
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Hand umschloss die ihre. »Die Geschichte mit ihr war in jeder Hinsicht nur ein flüchtiger Wahnsinn. Selbst wenn ich von dem Kind gewusst hätte, hätte es nichts geändert. Ich habe immer nur dich geliebt.« Seine Augen wurden feucht. »Im Übrigen glaube ich, dass dein erster Instinkt richtig war, Jane, und Mathilda das Kind getötet hatte. Ihren Worten kann man keinen Glauben schenken. Sie hat viel häufiger gelogen als die Wahrheit gesagt.«
    »Nur dass sie ihr Vermögen Sarah hinterlassen hat«, entgegnete Jane, »und Sergeant Cooper sagte, das Kind sei ein Mädchen gewesen. Wenn nun Sarah -?« Sie brach ab und drückte ihm ermutigend die Hand. »Es ist nie zu spät, Paul. Was meinst du, würde es schaden, ein paar taktvolle Fragen zu stellen?«
    Er wandte seinen Blick von ihrem fragenden Gesicht und dachte, Coopers Fu ßstapfen folgend, flüchtig über die Launenhaftigkeit des Schicksals nach. Sein Leben lang hatte er geglaubt, kinderlos zu sein, und jetzt, da er siebzig war, sagte ihm Jane, er sei Vater. Aber wessen Vater? Vater eines Sohns? Einer Tochter? Oder hatte Mathilda auch hier gelogen, wie sie so oft gelogen hatte? F ür ihn selbst spielte es kaum eine Rolle - er hatte sich längst mit seiner Kinderlosigkeit abgefunden -, über Janes Leben jedoch würde Mathilda immer einen langen, bösen Schatten werfen. Es gab keine Garantie dafür, dass das Kind, wenn es überhaupt existierte, sich über das plötzliche Eindringen leiblicher Eltern in sein Leben freuen würde. Er hätte es nicht ertragen können, Janes Hoffnungen in dieser Hinsicht so zerstört zu sehen, wie ihre Hoffnung auf seine Treue zerstört worden war. War es letztendlich nicht besser, in einer Illusion von Glück und Zufriedenheit zu leben, statt in der schrecklichen Gewissheit verratenen Vertrauens?
    »Du musst mir versprechen, dass du niemals etwas sagen wirst.« Er neigte seinen Kopf nach hinten und rang um Atem. »Wenn ich ihr Vater bin, dann hat Mathilda es ihr nie gesagt, sonst wäre sie gewiss aus eigenem Antrieb hierhergekommen. Sie hat schon einen Vater, der sie liebt und der sie großartig aufgezogen hat. Zwing sie nicht, zwischen uns zu wählen. Zurückweisung tut so weh.«
    Jane strich ihm das sch üttere Haar aus der Stirn. »Vielleicht ist es wirklich am besten, wenn manche Geheimnisse nie gelüftet werden. Wollen wir das hier miteinander teilen und ab und zu ein bisschen träumen?« Sie war eine kluge und großherzige Frau, die ganz beiläufig anerkannte, dass eben Mathildas Verrat ihr Einblicke in sich selbst und in Paul gestattete, die sie vorher nicht gehabt hatte. Letztendlich, dachte sie, gab es jetzt weniger zu betrauern als zu feiern.
    Joanna sa ß dort, wo ihre Mutter immer gesessen hatte, in dem hartlehnigen Sessel neben der Fenstertür. Sie neigte leicht den Kopf zur Seite, um Sergeant Cooper anzusehen. »Weiß Dr. Blakeney von diesem Gespräch?«
    Er sch üttelte den Kopf. »Nein. Ich hoffe vielmehr, dass Sie den ersten Schritt tun werden und ihr anbieten, von einer Anfechtungsklage gegen das Testament abzusehen, wenn sie sich bereit erklärt, die Absichten Ihrer Mutter, wie sie sie in ihrem Brief an Ruth dargelegt hat, zu erfüllen. Ein bisschen Öl auf stürmische Wogen wäre nicht schlecht, Mrs. Lascelles, und es ist im Interesse aller, dass Sie diese traurige Angelegenheit hinter sich lassen und nach London zurückkehren, wohin Sie gehören.« »Es ist auf jeden Fall in Dr. Blakeneys Interesse. In meinem nicht.« »Ich dachte mehr an Ihre Tochter. Sie ist noch sehr jung, und der Tod ihrer Großmutter hat sie weit mehr erschüttert, als Ihnen klar zu sein scheint. Es wäre« - er suchte nach einem Wort - »hilfreich, wenn Sie eine freundschaftliche Regelung suchten, statt einer langen und schmerzhaften Auseinandersetzung. Anwälte haben eine unangenehme Art, Dinge ans Licht zu fördern, die besser begraben bleiben sollten.“
    Sie stand auf. »Ich habe wirklich keine Lust, das weiter mit Ihnen zu diskutieren, Sergeant. Es geht Sie nichts an.« Die hellen Augen bekamen einen hässlichen harten Blick. »Sie haben sich von den Blakeneys genauso einwickeln lassen wie meine Mutter, und schon aus diesem Grund werde ich nicht freundschaftlich mit ihnen verhandeln. Es ist mir immer noch unbegreiflich, dass Sie Jack Blakeneys Angriffe auf mich und Ruths Diebstähle ungeahndet lassen wollen, und ich werde dafür sorgen, dass mein Anwalt Ihren Chief Constable darauf aufmerksam machen wird. Mir ist völlig klar, dass Dr.
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