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Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Titel: Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
Autoren: Andrew Peterson
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PROLOG
    Der warme Lichtschein im Fenster der Hütte vermittelte ein trügerisches Gefühl von Behaglichkeit, aber der Schrei, der nach draußen drang, sprach die nackte Wahrheit. Der FBI-Agent war mit Bindedraht an den Stuhl gefesselt. Man hatte ihn übel zugerichtet – geschwollene Augen, zerschmetterte Wangenknochen, ausgeschlagene Zähne und noch schlimmere Verletzungen. Sechs abgetrennte, beiseitegetretene Finger lagen über den Bretterboden verstreut. Die Luft in der Hütte roch nach Zigarrenrauch und verbranntem Fleisch – kein Wunder bei den zahlreichen Verbrennungen, die wie winzige Brandzeichen über beide Arme und die Brust des Mannes verliefen. Er hatte so lange am Bindedraht gezerrt, bis seine Handgelenke und Knöchel bluteten.
    »Er ist schon wieder bewusstlos.« Ernie Bridgestone packte den Mann an den Haaren und riss seinen Kopf zurück. Bridgestone, ehemaliger Ausbilder beim Marine Corps, war groß und schlank und hatte einen dünnen Schnurrbart, kurz geschorene dunkle Haare und ein von Akne entstelltes Gesicht.
    »Lass ihn, er hat genug.« Leonard Bridgestone überragte seinen jüngeren Bruder um Haupteslänge und wog knapp dreißig Kilo mehr. Abgesehen von ihrer Kleidung, die aus blutbefleckten T-Shirts, alten Tarnanzügen und Kampfstiefeln bestand, hatten sie äußerlich nur die hellblauen Augen gemeinsam – ein Geschenkvon ihrer Mutter. Was sie von ihrem Vater hatten, darüber sprachen sie nicht.
    Ernie ließ den Mann los. »Eins muss man dem Arschloch ja lassen – so lange wie er hätte ich nie durchgehalten.«
    »Hoffentlich musst du es nie herausfinden.« Leonard war ein ehemaliger Army Ranger. Im Gegensatz zu seinem Bruder konnte er mehrere Auszeichnungen aus dem ersten Golfkrieg vorweisen – einen Silver Star, zwei Purple Hearts und ein Navy Cross, Letzteres, weil er einen abgestürzten Hornet-Piloten gerettet hatte. Er nahm einen 20-Liter-Benzinkanister und schüttete den Inhalt in der spartanisch eingerichteten Hütte aus, wobei er ein paar Liter für den Gefangenen aufsparte. Dann hielt er den Behälter dicht über den Kopf des FBI-Agenten und neigte ihn mit der Öffnung nach vorne. Als sich die ätzende Flüssigkeit über ihn ergoss, zitterte und stöhnte der Mann.
    Während drinnen die Benzindämpfe die Luft verpesteten, fing es draußen stärker zu regnen an. Ein Blitz tauchte die Fenster für einen kurzen Moment in weißes Licht, dann gleich noch einmal. Eine halbe Sekunde später ließ der Donner die Scheiben erzittern.
    »Wirklich ein Jammer, dass wir die Bude abfackeln müssen«, sagte Ernie.
    Leonard zog die Vorhänge auseinander und sah zum Fenster hinaus. In der heraufziehenden Morgendämmerung zeichneten sich die Berge der Sierra Nevada ab. »Ich denke mal, wir haben höchstens drei Tage. Der Typ hat gesagt, er hätte vor fünf Tagen das letzte Mal bei seinen Vorgesetzten Bericht erstattet, und dass er sich mindestens einmal die Woche melden muss.«
    »Aber Lester hat ihn gestern im Ort gesehen. Vielleicht hat er bereits mit seinen Leuten gesprochen.«
    »Nein, das hätte er uns bestimmt gesagt. Er hat ja schon nach dem zweiten abgetrennten Finger zugegeben, dass er vom FBI ist. Was wir mit ihm gemacht haben, hält keiner fünf Stunden lang aus, auf gar keinen Fall.«
    Ernie spuckte dem Mann ins Gesicht. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass dieses Arschloch uns reingelegt hat.«
    »Tja, ich schätze, jetzt sind wir quitt.«
    Ernie nahm die blutigen Geräte vom Tisch – eine Zange, einen Drahtschneider und einen Eispickel.
    »Lass sie liegen.«
    »Das sind wirklich gute Werkzeuge.«
    »Lass sie hier. Und lass dir von deiner Wut nicht das Gehirn vernebeln. Das hier hat nichts mit Rache zu tun.«
    »Womit denn dann, verdammt noch mal?«
    »Hör auf, Ernie.«
    »Du hast leicht reden.« Ernie warf die Zange wütend durch den Raum.
    Leonard konnte die aufgestaute Wut seines Bruders nachvollziehen. Während Ernies drittem Jahr im Militärgefängnis von Leavenworth hatten ihn ein paar Mitgefangene beinahe zu Tode geprügelt, weil er eine Schachtel Zigaretten gestohlen hatte. Nach diesem Vorfall musste Ernie für vierzehn Wochen ins Krankenhaus. Die ersten beiden Wochen lag er sogar im Koma.
    Der FBI-Mann regte sich stöhnend auf dem Stuhl. Leonard trat auf ihn zu und beugte sich zu ihm herab. »Willst du noch was sagen?«
    »Tötet mich … zuerst …«
    Leonard sah seinen Bruder an.
    »Hör nicht auf ihn. Er soll es bei vollem Bewusstsein spüren.«
    »Der
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