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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)
Autoren: Sam Millar
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die Tür zu sprengen. Ich hatte mit so etwas gerechnet, Karl. Ich habe die Chancen und Risiken immer wieder durchgespielt. Und ich hatte Sie gewarnt, dass wir in ein Schlamassel geraten könnten.«
    »Mir war nicht klar, dass Sprengstoff zum Einsatz kommen würde.«
    »Wenn wir uns an der Vorderseite des Gefängnisses Zugang zu dem Gerichtsgebäude verschaffen, sehen uns die Polizisten in der Antrim Road. Es wäre unmöglich, unbemerkt da reinzukommen. Es sei denn, natürlich, das Grundstück gehört einem, so wie Bob Hannah. Zweifellos konnte er kommen und gehen, wie es ihm beliebt, ohne Verdacht zu erregen.«
    »Ich …«
    »Hören Sie mal«, antwortete Brendan ungeduldig. »Nur ein Wort, und das Semtex verschwindet wieder in der Tasche. Aber ich versichere Ihnen hier und jetzt noch mal, es gibt keine andere Möglichkeit, diese Tür zu öffnen.«
    Karl leckte sich die trockenen Lippen. Sein Mund fühlte sich wie Baumwolle an. »Nein … nein, machen wir es. Aber seien Sie vorsichtig … bitte.«
    »Wir gehen durch den Tunnel zurück. Ich habe den Zeitzünder auf zwei Minuten eingestellt. Das ist Zeit genug«, sagte Brendan und hob den Rucksack hoch.
    »Hören die das da draußen nicht?«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Die dicken Mauern dämpfen die Explosion so einer winzigen Menge Sprengstoff vollkommen ab.«
    Karl machte mit der Taschenlampe in der Hand hastig kehrt, floh den Tunnel hinab und rechnete jeden Moment damit, dass der Schacht über ihm zusammenstürzen würde.
    »Wann ist es sicher?«, fragte Karl, der plötzlich noch schneller ging.
    »Wie lang ist ein Stück Schnur?«, antwortete Brendan. »Gehen Sie einfach weiter, bis ich es Ihnen sage.«
    »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun …«
    »Hoffnung hat damit nichts zu tun.«
    Etwas anderes als Hoffnung habe ich nicht,
dachte Karl.
    »Okay. Das ist weit genug«, verkündete Brendan zehn Sekunden später und blieb stehen. »Drücken Sie sich an die Wand, und halten Sie sich die Ohren zu.«
    Karl steckte sich die Finger in die Ohren und wartete. Jede Sekunde kam ihm wie eine Stunde vor.
    Plötzlich ertönte ein gedämpfter Laut in dem unterirdischen Gang; Karl spürte ein Beben, Staub und kleine Steinchen rieselten ihm auf den Kopf. Ihm schien, als wäre seine Wirbelsäule ein wenig verrutscht.
    »Das war’s«, sagte Brendan und klopfte sich den Staub ab. »Alles in Ordnung?«
    Karl schlug die Augen auf und blinzelte. Alles war merkwürdig still, wie Schnee, der auf einen See fiel. Überall herrschte graue Dunkelheit, während sich der Staub senkte und trübes Licht an der Stelle preisgab, wo die alte Tür gewesen war.
    »Verdammt noch mal. So ein Wahnsinn«, sagte Karl und schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Ich habe die Druckwelle der Explosion berechnet. Es bestand kein Grund zur Sorge«, sagte Brendan.
    »Kein Grund zur Sorge? Sagen Sie das der Taschenlampe«, sagte Karl und hielt die geborstene, nutzlose Leuchte hoch.
    »Scheiße! Die hätten wir verdammt noch mal gut gebrauchen können. So was ist mir noch nie passiert.«
    »Lassen Sie mich Willie anrufen, nur zur Sicherheit. Mal sehen, ob er die Explosion oben auf der Straße gehört hat.«
    »Sie verschwenden Ihre Zeit«, sagte Brendan, gab Karl aber ein Walkie-Talkie. »Willie kann die Explosion nicht gehört haben – und auch sonst niemand. Sie war zu gedämpft.«
    »Willie? Hörst du mich, Willie?«, fragte Karl in das Funkgerät. »Melde dich, Willie.«
    Nichts; nur statisches Rauschen.
    »Willie? Kannst du mich hören?«
    »Willie kann Sie nicht mehr hören, Karl«
, antwortete Robert Hannah mit gleichgültiger Stimme aus dem knisternden Walkie-Talkie.
»Er ist zu seinem Schöpfer heimgegangen.«

Kapitel Vierundvierzig
    »Und in des Grabes eis’ger Stille …«
    John Keats, The Living Hand
    »Hannah …?«, fragte Karl zögernd.
    Keine Antwort, nur Rauschen und verzerrtes Gelächter.
    »Hannah!«
, zischte Karl. »Was … was hast du … was hast du Willie angetan, du Dreckskerl?«
    »Angetan? Angetan ist genau das richtige Wort. Alles Ihre Schuld, Karl, wie ich hinzufügen möchte. Sie haben Silly Willie hierhergebracht, und er hat Ihren Namen verflucht, als ich ihm die Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt habe. Er hat gequiekt wie ein Schwein und dabei nach seiner Frau Isabel geschrien. Ich glaube, Isabel war der Name. Bei dem vielen Blut, das er gespuckt hat, konnte ich ihn kaum verstehen.«
    »Elender Dreckskerl!« Karl umklammerte das Walkie-Talkie
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