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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)
Autoren: Sam Millar
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dürfte dir einen Jameson mitbringen«, sagte Karl und lächelte, als er daran dachte, wie sehr sein Vater die Marke geliebt hatte.
    Cornelius trank aus der Tasse in Karls Hand, trank die dunkelorangerote Flüssigkeit und schmatzte nach jedem Schluck.
    »Karl …«
    »Ja, Dad?«
    »Karl …«, wiederholte Cornelius. »Er … er war ein guter Junge …«
    »Und du bist ein guter Vater, Dad. Der Beste der Welt«, sagte Karl, der etwas Unkontrollierbares in sich aufsteigen fühlte.
    Plötzlich packte Cornelius Karl an der Hand, zog ihn näher zu sich und flüsterte: »Lass … lass mich nicht … so leben, Karl. Versprich es mir.«
    »Was?« Karl wollte sich losreißen, doch der Griff seines Vaters war unglaublich stark.
    »Noch habe ich mein Gehirn. Noch kann ich lachen und weinen. Ich habe Gefühle! Aber um das alles ist es bald geschehen … lass mich nicht in der Dunkelheit dahinvegetieren … bitte … sag mir, dass du das Richtige tun wirst … wenn die Zeit gekommen ist …« Plötzlich waren Cornelius’ Augen hell und klar; der Nebel lichtete sich und verschwand.
    Karl schlang die Arme um seinen Vater, drückte ihn fest und dachte an eine Zeit, die eine Ewigkeit zurücklag, als ein kleiner Junge, der Angst vor der Dunkelheit und einem Monster mit Messer hatte, sich in einer Besenkammer versteckte und weinte.
    Es gibt kein Monster, Junge
, versicherte ihm sein Vater und nahm ihn zärtlich in die Arme.
Das Monster ist für immer fort. Ich lasse nicht zu, dass es dir jemals wieder etwas tut.
    Versprochen?
    Versprochen …
    »Ich … ich lasse nicht zu, dass dir ein Leid geschieht, Dad.«
    »Versprochen?«
     
    Draußen war es merklich kühler geworden, als Karl das fast menschenleere Gelände vor dem Pflegeheim betrat. Vereinzelte Bewohner und Angestellte schlenderten zur Kantine; der Geruch von Essen lag in der Luft.
    Irgendein Vogel – möglicherweise ein Rabe – balancierte auf dem dünnen Ast eines Baumes in der Nähe, nur wenige Schritte von Karl entfernt. Es schien, als würde der Vogel ihn beobachten.
    Karl wartete, bis alles um ihn herum still war, dann nahm er ein Taschentuch aus der Hosentasche und schnäuzte sich lautstark. Er tupfte sich die Tränen aus den Augen und flüsterte: »Versprochen.«

[zurück]
    Sam Millar wurde 1955 in Belfast geboren und trat als Teenager der IRA bei. Er verbrachte viele Jahre hinter Gittern, nachdem er auf dem Höhepunkt der Unruhen in Nordirland inhaftiert worden war. Wieder auf freiem Fuß, ging er in die USA, wo er 1993 einen der schwersten Raubüberfälle in der US-amerikanischen Geschichte initiierte und über sieben Millionen Dollar erbeutete. Millar wurde gefasst, später begnadigt und kehrte nach Belfast zurück, wo er seitdem Kriminalromane schreibt, für die er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde.
     
    Joachim Körber, Jahrgang 1958, arbeitet als Übersetzer und Verleger und hat neben dem ersten Band von Sam Millars Karl-Kane-Reihe u.a. Stephen King und Dan Simmons ins Deutsche übertragen. Er lebt in Bellheim.

Impressum
    © Atrium Verlag AG , Zürich, 2013
    Alle Rechte vorbehalten
    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
    Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel
The Dark Place
bei Brandon, Dingle und Unit3, London
    © Sam Millar 2009
    Aus dem Englischen von Joachim Körber
    Covergestaltung von Zero Werbeagentur, München
    Coverillustration FinePic®, München
    E-Book-Umsetzung: 2013
    ISBN 978-3-03792-038-1
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