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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut
Autoren: Catherine Coulter
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handelte. Deshalb zwang er sich, halbwegs ruhig zu antworten: »Ich wiederhole, Ryder, das alles ist totaler Blödsinn. Ihr Onkel, Theodore Burgess, ist ein grundsolider Mann, wie wir hier auf Jamaika sagen. Er genießt einen ausgezeichneten Ruf, hat ein angenehmes Wesen, und seine Geschäftspraktiken sind ehrlich. Er liebt seine Nichte und seinen Neffen sehr, und ich kann mir gut vorstellen, wie schmerzhaft das ganze boshafte Gerede über seine Nichte für ihn ist. Natürlich spricht er nie darüber, denn er ist ein echter Gentleman. Sein Aufseher ist allerdings von ganz anderem Kaliber. Der Kerl heißt Eli Thomas und ist ein Rohling, der die Sklaven grausamer als nötig behandelt.«
    »Wenn Onkel Burgess ein so feiner Mensch ist — warum hält er sich dann diesen Schurken von Aufseher?«
    »Das weiß ich nicht. Manche sagen, er bräuchte diesen Thomas, weil die Plantage andernfalls nichts einbrächte. Wissen Sie, Burgess selbst geht zu weich mit den Sklaven um.«
    »Und Charles Grammond verkauft seinen Besitz an den Onkel dieser Frau, an Theodore Burgess?«
    »Ja. Vielleicht hat Burgess einfach Mitleid mit Grammond und kauft die Plantage, um ihm und seiner Familie zu helfen. Burgess ist übrigens der jüngere Bruder von Miss Sophies und Master Jeremys Mutter.«
    »Wie kam es dazu, daß das Mädchen und der Junge hier auf Jamaika sind?«
    »Ihre Eltern sind vor fünf Jahren ertrunken, und der Onkel wurde zu ihrem Vormund bestimmt.«
    »Ich habe den Namen Stanton-Greville noch nie gehört. Sind sie Engländer?«
    »Ja. Sie lebten in Fowey, in Cornwall. Ein Verwalter kümmert sich jetzt um Haus und Ländereien, bis der Junge alt genug ist, alles selbst in die Hand zu nehmen.«
    Ryder dachte über all das nach, was er gehört hatte. Das Mädchen war also in Cornwall aufgewachsen. Und hier auf Jamaika war es zum Flittchen geworden. Seine Gedanken kehrten zu dem Punkt zurück, das ihn hergeführt hatte. Er bezweifelte sehr, daß die Probleme in Kimberly Hall irgendwelche übernatürlichen Ursachen hatten. O nein, Habgier war auf der ganzen Welt sehr weit verbreitet und gehörte offenbar auch zu den hiesigen Lastern. »Hatte Mr. Grammond irgendwelche Probleme, bevor er sich bereit erklärte, an diesen Burgess zu verkaufen?«
    »Nicht daß ich wüßte. Oh, ich sehe, welche Richtung Ihre Gedanken einschlagen, aber ich kann Ihnen da nicht zustimmen. Burgess hat, wie gesagt, einen guten Ruf. Er ist ehrlich und spendet viel für wohltätige Zwecke. Nein, falls Grammond in finanziellen Schwierigkeiten steckt oder mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat wie wir in Kimberly, so steckt mit Sicherheit nicht Burgess dahinter.«
    Ryder fragte sich unwillkürlich, ob Grayson sich auch über die Sherbrookes so positiv äußerte. Er hatte noch nie einen Mann gekannt, der solche Lobeshymnen tatsächlich verdient hätte. Nun, er würde sich bald ein eigenes Urteil bilden können. Die Insel war klein, und die vornehme Gesellschaft kam ständig zusammen. Er würde diesen edlen Mr. Burgess und dessen Nichte zweifellos demnächst kennenlernen.
    Grayson ritt jetzt landeinwärts, weg von der wohltuenden Brise am Wasser. Die Luft war schmutzig und geschwängert von dem widerlichen süßen Geruch des Zuckerrohrs. Von einem Hügel blickte Ryder zurück auf die Karibik: leuchtendes Blau, so weit das Auge reichte, an seichteren Stellen topasfarben, und silbergekrönte Wellen rollten dem weißen Strand zu. Er wünschte sich nichts sehnlicher als seine Kleider abzustreifen und im Meer zu schwimmen, bis er wie ein Stein untergehen würde.
    »Dieses ganze Land ringsum gehört den Sherbrookes, Sir. Ah, schauen Sie nur mal dort hinauf, zu den roten Kassien.«
    Er hörte, wie Ryder laut Atem holte, und lächelte. »Sie werden auch rosa Regenbäume genannt und sind gerade jetzt am schönsten. Es gibt auch goldene Regenbäume und Mangobäume und jede Menge Palmen. Direkt dahinter liegt das große Wohnhaus. Sie können es von hier aus nicht sehen, aber die Küste macht plötzlich eine scharfe Kurve und führt dicht an der Rückseite des Hauses vorbei.«
    Ryder atmete noch einmal tief durch.
    »Die meisten großen Plantagenhäuser auf Jamaika sind in der traditionellen Weise gebaut — drei Stockwerke und riesige dorische Säulen. Nur haben wir hier Terrassen und Balkone vor fast jedem Zimmer, um für frische Luft zu sorgen, verstehen Sie? Alle Schlafzimmer liegen nach hinten und sind mit Baikonen versehen, die auf das Meer hinausgehen. Der hintere Rasen
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