Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
fällt schräg zum Strand hinab und ist sehr gepflegt. Sie werden sogar bei größter Hitze gut schlafen können, obwohl Sie mir das im Augenblick bestimmt nicht glauben werden.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Ryder, während er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte.
    Es war fast Mitternacht. Ryder hatte sich eine gute Stunde im warmen Wasser der Karibik getummelt. Der Halbmond spendete weiches Licht, das sich in den Wellen widerspiegelte. Er fühlte sich erstmals wirklich wie im Paradies. An die schreckliche Nachmittagshitze wollte er lieber nicht denken.
    Sie war so wunderschön, die schwarze Himmelskuppel über ihm, so still und gewaltig, übersät mit unzähligen Sternen, daß er spürte, wie ihn ein Gefühl des Friedens durchflutete.
    Er war kein friedlicher Mensch. Deshalb war dieses Gefühl für ihn ungewohnt, aber alles andere als unangenehm. Er streckte sich nackt auf dem Rücken aus, obwohl er genau wußte, daß der Sand in Körperteile dringen würde, wo er sehr störte; aber im Moment war ihm das egal. Er rekelte sich, total entspannt, schloß die Augen und lauschte den Geräuschen, die er nie zuvor gehört hatte. Über den Koquito oder Baumfrosch hatte er viel gelesen und glaubte sein Gezirpe nun in der samtenen Dunkelheit zu hören, ebenso wie das Gurren einer Turteltaube. Er seufzte wohlig, denn jeder Laut trug zu seiner Entspannung, zu seinem Wohlbefinden bei.
    Es ist schon verdammt exotisch, dachte er und reckte sich wieder, mit dem Resultat, daß der Sand plötzlich schrecklich zu jucken begann. Er sprang auf, rannte laut platschend durch die Brandung, tauchte in die erste größere Welle und schwamm, bis er erschöpft war. Dann lief er langsam zum Strand zurück und merkte plötzlich, daß er einen wahren Heißhunger hatte. Beim Abendessen hatte er wegen der Hitze kaum etwas zu sich genommen, und auch das fremdartige Essen hatte seinen Appetit nicht gerade angeregt.
    Am Rand des Strandes wuchsen Kokospalmen. Ryder grinste, denn er hatte zuvor einen Schwarzen beobachtet, der auf einen dieser Bäume geklettert war. Ihm lief schon das Wasser im Munde zusammen, doch bald mußte er feststellen, daß es nicht so einfach war, wie es aussah, und schließlich stand er da, rieb sich einen zerkratzten Oberschenkel und blickte haßerfüllt zu den Kokosnüssen empor, die unerreichbar schienen.
    Dann fiel ihm jedoch ein, daß es für den Sohn eines englischen Grafen andere Möglichkeiten gab, an eine Kokosnuß zu kommen. Er fand einen Stein, zielte sorgfältig und wollte gerade werfen, als er etwas hörte.
    Es war weder ein Koquito noch eine Turteltaube. Ryder stand still, ließ langsam den Stein sinken und spitzte die Ohren. Da war es wieder, dieses merkwürdige dumpfe Stöhnen, das nichts Menschliches an sich hatte.
    Seine Füße waren zart, denn schließlich war er ein Engländer, aber es gelang ihm nichtsdestotrotz, sich zwischen den Palmen lautlos zu bewegen. Das Geräusch wurde lauter, als er sich dem Wohnhaus näherte. Er rannte leichtfüßig die Grasböschung hinauf und schlich seitlich um das Haus herum, bis er den vorderen Rasen überblicken konnte. Hinter einem Brotfruchtbaum versteckt, betrachtete er das wunderbar gepflegte Grundstück. Das Geräusch wiederholte sich, und dann sah er ein sonderbares Licht, das direkt aus dem Boden emporzusteigen schien. Es war ein schmaler blauer Lichtstreifen, der nach Schwefel roch, so als käme er geradewegs aus der Hölle, und das Stöhnen hätte durchaus von den dort eingeschlossenen Seelen stammen können. Ryder spürte, daß er eine Gänsehaut bekam und daß sich seine Nackenhaare sträubten. Er schüttelte heftig den Kopf. Dies war mehr als absurd. Hatte er nicht Grayson erklärt, daß es sich einfach um eine chemische Mixtur handeln müsse? So war es auch zweifellos. Es mußte einfach stimmen.
    In einem der Zimmer im zweiten Stock flackerte Kerzenlicht auf. Wahrscheinlich Grayson, der sich fast zu Tode ängstigte. Dann hörte er hinter sich ein Geräusch und drehte sich langsam um, den Stein wurfbereit in der Hand.
    Es war Emile Grayson.
    Ryder lächelte. Emile war ihm auf Anhieb sympathisch gewesen. Er mußte etwa in seinem Alter sein, ein intelligenter und ehrgeiziger junger Mann, kein bißchen abergläubisch, obwohl er seinem Vater während des Essens und der anschließenden Unterhaltung kein einziges Mal direkt widersprochen hatte.
    »Was ist das?« flüsterte Ryder hinter vorgehaltener Hand.
    »Ich weiß es nicht, möchte es aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher