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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut
Autoren: Catherine Coulter
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Jasminbäume entlang der Straße und das wunderbare Blau des Wassers, das man hin und wieder unerwartet zu sehen bekam, entzückten ihn. Er war froh, während der Über-fahrt viel gelesen zu haben. So hatte er jetzt wenigstens gewisse Kenntnisse über die hiesige Flora und Fauna. Von irgendwelchen verdammten Krokodilen war in den Büchern allerdings nicht die Rede gewesen.
    »Wir nähern uns Camille Hall«, sagte Grayson plötzlich fast im Flüsterton.
    Ryder hob eine Augenbraue.
    »Dort lebt sie, Sir — Sophie Stanton-Greville, meine ich. Sie lebt bei ihrem Onkel, sie und ihr jüngerer Bruder. Es gibt noch eine Plantage zwischen Camille Hall und Kimberly Hall, aber soviel ich weiß, will ihr Onkel sie bald kaufen und dadurch seinen Besitz erheblich vergrößern.«
    »Wer ist der Besitzer?«
    »Charles Grammond. Manche Leute sagen, er wolle nach Virginia ziehen — da ist einer der Kolonialstaaten im Norden —, aber für mich hört sich das wenig plausibel an, denn er weiß nichts über die Kolonien und deren Bräuche oder Lebensweise. Er hat vier Söhne, auf die sein Vaterherz aber nicht besonders stolz sein kann, denn sie sind weder ehrgeizig noch wollen sie arbeiten. Seine Frau soll schwierig sein, habe ich mir sagen lassen. Es ist schade, jammerschade.«
    Ryder war sicher, den Namen im Kaffeehaus gehört zu haben. Er sagte behutsam: »Diese Frau, diese Sophie Stanton-Greville, soll doch zur Zeit mit drei Männern ins Bett gehen. Ich glaube mich zu erinnern, daß dieser Charles Grammond einer davon ist.«
    Grayson errötete bis zu den Wurzeln seiner grauen Haare. »Sie sind doch erst angekommen, Sir.«
    »Es war das erste, was mir zu Ohren gekommen ist — in der Taverne, Gold Doubloon heißt sie, glaube ich. Man redete dort sehr ausführlich über dieses Thema.«
    »Nein, nein, Sir, sie ist eine Göttin, gut und rein. Es ist alles gelogen. Viele Männer hier sind keine Gentlemen.«
    »Aber das Gerücht gibt es doch?«
    »Ja, schon, aber Sie dürfen es nicht glauben, Ryder. Nein, es ist eine gemeine Lüge, weiter nichts. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Hier herrschen andere Gepflogenheiten als in England. Alle weißen Männer haben schwarze Mätressen. Sie werden als Haushälterinnen bezeichnet, und das gilt als ehrbare Stellung. Ich habe schon viele Engländer erlebt, die hierher gekommen sind, um als Buchhalter auf den Plantagen zu arbeiten oder anderweitig ihr Glück zu versuchen. Einige sind tatsächlich reich geworden, aber ob sie hier nun zu Geld kommen oder nicht — die meisten verändern sich jedenfalls. Sie heiraten und legen sich nebenbei Mätressen zu. Ihre Moral Vorstellungen ändern sich. Aber eine Dame bleibt stets eine Dame.«
    »Hat sich Ihr Leben hier auch verändert, Grayson?«
    »Ja, eine Zeitlang sicherlich. Ich war früher ein ziemlicher Draufgänger, aber meine Frau war Französin, und ich habe sie sehr geliebt. Erst nach ihrem Tod habe ich mich den hiesigen Bräuchen angepaßt und mir eine solche sogenannte Haushälterin genommen. Das Leben ist hier eben anders, Ryder, ganz anders.«
    Ryder entspannte sich in dem bequemen spanischen Sattel, schloß für einen Augenblick die Augen und atmete die frische salzige Meeresluft tief ein. Jetzt verdeckten keine Mangroven mehr die Sicht auf die Küste. »Warum verkauft Grammond denn Ihrer Meinung nach?« fragte er schließlich.
    »Da bin ich mir nicht sicher. Natürlich kursieren alle möglichen Gerüchte. Ich weiß nur, daß es ein plötzlicher Entschluß war. Angeblich sollen er und seine Familie schon nächste Woche wegziehen. Die Plantage ist durchaus rentabel, aber man behauptet, er hätte viel Geld an Lord David Lochridge verloren. Das ist ein Taugenichts, mit dem Sie auf keinen Fall Karten spielen dürfen. Es heißt, er hätte seine Seele dem Teufel verschrieben, und deshalb hätte er so unglaubliches Glück im Spiel.«
    »Hier gibt es genauso viel Gerede wie in England«, murmelte Ryder nachdenklich. »Und ich dachte, ich würde mich langweilen. Vielleicht wird es als Willkommensgruß für mich gleich heute nacht sogar irgendwelche mysteriösen Ereignisse geben. Irgend so ein Geisterspektakel — das würde mir Spaß machen. Soll nicht auch dieser junge Lord David einer ihrer Liebhaber sein?«
    Ryder dachte, daß Grayson gleich einen Schlaganfall bekommen würde. Er öffnete den Mund, verzichtete dann aber doch auf eine scharfe Erwiderung, weil ihm wahrscheinlich eingefallen war, daß es sich schließlich um seinen Brötchengeber
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