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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut
Autoren: Catherine Coulter
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er hatte für ihre Dummheit bezahlen müssen. Nun ja, auch sie selbst hatte dafür bezahlt, aber das war nichts Neues. Zum Glück war er offenbar nicht schwer verletzt, und sie selbst auch nicht. Der Schmerz in ihren Rippen ließ allmählich ein wenig nach, so daß sie sich wieder tiefer zu atmen traute.
    Onkel Theo entfernte sich von ihr, zog den Stuhl unter seinem kleinen Schreibtisch hervor, setzte sich und kreuzte die Beine an den Knöcheln. Die Arme auf dem flachen Bauch verschränkt, betrachtete er sie nachdenklich. »Dummheit paßt nicht zu dir, Sophie«, sagte er kopfschüttelnd. »Wie oft muß ich dir noch sagen, daß du gar keine andere Wahl hast als mir zu gehorchen? Loyalität mir gegenüber ist deine einzige Chance. Hast du dir überlegt, was aus dir und deinem heißgeliebten Jeremy geworden wäre, wenn man mich geschnappt hätte? Du bist minderjährig, und du bist die Inselhure; dir bliebe nichts anderes übrig als deinen Körper auf der Straße zu verkaufen, und Jeremy würde in einem Armenhaus landen. Bestenfalls könnte er sein Leben vielleicht als Lehrling eines Buchhalters fristen und in einem Massenquartier hausen. Nein, mein Fräulein, du wirst mich nie wieder hereinlegen, oder ich schwöre dir ...« Er sprang auf und ging wieder auf sie zu. Unwillkürlich drückte sie sich an die Wand, als er neben ihr in die Hocke ging. Er packte sie am Kinn und riß ihren Kopf zu sich herum. »Ich schwöre dir, Sophie, ich bringe dich um, wenn du so etwas noch einmal versuchst. Hast du mich verstanden?«
    Sie schwieg, aber er sah den Haß in ihren Augen und fuhr etwas sanfter fort: »Nein, ich werde nicht dich umbringen, sondern deinen armseligen Bruder. O ja, das ist es, was ich tun werde. Hast du mich jetzt verstanden?«
    »Ja«, murmelte sie. »Ja, ich verstehe nur allzu gut.«
    »Ausgezeichnet.« Er stand auf und streckte ihr eine Hand entgegen. Sie starrte seine langen, schmalen Finger mit den gepflegten Nägeln an, dann blickte Sie ihm in die Augen und stand langsam allein auf. Er ließ seine Hand sinken.
    »Du bist eigensinnig, aber das gefällt mir bei einer Frau ganz gut. Und dein Haß amüsiert mich. Wenn du meine Geliebte wärest, würde ich dich mit wahrer Wonne auspeitschen, bis dieser unverschämte Ausdruck aus deinen Augen verschwände! Geh jetzt wieder ins Bett. Ich muß Pläne schmieden. Endlich ist Ryder Sherbrooke hier. Mein Gott, ich habe lange darauf gewartet, daß Grayson den Earl of Northcliffe informieren und dieser jemanden herschicken würde. Und er hat seinen Bruder hergeschickt, genau wie ich gehofft hatte. Jetzt wird es Zeit, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ach ja, meine Liebe, nachdem du schon eine beträchtliche Anzahl nackter Männer gesehen hast, interessiert es dich vielleicht, daß der junge Sherbrooke wirklich gut gebaut ist. Ein Athlet, und sein Körper ist schlank und muskulös. O ja, du wirst feststellen, daß er ein stattliches Mannsbild ist.« Er starrte eine Weile vor sich hin. »Ich glaube, daß alles gut klappen wird, aber ich muß noch über einige Einzelheiten nachdenken. Dieser Mann ist kein Narr. Ich hatte mit einem zweiten Lord David gerechnet, aber Sherbrooke ist mit dem Tunichtgut nicht zu vergleichen. Morgen früh werde ich dir sagen, was du zu tun hast.«
    Um acht Uhr am nächsten Morgen versuchte Sophie, die vorderen Knöpfe an ihrem Kleid zu schließen. Jede Bewegung tat grausam weh. Die Haut über ihren Rippen hatte sich während der Nacht gelb und purpurrot verfärbt, und sie krümmte sich wie eine alte Frau, weil der Schmerz ihr fast den Atem raubte. Ihr Dienstmädchen hatte sie weggeschickt; Millie durfte sie nicht in diesem Zustand sehen, denn sonst würde es unweigerlich Gerede geben, und das konnte sie nicht zulassen.
    Wegen Jeremy konnte sie das nicht zulassen.
    Als es leise an ihre Tür klopfte und gleich darauf der Kopf ihres Bruders auftauchte, lächelte sie trotz ihrer Schmerzen. Jeremy betrat ihr Schlafzimmer. »Möchtest du nicht frühstücken? Du weißt ja, wie Onkel Theo ist. Bis zum Mittagessen bekommst du dann nichts mehr.«
    »Ja, ich weiß. Ich bin gleich mit diesen Knöpfen fertig.«
    Jeremy schlenderte in ihrem Zimmer herum, neugierig wie immer, energiegeladen wie jeder Neunjährige. Er war ständig in Bewegung, rastlos auf der Suche nach Beschäftigung und durchaus bereit, so hart wie ein Sklave zu arbeiten — nur daß er es natürlich nicht konnte.
    Sie hatte endlich den letzten Knopf geschlossen, stellte aber bei einem
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