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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin
Autoren: Petra Durst-Benning
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nochmals sämtliche Argumente vorgekaut zu bekommen, die für eine Heirat zwischen ihr und Alexander sprachen - mochten sie auch noch so wahr sein! Doch lange hielt sie ihre aufgesetzte Nonchalance nicht durch. »Für das Wohl der Saline heiraten, das soll ich!« spie sie Viola entgegen. »Aber das Sagen hat Georg!« Wie sie ihren Bruder in dem Moment hasste!
    Viola drehte sich auf dem Absatz um. Ihr Rücken war stocksteif, als sie noch einmal stehenblieb. »Es war ein Fehler, dich auch nur in die Nähe der Saline zu lassen. Ganz tief drinnen habe ich es immer gewusst. Aber Frederick …« Sie winkte verärgert ab. »Ob es dir passt oder nicht: Du kannst nicht bis in alle Ewigkeit auf Gut Rehbach leben, jetzt, wo Georg und Elisabeth verheiratet sind. Statt dessen solltest du deinem Vater ruhig ein wenig dankbar dafür sein, dass er sich so für dich einsetzt!« Sie holte nochmals Luft, behielt dann aber für sich, dass sie selbst es gewesen war, die Frederick in nächtelangen Diskussionen davon überzeugen musste, wie sinnvoll eine Verbindung der Graauws mit den Hohenweihes war. Von selbst wäre er wahrscheinlich in den nächsten hundert Jahren nicht darauf gekommen, seine einzige Tochter unter die Haube zu bringen! Zu ihrem Ärger über Dorothea gesellte sich ein weiterer über Frederick. Bevor er jedoch größer werden konnte, beschloss sie, sich den Tag nicht verderben zu lassen. Sie hob ihren Rocksaum an und ging langsam zurück zu den Feiernden. Dorotheas Nörgeleien konnten ihr heute gestohlen bleiben!
    Pikiert schaute Dorothea ihr nach. So bissig kannte sie ihre Stiefmutter gar nicht! Die Feierlichkeiten setzten ihr anscheinend stärker zu, als sie jemals zugeben würde. Und das, wo sie doch immer danach lechzte, Gut Rehbach zum Austragungsort für große Feste zu machen!
    Kaum war Dorothea wieder allein, setzte sie sich abermals nachlässiger hin. Nur mühselig hob sich ihre düstere Stimmung. Im Grunde genommen… Fredericks Gerede musste man nicht zwingend für bare Münze nehmen. Heiraten, pah! Niemand konnte sie schließlich zum Jasagen zwingen, oder? Und vom Hof jagen wie eine diebische Elster ließ sie sich auch nicht! Natürlich würde sie heiraten müssen, das wusste sie. Irgendwann. Und Alexander wäre dann sicher nicht die schlechteste Wahl, vor allem nicht für die Saline. Aber das hieß doch nicht, dass unnötige Eile angesagt war, oder? Zuerst einmal gehörte sie hierher, nach Rehbach. Und sonst nirgendwohin! Hatte Georg erst eingesehen, wie unentbehrlich ihr Wissen für die Saline war, würde er der erste sein, der gegen ihr Fortgehen protestierte!
    Sie stand auf und strich sich die Holzfasern vom Kleid. Ja, alles würde gut werden. Wenn sie darüber nachdachte … es war recht unhöflich von ihr gewesen, so einfach aus dem Zimmer zu stürmen und den beiden Männern jede Antwort schuldig zu bleiben. Gleich morgen würde sie ihrem Vater mitteilen, dass sie mit seiner Entscheidung einverstanden war. Und dann … dann würde sie sich Zeit lassen. Halt! Sie korrigierte sich. Sie würde die Zeit nutzen, das traf es besser. Genug zu tun gab es. Wenn es nach ihr ging, würde die Hochzeit frühestens in einem Jahr stattfinden. Oder in zweien oder dreien …
    Als sie Richtung Haus zurücklief, waren ihre Schritte zielstrebig und sicher. Violas Ermahnungen die Hochzeit betreffend waren an ihr abgeperlt wie Wasser an den Schwimmflossen der Schwäne, die im Teich hinterm Herrenhaus residierten. Sie hatte nicht im geringsten vor, wieder zur Hochzeitsgesellschaft zurückzukehren. Sie würde jetzt das tun, was sie jeden Sonntag tat!
    Wie ein Dieb schlich sich Dorothea zu einem Seitentor des Gartens hinaus. Sie eilte an den Stallungen vorbei und quer durch den Gemüsegarten in Richtung der fünf Sudhäuser. Einfach die lange, bequeme Birkenallee zu nehmen, die direkt auf den Solebrunnen zuführte, traute sie sich nicht - dort hätte sie jederzeit einem der Hochzeitsgäste über den Weg laufen können und wäre unangenehme Erklärungen schuldig geblieben.
    Es war nicht so, dass Dorothea Festlichkeiten gegenüber grundsätzlich abgeneigt war. Aber dass dieses Fest an einem Sonntag stattfand, störte sie.
    Sonntags begann die Siedewoche. Und Dorothea konnte sich an keinen Sonntag erinnern, an dem sie nicht in der Saline gewesen war, um beim Befüllen der gusseisernen Siedepfannen mit dem angereicherten Solewasser dabeizusein.

3
    »Hörst du die Musik?« Ellen strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Sie
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