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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin
Autoren: Petra Durst-Benning
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brechen«, tönten von irgendwoher Harriets Worte.
    »Du jammerst einfach zuviel!« Rosa gelang es, sich soweit aufzusetzen, dass sie aus dem Fenster schauen konnte. Niemand, der zu ihr kam.
    Tatsache war - sie hatte sich mit dem Grafen von Graauw eingelassen. Warum auch nicht? Der Trotz, den sie auf einmal verspürte, war eine angenehme Abwechslung zu all ihrer Weinerlichkeit. Auch Dorothea hatte die Standesgrenzen durchbrochen, und ihre Liebe zu Götz Rauber bewies doch, dass Harriet unrecht gehabt hatte mit ihren Reden, oder?
    Dorothea und Götz. Georg und sie.
    Doch Georg war nicht wie seine Schwester. Er hielt sie nicht lachend an der Hand, und er küsste sie nicht vor den Augen der anderen auf den Mund. Noch immer wollte er seine Liebe verbergen. Kam nur zu ihr, wenn niemand es sah. Hatte das nur mit der Tatsache zu tun, dass er verheiratet war?
    Was, so fragte sich Rosa, hatte sich eigentlich verändert seit der Zeit, als ein kleines Mädchen am Feuer stand, mit brennenden Armen Salbe rührte und hinüberstarrte, über die Hecke? Sie sank wieder hinab auf ihr verschwitztes Lager. Die Sehnsucht war nicht weniger geworden, ganz im Gegenteil: Wenn es überhaupt möglich war, dann war ihre Einsamkeit größer denn je.
    Dorothea, die Salzbaronin, hatte nicht nur Götz, sondern auch noch ihren ganzen Rehbacher Hofstaat. Und sie, Rosa? Was war ihr geblieben? Ein Geliebter, von dem sie noch nicht wusste, ob sie ihn überhaupt wiederhaben wollte.
    Doch da war noch etwas. Rosa hatte das Gefühl, als würde sie jemand unaufhörlich in die Seite stoßen, um sie auf etwas aufmerksam zu machen, was eigentlich offensichtlich war.
    Ihr Sohn. Der junge Graf!
    Auf einmal spürte sie, dass etwas Spannung in ihren Leib zurückkehrte. Sie setzte sich wieder auf.
    Ihr Sohn!
    Sie würde ihren Sohn holen. Ihren Sohn, der nicht Elisabeth gehörte. Der nicht Max heißen würde. Sondern Nathan.
    Er würde ihre Sehnsucht stillen.
    Sie würde für ihn dasein.
    Mit ihm würde sie alles teilen: ihre Hütte, ihre Liebe, ihr Leben. Sie würde ihn mit in den Wald nehmen. Und sie würde ihm von Freya erzählen. Sie würde jedoch auch dafür sorgen, dass er mit den Rehbacher Kindern spielen durfte. »Und wenn ich sie alle mit Honigbällen bestechen musst!« sagte Rosa grimmig. Keine sehnsüchtigen Blicke über die Hecke. Keine Einsamkeit. Nicht für Nathan.
    Das Kind hatte einen Namen!
    Eine Welle der Traurigkeit schwappte über Rosa, als sie an die Aufgabe dachte, die vor ihr lag: Sie würde Elisabeth das Herz herausreißen müssen. Nun, Elisabeth durfte ihn besuchen. Hin und wieder. Vielleicht würde der Verlust das verwirrte Weib endgültig in den Wahnsinn treiben. Rosa hoffte es nicht, doch wenn es so war - sie konnte es nicht ändern.
    Sie stand auf. Nichts würde sie davon abhalten können, ihren Sohn heimzuholen. Sie hatte schon zuviel Zeit verloren.
    Nathan wartete auf sie.
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