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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin
Autoren: Petra Durst-Benning
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setzte sich aufrecht hin. Immer, wenn sie sich bei etwas nicht einig waren oder über etwas stritten, setzte Götz sich erst einmal hin. So, als ob er ihr auf dem Rücken liegend nicht gewachsen sei. Dorothea konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Zum Beispiel… bin ich mir nicht sicher, wie ernst du es mit der Kapelle gemeint hast.«
    Das beschäftigte ihn also! »Rehbach bekommt ein eigenes Gotteshaus. Du glaubst doch nicht, ich stelle mich vor alle hundert Rehbacher hin und verkünde die Unwahrheit, oder?« sagte sie leicht gereizt. »Glaubst du, ich habe Ellens Tod so einfach vergessen?«
    »Nein, nein, so war es nicht gemeint. Aber es hätte ja auch sein können, dass du deine Meinung in der Zwischenzeit geändert hast.«
    Dorothea schüttelte den Kopf. »In manchen Dingen ändere ich meine Meinung nie, das solltest du inzwischen wissen.«
    Götz schwieg.
    Sie drehte ihm erneut den Rücken zu und starrte noch eine Weile lang auf den erleuchteten Salzblock.
    Es war geschafft. Sie atmete tief aus. Das Lächeln, das sie schon den ganzen Tag begleitet hatte, verließ auch jetzt ihr Gesicht nicht. Sie war so froh!
    Bis zum Abend hatten sie mit den anderen Rehbachern gefeiert, und die Feierlaune hielt zumindest in Dorothea noch an. Vielleicht lag es auch ein wenig an dem ganzen Wein, den die Leute aus ihren Hütten angeschleppt hatten und von dem sie auch eine ganze Menge getrunken hatte. Während sie mit den anderen lachte, trank und dicke Brotscheiben mit Butter und frischem Bärlauch aß, malte sie sich im Geiste immer wieder aus, wie es sein würde. Morgen. Wenn sie das Salz hochholten.
    Sie war so erleichtert! So glücklich! So …
    Götz warf sich neben ihr auf die andere Seite, dass die Holzdielen krachten.
    Immer noch lächelnd stieß sie ihn an. »Was ist los mit dir? Freust du dich denn gar nicht über unseren Erfolg?«
    »Natürlich. Aber soll ich deswegen die halbe Nacht den Salzbröckel anstarren?«
    Dorothea presste die Lippen aufeinander. Irgendeine Laus war ihm über die Leber gelaufen, so gut kannte sie Götz inzwischen. Zuerst hatte sie nicht die geringste Lust, herauszufinden, was ihn beschäftigte. Doch der Unwille löste sich auf wie ein Zauberknoten, als sie sich zu ihm umdrehte und in sein Gesicht sah. »Habe ich heute abend versehentlich das Salzfass umgestoßen? Oder was geht dir sonst gegen den Strich?« Sie fuhr ihm durch die struppigen Haare.
    »Kannst du auch mal über etwas anderes reden, oder hast du wirklich nur Salz im Kopf? Da wundert es mich, dass du nicht schon längst einen Kropf hast!«
    Dorothea wich zurück, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. Zu ihrem großen Schrecken stellte sie fest, dass ihr plötzlich Tränen übers Gesicht liefen. Und ehe sie sich’s versah, wurde ihr ganzer Oberkörper von einem Heulkrampf geschüttelt.
    »Dorothea!« Sanft rüttelte Götz an ihren Schultern. »Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist. Ich …« In einer hilflosen Geste ließ er beide Hände fallen. »Vielleicht habe ich einfach nur Angst, dich zu verlieren.«
    Dorothea schluchzte so laut und heftig, dass sie sich nicht sicher war, richtig gehört zu haben. Sie spreizte ein wenig die Hände, die sie vors Gesicht geschlagen hatte, und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Götz sah so zerknirscht und unglücklich aus, dass sie fürchtete, er würde ebenfalls zu heulen beginnen. »Mich verlieren? Was redest du für einen Blödsinn?« kam es barscher als gewollt.
    Götz seufzte. »Das liegt doch auf der Hand! Jetzt, wo der Schacht fertig ist, habe ich doch schließlich meine Schuldigkeit getan, oder? Ich habe die Leute so weit gebracht, wie du sie haben wolltest. Nun …« Er verzog den Mund, um Worte verlegen. »Von nun an geht alles seinen gewohnten Weg, so wie in der Saline zuvor auch. Wir werden das Salz hochholen, deine Familie wird es verkaufen. Und dann kommt Georg zurück …«
    »Glaubst du das wirklich von mir? Dass ich zurückgehe in den Schoß der Familie, als ob nichts gewesen wäre?« fragte sie. Und als er nicht gleich antwortete, schob sie nach: »Willst du das? Willst du mich vielleicht loshaben?« Auf einmal bekam sie es mit der Angst zu tun.
    Unwirsch warf Götz den Kopf zu Seite. »Ich will wissen, was ich dir wert bin - das ist doch nicht zuviel verlangt, oder?«
    Sie konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. Sie konnte auch nicht ihre Hand von seinem Arm nehmen, aber sie spürte, dass er mehr im Moment nicht zulassen würde. »Ich verstehe deine
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