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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin
Autoren: Petra Durst-Benning
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du. Und gesund. Für eine Frau vielleicht eine Spur zu schlau, jedenfalls meistens …«, hier war sein Blick augenzwinkernd zu Alexander gewandert. »Aber ich sag’ immer: Nichts ist schlimmer zu ertragen als ein dummes Weib.« Er hatte kurz auf Alexanders Zustimmung gewartet, doch der hatte weiterhin geschwiegen.
    Und dann war Dorothea auf einmal alles klar gewesen. Wie durch ein Vergrößerungsglas hatte sie die Intention ihres Vaters erkennen können. Als ob dazu viel Schläue nötig gewesen wäre! Wie hatte sie nur so schwer von Begriff sein können …
    Stocksteif hatte sie sich im Sessel aufgerichtet, ihre entspannte Haltung zusammen mit der Trägheit ihres Geistes aufgegeben. »Ich soll Alexander heiraten?« hatte sie sich entsetzt fragen hören, ohne Rücksicht auf den Betreffenden. »Ich kann doch jetzt nicht ans Heiraten denken! Gerade jetzt, wo Georg wieder zurück ist!«
    Fredericks Miene hatte sich verfinstert. Irritiert hatte er von Dorothea zu Alexander und wieder zurück geblickt. »Aber genau das ist der richtige Zeitpunkt! Jetzt, wo Georg die Leitung der Saline übernehmen wird, habe ich endlich den Kopf frei, mich auch um dich zu kümmern. Das ist auch der Grund dafür, dass Alexander und ich solange gewartet haben, dir die frohe Kunde mitzuteilen.«
    »Um mich kümmern?« hatte Dorothea fassungslos gefragt. »Um mich braucht sich niemand zu kümmern. Aber Georg… der braucht mich! Ich bin es doch, die in den letzten Jahren die Bücher von Rehbach geführt hat. Ich habe …«
    »Was redest du daher?« hatte der Vater sie barsch unterbrochen, und angefügt: »Georg ist mein Sohn.« Als ob das alles erklären würde.
    Ein eisiger Schauer war über ihren Rücken gekrochen. Eine Angst, wie sie noch keine gekannt hatte. »Du willst wirklich Georg allein die Saline leiten lassen? Das ist doch nicht dein Ernst! Studium hin oder her - er weiß doch noch nicht einmal, wo es die besten Siedepfannen gibt!« Eindringlich hatte sie ihn angeschaut und begonnen, die Finger ihrer rechten Hand abzuzählen: »Er kennt weder die Namen der Sudhausvorsteher, noch weiß er, wieviel Klafter Holz fürs Befeuern notwendig sind. Er weiß nicht, dass es nicht schaden kann, Johann Merkle beim Befeuern am Sonntag auf die Finger zu schauen. Oder dass man Helene Grasbinder und das Weib vom Lochmüller nicht in eine Nachtschicht einteilen darf, weil…« Sie winkte ab. »Er weiß …«
    »Es reicht«, hatte Frederick sie ungewohnt eisig unterbrochen. »Dass du dich jahrein, jahraus eingemischt hast ins Tagesgeschäft, hätte ich schon längst unterbinden sollen! Und außerdem …« Er verstummte. Ob es der Ärger über sein eigenes Versäumnis Dorothea betreffend war oder der Ärger über den unerwarteten Gesprächsverlauf, der ihn den Faden hatte verlieren lassen, wusste man nicht. Jedenfalls hatte er sich zwingen müssen, tief durchzuatmen. »… außerdem kann Georg sich immer noch an mich wenden. Oder an Josef Gerber.«
    Als ob ihr Vater und der Salzamtsmaier wussten, wie es in der Saline zuging!
    Dorothea presste die Lippen aufeinander. Die Erinnerung an die letzte Stunde bereitete ihr fast körperliche Schmerzen. Wie konnte sie ihren Vater davon überzeugen, dass er wirres Zeug daherredete? Wie eine lästige Mücke hatte diese Frage sie umkreist, während Frederick von Graauw weiter gedröhnt hatte. Darüber, wie entscheidend es für das Gelingen einer Ehe war, den geeigneten Partner zu finden, und dass dies in ihrem Fall Alexander sei. Und wie wichtig ihm Dorotheas Glück war. So sanftmütig er einerseits zu klingen versucht hatte, so bestimmt waren seine Worte gewesen. Von der Saline war keine Rede mehr gewesen.
    Scheinheiliger Bastard! war es Dorothea durch den Kopf geschossen. Was hatte er seinem Gegenüber versprochen? Um welche Mitgift ging es, von der sie nichts ahnte?
    Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so hilflos gefühlt zu haben. Vielleicht hätte ihr der Gedanke an eine Heirat nicht gar so fremd sein dürfen, doch Tatsache war, dass sie bisher noch keinen einzigen Augenblick damit verschwendet hatte. Vielmehr hatte sie Pläne geschmiedet, wie sie nach Georgs Rückkehr mit ihm gemeinsam Verbesserungen herbeiführen konnte, die Frederick in vielen
    Jahren versäumt hatte. Und nun sollte das alles nicht mehr gelten? Bildete sich ihr Vater wirklich ein, sie wegjagen zu können wie einen räudigen Hund?
    Schließlich hatte sich »ihr Zukünftiger« zum ersten Mal zu Wort gemeldet. »Verehrter Frederick,
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