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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter
Autoren: Margit Sandemo
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man, vorsichtig zu graben.
    Die Zuschauer verfolgten die Geschehnisse auf dem Ackerstück zwar mit gespannter Neugier, aber immer öfter wanderten vielsagende Blicke hinauf zu der einsamen Kate am Waldrand.
    Doch den Vogt interessierte der weitere Umkreis. »Wer wohnt hier in der Gegend? Welche Höfe gibt es?« rief er barsch über die abendstille Wiese.
    Mattias antwortete: »Lindenallee und Gut Grästensholm. Und die Kate des Henkersknechts. Und oben im Wald noch den Häuslerhof von Klaus.«
    »Klaus ist doch schon lange tot, soweit ich weiß«, sagte der Pastor. »Und seine Frau Rosa auch.«
    »Ja, jetzt wohnt Jesper da wohl alleine, nachdem seine Schwester geheiratet hat«, sagte Mattias. »Weitere Höfe?« »Nein, nicht in dieser Gegend.«
    »Hm.« Der Vogt ließ seinen Blick, den er wohl für streng und bohrend hielt, hin und her wandern zwischen Are, Brand und Andreas von Lindenallee sowie Mattias und Tarald von Grästensholm. Auf Andreas blieb er haften. »Ihr habt dieses Wiesenstück ja offenbar gut gekannt«, sagte er inquisitorisch.
    »Ja. Aber wenn Ihr mich für so dumm haltet, meine eigenen, gut versteckten Leichen auszugraben, dann weiß ich nicht, wer hier der Dumme ist«, antwortete Andreas ziemlich scharf.
    Es schien, als leuchte dem Vogt diese Logik ein.
    »Es gibt noch einen neuen Hof in Eurer Familie, ist es nicht so? Elistrand? Dieser Kaleb - woher kommt der eigentlich?«
    »Ich glaube nicht, daß wir ihn da mit hineinziehen sollten«, sagte Andreas kühl. »Er ist ein anständiger Mensch, den wir alle respektieren. Aber fragt Ihn doch selbst. Er steht hinter Euch.«
    Der Vogt drehte sich jäh um. Er kannte nicht alle Leute im Kirchspiel persönlich und war Kaleb nie zuvor begegnet. Jetzt wich er vor dem blonden Hünen leicht zurück.
    Andreas fuhr mit leichter Genugtuung fort: »Kaleb kennt sich übrigens sehr gut mit den Gesetzen aus. Er wird Euch in dieser Sache sicher gern behilflich sein.« Der Vogt nuschelte irgendwas von »Amateur«. »Wohl kaum«, sagte Andreas. »Kaleb ist bei Amtsrichter Dag von Meiden in die Lehre gegangen und sitzt seit vielen Jahren im Gemeindegericht.«
    Da verstummte der Vogt. Und sagte auch im weiteren Verlauf der Ausgrabung nicht mehr recht viel. Er war Fälle wie diesen nicht gewohnt und verließ sich im großen und ganzen auf Mattias und Kaleb und die Männer von Lindenallee. Seine herrische Stimme folgte ihren wie ein Echo und wiederholte das, was bereits gesagt worden war, als wären es seine eigenen Worte. Niemand war besonders angetan vom Vogt, den man für hochnäsig hielt und nur daran interessiert, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
    Ein leiser Ruf ertönte vom hintersten Ende der Wiese, drüben an den Felsblöcken. »Hier ist auch was, seht mal!«
    Vorsichtig wurden die Grassoden entfernt. Hier war es schwieriger zu erkennen, was sich darunter verbarg. Die Zeit hatte das Ihre getan, die Körper zerfielen schon zu Erde. »Es ist zu dunkel«, klagte Mattias.
    »Ja, jetzt ist es zu dunkel«, wiederholte der Vogt wie ein Echo. »Wir werden mit der Untersuchung der Getöteten morgen weitermachen müssen.«
    »Ja«, nickte Kaleb zustimmend. »Aber wir können den Rest heute abend noch umgraben - sicherheitshalber.« Nach einer Stunde war das ganze kleine, dreieckige Stück Land umgegraben. Vier Frauenleichen lagen dort. Trotz tieferer Stichproben hier und dort wurden keine weiteren gefunden.
    Vier Tote. Eine ganz frisch, eine vom Anfang des Frühjahrs, und die beiden anderen mußten schon den ganzen Winter über dort gelegen haben. Die eine wahrscheinlich seit Herbst, die andere seit Sommer. Wer waren sie? Woher kamen sie? Wer hatte sie umgebracht, und aufweiche Weise?
    Mattias und Kaleb standen mit den Leuten von Lindenallee zusammen und diskutierten über die beiden letzten Funde, als der Vogt leise nach ihnen rief. Er stand über die Frau gebeugt, die offensichtlich als letzte getötet worden war - vor ganz kurzer Zeit. Sie gingen hin.
    »Seht nur!«, murmelte er. »Was sagt Ihr dazu?« Er hatte die eine Hand der Frau von Erde befreit und zog nun eine schmutzige Schnur hervor.
    »Die war um ihre Hand gebunden«, sagte er.
    Die Schnur war lang. Er hielt sie hoch in die Luft, und immer noch lag ein Ende auf der Erde.
    Are nahm ein Stück in die Hand. »Knoten«, murmelte er. »Zusammengeknotet aus verschiedenen Stücken«, sagte der Vogt verkniffen. »Neun verschiedene Schnüre. Also mit solchem Pack haben wir es hier zu tun!«
    Die anderen
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