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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde
Autoren: Margit Sandemo
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spielen.« »Ja, Großmutter. Kommen sie bald?« »Nein, noch sind sie zu klein.« »Hat Tante Cecilie mich grüßen lassen?«
    »Ja, natürlich hat sie dich grüßen lassen! Schau: hier steht es:
Grüß meinen kleinen Kolgrim von mir und Alexander
Du siehst hier deinen Anfangsbuchstaben, nicht wahr? Und den von Onkel Alexander.« »Mattias läßt sie nicht grüßen?«
    Liv zögerte einen Augenblick mit der Antwort. »Doch, aber nicht an der gleichen Stelle.«
    Kolgrim nickte. »Ich gehe ein bißchen raus, Großmutter.«
    »Ja, tu das! Aber zieh dich warm genug an, noch liegt kein Frühling in der Luft.«
    Wie schön, daß die beiden Halbbrüder so gute Freunde sind, dachte sie, und umarmte Kolgrim geschwind. Sie achtete darauf, daß er ordentlich angezogen hinausging, und begab sich dann zu Yrja. Livs Augen wurden heller, als ihr Blick auf Mattias, den kleinen Dreijährigen, fiel, der in aller Ruhe mit seinem Holzpferd spielte. Als er die Großmutter erblickte, lächelte er sein sanftes Lächeln, das einfach allen zu Herzen ging.
    Mattias ist ein erstaunliches, kleines Wesen, dachte sie. Alle sagen dasselbe: Wie schwer sie es auch immer haben mögen, so wird ihnen doch leicht zumute, wenn sie diesen Jungen sehen. Vielleicht liegt es daran, daß allein seine Person einem den Glauben an das Gute im Leben zurückgibt.
    Kolgrim kletterte den Berg hinter Grästensholm hinauf. Dort war er gern. Von hieraus konnte er auf beide Gutshöfe hinabsehen, sich wie der Herr der Welt fühlen. Aber an jenem Tag war er finsterer Stimmung. Andere Kinder hätten vielleicht gesagt: »Nun ist alles kaputt. Jetzt ist niemand mehr übrig.«
    Aber nicht Kolgrim. »Nun ist das letzte Band zerrissen«, flüsterte er. »Nun gibt es nichts mehr, was mich noch an sie bindet. Ich bin frei, frei!«
    Er kehrte um und zog tiefer in den Wald hinein. Dort blieb er stehen und machte mit einem Feuerkeil, den er dem Küchenmädchen stibitzt hatte, Feuer. Mit gelbglänzenden Augen starrte er in die Flammen. »Wie dumm«, flüsterte er. »Wie leicht reinzulegen sie sind! Bloß brav aussehen - dann lieben sie einen und sind nicht mehr auf der Hut.«
    Dann brach er einen Zweig in drei Stücke. Nur er konnte sehen, daß sie Puppen darstellten. Drei Kinderpuppen. Die warf er ins Feuer, eine nach der anderen.
    Niemand hatte ihm das beigebracht. Er konnte das von ganz allein.
    Er hockte sich hin und schaute zu, wie sie verbrannten. Der kleine, liebe, sanfte, folgsame Kolgrim lächelte. Ein kaltes und häßliches Lächeln verwandelte seine Züge in das Gesicht, das er damals bei seiner Geburt gehabt hatte. Die Augen, die die Flammen reflektierten, glommen wie die Raubtieraugen, die man in einer Winternacht am Waldesrand sehen kann.
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