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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde
Autoren: Margit Sandemo
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ihre Stimmung vom Gesicht abzulesen.
    »Willkommen daheim«, sagte sie angestrengt. »Danke! Du hast meinen Brief erhalten?« »Gestern.«
    »Gestern?« rief er aus, und die Hand, die ihr die Tür öffnen wollte, hielt in der Bewegung inne. »Aber dann hast du … nichts gewußt?«
    »Nein«, antwortete sie so ruhig sie konnte. Doch Tränen saßen ihr im Hals, die Angst vor seiner Entscheidung brannte ihr in der Brust.
    »Ach, liebe Cecilie«, sagte er bestürzt. »Hast du … nach mir gesucht?«
    »Ich hatte gerade beschlossen, mich auf die Reise der Erniedrigung zu begeben, als ich den Brief bekam. Ich bin in tiefer Sorge gewesen, wie du dir denken kannst. Sowohl über dich als auch über deine …Reaktionen.« Er sah, wie blaß sie war und ließ sie hineingehen. »Guten Tag, Wilhelmsen, nun bin ich wieder zu Hause. Wie der Geist aus der Flasche. Hol uns eine Karaffe mit etwas Starkem und Gutem und zwei Gläser! Servier es in dem kleinen Salon, und sorg dafür, daß uns niemand stört, bitte!«
    Als Alexander ihnen beiden eingeschenkt und Cecilie getrunken hatte, ließ er sich in seinem Lieblingssessel zurücksinken, dem Sessel, an dem mittlerweile die Räder wieder abmontiert worden waren. Cecilie saß in dem anderen Lehnstuhl, der nun »der Stuhl Ihrer Gnaden«
    geworden war. In diesem Zimmer spielten sie an Winterabenden immer allerlei Brettspiele.
    »Cecilie, ich bin unglaublich betrübt, dich zwei Wochen lang so entsetzlich gequält zu haben. Hätte ich nur gewußt, daß du nichts gehört hast…Aber nun sollst du alles erfahren.« Sie nahm all ihre Sinnesstärke zusammen.
    Alexander schien dasselbe zu versuchen. Er holte tief Luft und begann: »Zuerst reiste ich zu meinem alten Freund Germund, wie ich gesagt habe, blieb vier Tage lang in dem schönen Haus bei ihm und seiner Frau, um richtig sicher zu sein. Aber ich verspürte nicht das geringste Anzeichen von Eifersucht, nicht das geringste Verlangen, ihm näherzukommen. Deshalb ist diese Zuneigung auch ein für alle Mal tot. Und wie du weißt, war sie die stärkste, die ich je hatte.«
    Er lächelte in sich hinein. »Alles, was ich fühlte, als ich ihr Familienglück sah, war die intensive Sehnsucht nach Gabrielshus und nach dir.«
    Cecilie wagte ein vorsichtiges, bebendes Lächeln. Aber noch standen ihr einige schwere Prüfungen bevor. Alexander erhob sich wieder. »Nein, ich bin zu unruhig, um still zu sitzen! Dennoch stand mein Entschluß fest, die Besuchsreise bis zum Ende durchzuführen, reihum zu meinen Freunden. Ich bin bei allen dreien gewesen, Cecilie, ich habe eindeutige Angebote bekommen, sogar zudringliche, vorsichtige Hände auf meinem Arm, Streicheln meiner Schulter.« Er verstummte. »Und…?« fragte sie nach einer Weile.
    Alexander ging zu ihr, zog sie aus dem Sessel hoch und umfaßte ihre Schultern. Er war fast einen Kopf größer als sie und unerträglich stattlich und anziehend.
    »Liebste, kann ich bei dir bleiben? Trotz allem, was du meinetwegen durchmachen mußtest? Bei dir bin ich jetzt zu Hause. Aber vergiß nicht, Cecilie, ich habe keine Ahnung, wie die Zukunft aussieht. Nicht, daß ich es mir vorstellen kann, aber es könnte ein Mann auftauchen, der wieder andere Gefühle in mir wecken könnte.« Cecilie antwortete zögernd: »Keine verheiratete Person, egal, wie sie nun beschaffen ist, kann garantieren, daß sie sich nicht in jemand anders verliebt.«
    »Das ist wahr, doch in meinem Fall wäre es sehr viel schlimmer, sehr viel verletzender für dich.«
    Sie nickte. »Und wenn es denn geschehen sollte - was passiert dann?«
    »Nichts. Ich werde die Gefühle zerschlagen und selbstverständlich bei dir bleiben.«
    »Das würde ich nicht wollen. Glaubst du, daß es so kommen wird?«
    »Nein. Ich bin mir hundertprozentig sicher, daß es nicht geschieht.« »Wie kannst du dir so sicher sein?« »Weil mir etwas Neues widerfahren ist.« »Du meinst das Ereignis von neulich?«
    »Nein. Etwas viel Stärkeres und Umwälzenderes.« »Was denn, Alexander?«
    Er schaute ihr lange in die Augen, dann zog er sie behutsam an sich und küßte sie. Ein langer, inniger Kuß, der mehr sagte als tausend Worte.
    Dennoch schloß er sie noch fester in seine Arme, als seine Lippen endlich von den ihren abließen, flüsterte er tief ergriffen:
    »Ich liebe dich, Cecilie. Im Grunde tue ich das schon lange, es fehlte nur die körperliche Gemeinschaft. Die sinnliche Liebe. Und die Liebe, die ich für dich empfinde, ist stärker und richtiger als die
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