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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde
Autoren: Margit Sandemo
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das Haus nicht verlassen zu dürfen, um etwas frische Luft zu schnappen…
    Als Ursula abgereist war, sanken beide in ihre Sessel und lachten vor Erleichterung.
    »Es muß ein wirklich kräftiger Junge werden«, lächelte Alexander und streichelte mit Blicken Cecilies Rundungen, die sie unter den weiten Krinolinen zu verbergen versuchte.
    Sie war ernst. »Sag das nicht, Alexander, du machst mir Angst! Die großen Jungen des Eisvolkes haben die unangenehme Angewohnheit, ihren Müttern bei der Geburt das Leben zu nehmen.«
    »Das darf nicht geschehen! Wir ziehen Tarjei hinzu.« »Nein, danke!«
    »Warum nicht? Er ist geschickter als manch anderer.« Cecilie sagte eindringlich: »Ich bin seine Cousine, Alexander! Er ist fünf Jahre jünger als ich. Etwas Privatsphäre darf man doch auch unter Vettern und Cousinen haben.« »Aber…«
    »Gewisse Bereiche meines Körpers zu sehen, ist nur dir und mir und niemandem sonst vorbehalten.« »Und der Hebamme.« »Das ist eine ganz andere Angelegenheit.«
    »Ich wußte gar nicht, daß du so prüde bist, Cecilie.« »Nein, ich will es nicht! Nicht Tarjei! Er ist ein guter Freund, mit dem ich mich oft gekabbelt und intellektuelle Diskussionen geführt habe. Was ihn betrifft, habe ich keinen Unterkörper. Die Dame ohne Unterleib. Verstehst du? Willst du, daß deine Schwester dich nackt sieht?« »Nein, Gott bewahre! Nun gut, du hast gewonnen. Aber ich werde einen Feldscher, den ich kenne, in Bereitschaft haben.«
    Cecilie nickte. »Tu das! Mit dem Erbe des Eisvolkes ist nicht zu spaßen.«
    Vorsichtig sagte er: »Aber du hast gesagt, daß ihr bereits einen vom Fluch Befallenen in der nächsten Generation habt.«
    »Kolgrim, ja. Aber es sind auch schon mehrere innerhalb ein und derselben Generation vorgekommen. Im Eistal soll es eine Frau gegeben haben, die genauso alt war wie die Hexe Hanna, ein fürchterliches Wesen auch sie. Und die Familie erweitert sich nun wieder, weißt du. Nachdem sie vor einiger Zeit so sehr geschrumpft war, daß sie nur aus Großvater Tengel und Mutter und der Tochter von Großvaters Schwester, Sol, bestand. Das war, nachdem das Tal des Eisvolkes verwüstet, und alle Bewohner, außer Tengels kleiner Familie, getötet worden waren. Nun sind wir wieder viele. Und es werden noch mehr.« Sie dachte nach, war vollkommen ernst. »Bei uns gibt es noch eine andere Eigenart, die du im Auge behalten mußt, Alexander. Das Eisvolk bekommt sehr wenig Kinder. Onkel Are hat mit seinen drei Söhnen den Rekord gebrochen, so etwas war vorher noch nie vorgekommen. Und ich habe schon ein Kind gehabt. Dies ist mit größter Sicherheit das letzte.«
    Alexander wußte darauf nichts zu entgegnen. Er streckte nur seine Hand aus, ergriff die ihre und umfaßte sie. Cecilie seufzte. »Das Eisvolk dürfte nie heiraten.« »Ganz im Gegenteil, finde ich. Sie sind ungewöhnlich begehrenswert«, sagte er mit leiser, zärtlicher Stimme. »Sie besitzen eine Reihe wertvoller Eigenschaften. Wie Mut, Menschenliebe, Toleranz …«
    »Danke«, unterbrach sie ihn lächelnd. »Aber ich habe nicht nach Komplimenten gefischt.« »Das weiß ich.«
    Ich weiß, es ist nicht recht von mir, dachte Cecilie. Und ich weiß, daß, ganz gleich, was es wird, das Kind willkommen ist. Aber lieber Gott, laß es einen Jungen werden! Alexander zuliebe. Dem Namen von Paladin zuliebe.
    Die Bürde der Verantwortung schien ihr mit einemmal viel zu schwer. Sie rettete sich in trotzigen Zorn. Ach, soll es doch ein Mädchen werden! Ich werde ihr meine ganze Liebe geben, sie soll nie das Gefühl haben, nicht willkommen zu sein, und sie ist sehr viel mehr wert als …
    Alexanders Stimme unterbrach ihre aufrührerischen Gedanken: »In deiner Familie gibt es nun drei kleine Jungen. Deshalb wirst auch du wieder einen Jungen bekommen.« Cecilie wurde glühend rot. » Wieder.«
    Er schnappte nach Luft. Er hätte sich die Zunge abbeißen können. »Verzeih mir! Ich habe vergessen, daß du es nicht weißt. Es tut mir so leid.«
    Durch ihren Zustand war sie sehr empfindlich geworden. Sie brach in Tränen aus.
    »Dann hast du also das Kind vermißt?« sagte er leise. Sie richtete sich etwas auf. »Nein, eigentlich nicht. Aber im Moment denke ich doch daran. Ein Junge … Es tut mir so leid um ihn. Gezeugt durch einen Zufall - von Menschen, die einander nichts bedeuteten - und dann war ihm nie vergönnt, die Sonne zu sehen! Armer, kleiner Wurm!«
    »Ich verstehe, wie dir zumute ist, liebste Freundin. Aber wir müssen versuchen, die
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