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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd
Autoren: Margit Sandemo
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kleinen Jungen dort. Denn er war ja einer von uns, die wir aus dem Tal des Eisvolks fliehen konnten. Und dann gibt es noch vier alte Menschen in Trondelag, die es wissen, aber sie werden uns nicht verraten. Und jetzt Ihr, Herr Johan. Aber Ihr seid uns ein lieber Freund geworden in den vergangenen Tagen, und wir vertrauen Euch. Sol hat Euch lieb gewonnen, sie ist so sehr um Euer Wohlergehen besorgt.«
    Herr Johan schluckte. Er hatte solches Bauchweh, daß sich alles in ihm zusammenkrampfte.
    Das Gericht… der Scheiterhaufen… die Sensation, die er zu vermelden hätte… Ehre, Ansehen! Eine Huldigung Gottes!
    Und der Triumph! Märchenhafter Triumph!
    »Glaubt mir, Herr Johan, ich habe mich wirklich nach Kräften bemüht, das Entsetzliche loszuwerden, das seit meiner Geburt auf meinen Schultern ruht. Alles, worauf ich mich konzentriert habe - und immer noch konzentriere - ist, gut zu den Menschen zu sein. Wenn ich nur wüßte, ob es mir gelungen ist…«
    All die prächtigen Folterwerkzeuge! Die ausgeklügelten Quälereien!
    Herrn Tengels Stimme kam von weit her: »Was ist denn, Herr Johan? Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
    Der Kranke stieß undeutlich etwas hervor. Tengel nahm an, daß es beruhigend gemeint war. Tatsächlich, jetzt verschwand die Grünfärbung aus dem verhärmten Gesicht.
    Als Tengel aus der Tür trat, blieb er stehen und schloß die Augen vor lauter Ermattung. Hatte er es geschafft?
    War es richtig gewesen, ihm all das zu erzählen?
    Da stand Sol und sah fragend zu ihm hinauf. Er legte eine Hand auf die schmale Mädchenschulter und führte sie mit sich die Treppe hinunter.
    »Was ist denn, Tengel?«
    Er biß sich auf die Lippe. »Ich weiß nicht, wer dieser Mann ist, Sol. Herr Johan, meine ich. Aber ich habe schon die ganze Zeit das Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmt mit ihm. Du weißt ja, daß ich so etwas spüren kann.«
    Sie nickte.
    Sie waren unten angekommen und gingen weiter hinaus auf den Hofplatz, weg vom Haus. Es war kühler und bedeckter heute, das schöne Sommerwetter machte eine Pause.
    »Etwas stimmt nicht«, fuhr Tengel fort. »Deshalb habe ich mich entschieden, den freundschaftlichen Weg zu gehen. Ich habe versucht, an das bessere Ich des Mannes zu appellieren, und ihm von unserem Fluch erzählt.«
    »Aber was ist, wenn er kein besseres Ich besitzt?«
    Tengel lächelte wehmütig. »Wir können nur hoffen, Sol.«
    Sie sah ihn ernst an. »Ich glaube, du hast es richtig gemacht, Vater. Ich habe so ein Gefühl, daß es gut ausgehen wird.«
    »Ich bin mir da nicht so sicher wie du«, seufzte er. »Wer könnte er sein, was meinst du?«
    »Wo du das sagst… Dieser ekelhafte Kirchendiener hat etwas angedeutet, irgend etwas von einer Warnung. Daß wir uns weiß Gott nicht zu sicher fühlen sollten, sowas in der Art. Ich dachte, er spielt damit auf sich selbst an, aber das hat er vielleicht gar nicht gemeint.«
    Tengels Finger bohrten sich in Sols Schulter.
    »Allmächtiger Gott! Sol, was sollen wir bloß tun?«
    »Wir werden mit dem weitermachen, was du begonnen hast«, sagte Sol ruhig. »Ich werde sein besseres Ich beeinflussen. Und hab keine Angst«, lächelte sie. »Ich weiß jetzt, wo mein Platz ist.«
    »Das ist gut. Tu, was du kannst, Sol!«
    Sie beugte den Kopf. »Ich werde mein Bestes tun. Ich bin jetzt ein braves Mädchen, verstehst du.«
    »Das weiß ich. Du warst ganz außergewöhnlich tüchtig.
    Mach nur weiter so, dann werden wir es schon schaffen.«
    Und dann war die Zeit des Abschieds gekommen. Johan stand in seinem einfachen, braunen Umhang bereit.
    Die beiden kleinsten Kinder hatten sich mit einer herzlichen Umarmung von ihm verabschiedet - Johan spürte ihre warmen Ärmchen immer noch in seinem Nacken. Und Frau Silje hatte ihm einen Korb voller Essen und warmer Kleidung mitgegeben. Ihr standen Tränen in den Augen, als sie ihm alles Gute für die Zukunft wünschte.
    Herr Tengel drückte ihm fest die Hand. Seine seltsamen Augen blickten ihn offen und vertrauensvoll an.
    »Vergeßt nicht, die Medizin zu nehmen, die ich Euch verordnet habe! Denkt daran, daß Ihr von Natur aus nicht sehr robust seid, Herr Johan! Und seid gedankt, daß Ihr mit unserem bescheidenen Heim Vorlieb genommen habt. Es war uns eine große Freude, Euch als Gast zu haben!«
    »Ganz meinerseits«, murmelte er. Er hatte Mühe, die rechten Worte zu finden. »Nehmt meinen Dank für all…
    die gute Verpflegung.«
    Herr Tengel reichte ihm einen kleinen Gegenstand - ein kleines Kästchen aus Silber. »Nehmt
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