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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd
Autoren: Margit Sandemo
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vielleicht nicht dieselbe Gabe hast wie ich. Die heilende Kraft in den Händen. Aber du kannst vieles, das ich nicht kann - du bist eine richtige Pulverhexe, das weiß ich.«
    Sols Gesicht begann zu strahlen. »Darf ich? Ist das wahr?«
    »Nichts würde mir mehr Freude bereiten, als wenn du deine Fähigkeiten auf gute Weise einsetzen würdest.«
    Ihr wurde beinahe schwindelig vor Glück. »Oh, ich kann so viel tun! Ich kann meine Kräuter verwenden… Und wenn es für jemanden das beste ist, aus dem Leben zu scheiden, dann kann ich das auch in die Wege leiten.«
    »Nein!« brach Tengel verzweifelt aus. »Du sollst Leben retten, nicht auslöschen!«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie ungeduldig. »Wenn ein Mensch sich selbst und anderen nur zur Last fällt, ist es doch am besten, er geht für immer?«
    Er wandte sich von ihr ab. »Vergiß alles, was ich gesagt habe, Sol! Es geht nicht.«
    Sie lief ihm mit zusammengepreßten Händen nach. »Ach nein Tengel, bitte! Ich verspreche es! Ich verspreche es bei allem, was mir lieb ist, daß ich niemandem das Leben nehmen werde, ich verspreche es! Ich werde alles tun, um ihn zu retten, wenn du mich nur mitmachen läßt.«
    Tengel seufzte. »Ich weiß keinen anderen Ausweg. Denn ich kann dich nicht in die Hände der Obrigkeit fallen lassen, auch wenn das sicher das Richtigste wäre. Aber du musst mir auf jeden Fall alle deine gefährlichen Medikamente aushändigen!«
    Sie zögerte.
    »Alle, Sol! Du bist immer noch ein Kind und kannst nicht bei allem, was du tust, die Konsequenzen abschätzen. Du sollst sie zurückbekommen, wenn du… zwanzig Jahre alt wirst.«
    Aber das sind ja noch mehr als fünf Jahre bis dahin!«
    »So muß es sein. Es ist die einzige Rettung für dich.«
    Sie seufzte tief und resigniert.
    »Wie du meinst.«
    Sie machten sich auf den Heimweg.
    Tengel lachte leicht. »Übrigens hilfst du mir auch noch auf andere Weise, wenn du meine Mitarbeiterin wirst. Ich habe ziemliche Probleme mit den vornehmen Damen, die meine Hilfe wollen, verstehst du.«
    »Wieso?« sagte Sol neugierig.
    »Nun, ein Patient sieht gerne zu seinem Arzt auf. Und sehr, sehr oft bekommen die Frauen ungewollte Gefühle für ihn, eine Mischung aus Bewunderung und Verliebtheit. Unterwerfung vielleicht auch. Das kann sehr lästig sein.«
    Sol prustete kichernd los. »Meinst du, sie sind in dich verliebt?«
    »So etwas in der Art«, sagte er unbestimmt. »Deshalb ist es gut, wenn ich dich mitnehmen kann in ihre Zimmer, so daß ihr Interesse abkühlt.«
    Das Mädchen fand das unglaublich lustig. Tengel amüsierte sich deutlich weniger. Ihm graute immer vor bestimmten Krankenbesuchen. Er erinnerte sich an schmachtende Augen aus dem Krankenbett, an Negligees, die »zufällig« herabglitten, an kleine, schmale Hände, die seinen Arm hinaufstrichen…
    »Erregt es dich?« wollte Sol wissen.
    Er runzelte die Augenbrauen. »Erregen? Was ist das für ein überraschendes Wort aus deinem Mund, Sol!« sagte er streng. »Nein, das tut es nicht. Ich finde es nur peinlich ihretwegen, und es ärgert mich maßlos, weil es mich noch mehr belastet. Ich muß ja Takt und Einfühlungsvermögen aufbringen, um da herauszukommen, ohne sie zu verletzen. Und dazu habe ich weder die Zeit noch die Energie.«
    »Armer Vater«, sagte Sol weich und nahm seine Hand »Ich werde dich schon vor den aufdringlichen Frauen retten Aber ich kann sie verstehen! Du wirkst sicher sehr anziehend auf sie - trotz deines schrecklichen Aussehens.«
    Nur Sol durfte auf diese Weise mit Tengel sprechen.
    Aber er wußte, daß sie recht hatte. Eine dieser Frauen, die zu wenig zu tun und zu viel Zeit zum Träumen hatten, hatte es ihm direkt ins Gesicht gesagt: Ihr seid sinnlich wie ein brünstiger Hirsch, Herr Tengel. Und das Dämonische an Euch macht Euch so schrecklich gefährlich! Doppelt verboten. Und Ihr wisst ja, verbotene Früchte…
    Damals war Tengel von einem solchen Widerwillen erfüllt gewesen, daß er Schwierigkeiten hatte, höflich zu bleiben.
    »Weiß Silje davon?«
    »Nein, ich möchte sie nicht beunruhigen, und ich habe niemals im entferntesten daran gedacht, ihr untreu zu werden. Aber es wird trotzdem schön sein, dich dabeizuhaben. Darauf freue ich mich.«
    »Ich mich auch«, sagte Sol.
    »Aber du hast heute noch etwas anderes getan, Sol. Ich habe es gefühlt, als wir uns trafen. Es war ein so starkes Gefühl, daß es dich fast zum Zerspringen brachte.«
    Sie lächelte. »Ja. Aber es war nichts Böses, Tengel. Es war ein
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