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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd
Autoren: Margit Sandemo
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ihm jetzt doch so elend ging. Außerdem nötigten sie ihn dazu, es war also nicht sein Fehler, das Gericht konnte ihn deswegen nicht rügen. Er konnte nicht ablehnen, konnte diese fürsorglichen Menschen doch nicht verletzen. Aber nun mußte damit Schluß sein.
    Er durfte nicht zurückkommen wie ein Mastkalb! Er würde damit aufhören.
    Nur noch dieses Stück Brot mit der dicken Scheibe Käse wollte er essen. Es konnte schließlich nicht allein auf dem Teller zurückbleiben, das schickte sich nicht. Er würde sich opfern…
    Das Stück Brot verschwand in seinem Schlund, zusammen mit einem Krug Bier.
    Ah! Vorzüglich! Ein schnelles Bekennen vor Gott noch, denn das war ja Völlerei…
    Nun kam Herr Tengel wieder herein. Das war wahrhaftig ein Hexenmeister von Gottes Gnaden, nein, von Satans Gnaden natürlich, vergib mir, Gott im Himmel, vergib mir! All die unorthodoxen Arzneimittel. Und die Hände, die auf Herrn Johans Brustkasten gelegt wurden - ach, wie göttlich die wärmten! Nein, jetzt gebrauchte er schon wieder den falschen Ausdruck. Es war schließlich nichts Göttliches an diesen Heilkünsten.
    Er wollte es nicht zugeben, aber in seinem tiefsten Innern hatte er Angst vor diesem Dämon.
    Wie? Wollte er ihm heute nicht seine Hände auflegen?
    Nein, er setzte sich und wollte sich unterhalten.
    Johan war zutiefst enttäuscht, aber natürlich sagte er nichts.
    Herr Tengel - von so schrecklichem Aussehen, aber mit welch sanften Augen! - blickte Johan nachdenklich an.
    »Wie fühlt Ihr Euch heute? Mir scheint, Ihr seht ein wenig erholter aus.«
    Widerwillig mußte Johan eingestehen, daß es ihm schon wieder besser ging.
    »Ich glaube, Ihr könnt am Nachmittag aufstehen. Und wenn Ihr Euch morgen gut ausruht, denke ich, daß Ihr übermorgen Eure Reise nach Akershus fortsetzen könnt.«
    Herr Johan nickte. Er wußte nicht, ob er so erleichtert war, wie er es hätte sein müssen. Die Woche, die man ihm Zeit gegeben hatte, war seit zwei Tagen um. Aber wenn er von seiner plötzlichen Krankheit erzählte, die lebensbedrohlich gewesen war, würde er wohl einer Strafe vom Hohen Richter entgehen. Und dann mußte er seinen Appetit am letzten Tag zügeln, damit er standesgemäß mager und ausgezehrt aussah, wenn er dem mächtigen Mann unter die Augen trat.
    Er würde einen schönen Rapport abliefern. Er konnte ihn auf der Fahrt dorthin verfassen, damit hier niemand etwas davon mitbekam. Ach, wie viel Erkenntnisse er doch gesammelt hatte! Jeder einzelne Punkt auf dem Fragebogen konnte mit einem Ja beantwortet werden.
    Und was noch besser war: Er hatte noch eine Hexe mehr aufgespürt!
    Frau Silje. Sie malte Götzenbilder auf Leinwand!
    Gottesfürchtige und sündhafte Götzenbilder zugleich. Sie - eine Frau! Hatte irgend jemand sowas schon mal gehört? Natürlich konnte keine Frau malen. Aber sie konnte es! Die Figuren waren so lebendig, daß es schien, als könnten sie jederzeit von der Leinwand herabsteigen.
    Ihre Wandmalereien waren besser als vieles von dem, was Männer zustande brachten. Und das hatte ja auch einen bestimmten Grund. Das war Teufelswerk!
    Herr Johan wurde ganz aufgeregt dort in seinem Bett.
    Und dann das kleine Mädchen, das er so selten zu Gesicht bekam. Liv hieß sie wohl. Sie hatte rote Haare, und das war eines der verdächtigen Anzeichen. So manche Hexe war schon allein aus diesem Grund entdeckt worden. Und wieviel das Kind wußte und konnte! Sie wußte genau, wo Sogn lag, sie konnte Latein, sie konnte komplizierte Rechenaufgaben lösen, die nicht mal Herr Johan schaffte, und…
    Er fühlte sich benommen. Überall war er umgeben von Satans bösen Mächten. Er war mitten in einem Hexennest gelandet.
    Aber am schlimmsten waren natürlich Herr Tengel und Sol. Sie mußten schnellstmöglichst unschädlich gemacht werden!
    Die ganze Familie mußte unschädlich gemacht werden, damit nichts von all dieser Schlechtigkeit die Welt besudeln konnte.
    Niemals zuvor hatte er sich so niedergeschlagen gefühlt.
    Es war, als hätte er Unmengen allzu fetten und schweren Essens verzehrt - sein Magen rebellierte gewaltig. Es mußte dieses Käsebrot gewesen sein. In seinem Kopf drehte sich alles - er war so durcheinander. Niemals vorher hatte er eine solche Freundlichkeit und Fürsorge erfahren wie in diesem Haus!
    Blendwerk! Teuflisches Blendwerk!
    Er wußte sehr wohl, daß nicht der Käse schuld war an seinem Bauchweh, aber er brauchte einen Sündenbock.
    Diese Gedanken waren ihm ganz plötzlich durch sein umnebeltes Hirn
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