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Die Sache mit Callie und Kayden

Die Sache mit Callie und Kayden

Titel: Die Sache mit Callie und Kayden
Autoren: Jessica Sorensen
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gelernt«, murmele ich. Meine Rippen brennen, mein Arm pocht, und dennoch fühle ich mich zufriedener denn je.
    Er hebt einen Stuhl hoch und schleudert ihn quer durch den Raum gegen ein Regal, woraufhin eine Vase zu Bruch geht. Ich zucke nicht mal, sondern male die Kratzer im Tisch mit dem Daumen nach. »Was habe ich bei dir eigentlich falsch gemacht?« Er geht zur Kochinsel in der Mitte der Küche. »Du bist eine Niete, seit du zwei warst.«
    Ich starre an die Wand, stelle mir Callies Lächeln vor, den Klang ihres Lachens, ihre weiche Haut.
    »Hörst du mir zu?«, brüllt er. »Verdammt, Kayden, hör auf, mich zu ignorieren!«
    Ich schließe die Augen, rufe mir ins Gedächtnis, wie es war, in ihr zu sein, sie zu berühren, überall zu küssen, ihr Haar zu riechen.
    Mein Dad schlägt seine Hände auf den Tisch, und ich öffne die Augen. »Steh auf.«
    Ich stemme mich vom Tisch hoch, sodass der Stuhl hinter mir umkippt. Ich bin bereit. Als er mit seinem Arm ausholt und die Faust nach vorn schleudert, schwinge ich meine nach oben gegen sein Kinn. Wir sind beide vorübergehend schockiert, als wir gleichzeitig getroffen werden. In der darauf folgenden Pause sieht er mich an, als sähe er mich zum ersten Mal. Dann packt er mich bei den Schultern und wirft mich gegen die Wand.
    »Schluss damit, du kleines Dreckstück!« Er rammt mir sein Knie in die Seite, und ich hämmere ihm meine Faust in die Wange.
    Wieder ist er erschrocken und muss sich einen Moment fangen. Ich kann an nichts anderes denken als daran, wie ängstlich er wirkt, wie wenig Selbstvertrauen in seinem Blick ist und wie unsicher er sich hält.
    Er greift nach meinem Shirt, bemüht sich verzweifelt, die Kontrolle zu bekommen, während er seine flache Hand gegen mein Gesicht stemmt und mich an den Schrank stößt. Ich balle die Fäuste und schlage ihm fest gegen die Schläfe. Er stöhnt auf, schubst mich zurück, und ich krache gegen den Tresen, stoße mir die Hüfte an den Fliesen, und Messer fallen zu Boden. Ich will vorwärtslaufen, doch er stürzt mit gesenktem Kopf auf mich zu. Ich werde schneller, ziehe die Knie an, um auf die Kücheninsel zu springen, doch er packt mich unten am Shirt und reißt mich zu Boden. Rasch schwinge ich einen Arm nach hinten, aber er weicht aus.
    Ich bin wie betäubt, innerlich völlig tot, als ich mich auf den Absätzen umdrehe und beide Hände gegen seine Brust schlage. Immer noch weigert er sich, mich loszulassen, sogar als er umkippt. Er reißt mich mit sich nach unten. Ich versuche, mich auf ihn zu rollen, doch fast gleichzeitig fühle ich etwas Scharfes in meiner Seite, und alles erstarrt.
    Mein Dad steht auf. Er hält ein blutiges Messer in der Hand. »Wieso kannst du nie hören?« Er lässt das Messer fallen, und es landet klappernd auf den Fliesen neben meinen Füßen. Sein Gesicht ist gespenstisch weiß, als er zurückweicht. »Du beschissenes …« Er reibt sich mit den Fingern übers Gesicht, bevor er zur Haustür läuft, sie sperrangelweit aufreißt und in der Kälte verschwindet. Eisige Luft weht herein.
    Mir tut alles weh, als wären Tausende Messer in mich gerammt worden und nicht bloß eines. Ich drehe mich halb um, krieche zum Tresen, lehne mich dagegen und befühle meine Seite. Blut klebt an meinen zitternden Fingern und rinnt aus dem Loch in meinem Shirt, füllt die Fliesenfugen unter mir. Mit geschlossenen Augen ringe ich nach Luft, doch der Schmerz gewinnt.
    Ich denke an Callie, was sie macht, was sie tun wird, wenn sie hört, was passiert ist. Es schmerzt, obwohl es das nicht sollte; der Gedanke, dass ich sie verlasse, dass sie mich verlässt, ich sie nicht wieder haben kann … Ich halte es nicht aus.
    Ich greife zur Seite, hebe ein Messer auf und lege die Spitze zitternd an meinen Unterarm. Das mache ich schon seit Jahren, um alles auszublenden. Es fing an, als ich sieben war und erkannte, dass es mir zu atmen hilft, wenn ich mich schneide. Es hilft mir durch die Hölle des Lebens. Das ist mein kaputtes Geheimnis, die Dunkelheit, die in mir lebt. Mit jedem Schnitt wird der Schmerz weniger, und immer mehr Blut bedeckt den Boden.
Callie
    Ich wache alleine im Bett auf und werde panisch. Wo ist er hin? Hastig nehme ich mein Handy vom Nachttisch und schicke Kayden mehrere SMS, doch er antwortet nicht. Dann ziehe ich meine Schuhe an und renne nach draußen, um nach ihm zu suchen. Ich muss mit ihm über gestern Abend reden und ihm erklären, dass wir die Sache vergessen müssen, denn mit ihm in meinem Leben
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