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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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mir keinen Grund in der nächsten Zeit, dich zu bemerken, verstanden?“
    „Ja, Mebana“, knirschte Tiko gedemütigt, den Blick gesenkt, soweit das in dieser Haltung – von Pocil, der ihn um mehr als eine Kopflänge überragte, auf die Zehenspitzen gezogen – überhaupt möglich war.
    Lamár sorgte dafür, dass er beim Marsch zur Mine hinter Tiko gelangte, und flüsterte ihm eindringlich zu: „Lass den Fremden in Ruhe, sag ich dir! Sobald du ihn verletzt, macht Pocil Ernst, davon hat niemand etwas gewonnen!“
    „Ich mag ihn eben nicht“, zischte der Junge wütend. „Er tut dir weh, einfach dadurch, dass er hier ist. Ein Lustsklave des Layns, ich bitte dich! Was wollen wir mit dem hier? Wir arbeiten mit den Händen, nicht mit dem Hintern!“
    „Beherrsch dich, Kleiner. Wenn er so schlaff ist, wie du glaubst, überlebt er die Arbeit keine drei Tage und das Problem löst sich von allein. Wenn seine Muskeln nicht nur schön aussehen, ist er uns nützlich. Das Problem, das ich mit ihm habe, geht dich nichts an, also misch dich nicht ein!“
    Tiko ließ den Kopf hängen. Lamár wusste, er war ein Held für den Jungen. Von ihm zurechtgewiesen zu werden war für Tiko schlimmer als alle Prügel, die die Wächter ihm androhen konnten.
    Jetzt musste er nur noch herausfinden, was es mit dem Fremden da auf sich hatte, dann würde vielleicht wieder Ordnung in sein Leben kommen. Vielleicht war Erek sogar die Antwort auf einige Fragen, die ihn so sehr quälten?

*
     
    Lys wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seit ungefähr vier Stunden schon schleppte er Körbe voller Gestein und Schutt aus den Tunneln, über die Treppen hoch zur Winde. Sein Rücken brannte wie Feuer, sein ganzer Körper schmerzte unerträglich und er war erschöpft. Die Jungen, mit denen er diese Arbeit hier teilte, wechselten sich immer nach einer Stunde ab und verschwanden, um irgendwelche anderen, leichteren Aufgaben zu übernehmen. Niemand hatte sich mit ihm abwechseln wollen. Es war heiß und stickig hier unten, die Dunkelheit und Enge bedrückten ihn. Schlimmer als all das aber war die offene Ablehnung der anderen Sklaven – und Kirian.
    Innerlich leer gebrannt lehnte er sich an die Tunnelwand, genoss für einen Augenblick die Kälte des Gesteins – da packte ihn eine Hand von hinten und verdrehte ihm den rechten Arm auf den Rücken.
    „So allein, Lustknabe ?“, zischte ihm der dunkelhaarige Mann, der ihn gestern Abend schon bedroht hatte, ins Ohr. Orchym war sein Name, er schien mit Kirian befreundet zu sein. Bizarr, dass Kirians Freunde in ihm eine Gefahr sahen!
    „Und so müde bist du? Brauchst du vielleicht eine kleine Abkühlung?“ Orchym hielt Lys den Mund zu, den Arm weiterhin verdreht, und trieb ihn voran. Lys bemerkte andere Männer aus den Augenwinkeln, unter ihnen Tiko. Sie schlossen sich Orchym an. Panisch versuchte er sich freizukämpfen. Alle Gedanken setzten aus, er wusste, sie hatten irgendetwas Schlimmes mit ihm vor. Er wusste, er würde noch mehr Schmerz und Folter nicht überleben. Eine winzige Stimme sagte ihm, dass er sich besser völlig ergeben sollte, wie stets, doch dafür fehlten ihm einfach die Kraft und der Wille. Also schrie er gegen Orchyms Hand und wand sich mit aller Macht, soweit es möglich war, ohne sich die Schulter auszukugeln, auch wenn es aussichtslos war, gegen den stahlharten Griff dieses Mannes anzukämpfen.
    Sie zerrten ihn in einen Tunnel hinein, Tiko marschierte mit einer Laterne vorneweg.
    „Willst du wohl still sein!“, grollte Orchym, „wenn Arkin dich hört, gibt es Ärger für uns, und das würde dir gar nicht schmecken, verlass dich drauf!“
    „Hier, der Tümpel, rein mit ihm!“, sagte Tiko triumphierend. Lys erkannte eine dunkle Pfütze am Boden, wo sich das Wasser von den Tunnelwänden sammelte.
    „Du musst durstig sein nach so viel Arbeit!“ Einer der Männer lachte, packte ihn am freien Arm und drückte ihn gemeinsam mit Orchym zu Boden. „Nimm nicht alles auf einmal!“
    Lys hatte noch nicht einmal Zeit zu schreien, da tauchten sie seinen Kopf bereits in eiskaltes Wasser. Es war stockdunkel, selbst mit weit geöffneten Augen konnte er nichts sehen. Lys versuchte gegen die Hände anzukommen, die ihn unten hielten, aber es war unmöglich. Schnell verließ ihn alle Kraft, selbst für die Todesangst, die ihn sofort umklammert hatte, als ihm bewusst wurde, dass er hier sterben sollte. Erinnerungen fielen über ihn her, an die furchtbaren Momente, in denen er fast durch Kirians
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