Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
vertrauen und seinen Namen nennen …?“
    „Du vertraust ihm oder gehst zugrunde, so einfach ist das“, brummte Kirian.
    „Nun, es ist … Tomar.“ Sie errötete verlegen.
    „Was?“, riefen beide Männer verblüfft. „Er könnte dein Vater sein“, setzte Kirian grollend hinterher.
    Lys griff nach seinem Arm und drückte ihn beruhigend.
    „Tomar weiß es? Dass dieses Kind von ihm stammt?“
    Elyne lächelte, das Glück auf ihrem sonst so beherrschten Gesicht sagte alles.
    „Euer Kind wird meinen Namen tragen und ich werde Euch als meine über alles geliebte Gemahlin an meiner Seite belassen – unter zwei Bedingungen.“
    Das Lächeln erlosch.
    „Erstens: Ihr werdet mit mir auf Weidenburg leben und bei jedem Anlass zeigen, dass wir zusammengehören. Ich werde schon bald nicht mehr im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehen, da ich keine Ansprüche auf den Thron erheben kann, somit für das Spiel wertlos geworden bin. Trotzdem benötige ich die Macht von Lichterfels, nun noch mehr als zuvor, und die könnt ausschließlich Ihr mir geben.“
    „Ich will nirgends anders sein als dort, wo Tomar ist“, erwiderte sie steif. „Nehmt ihn zurück in Eure Dienste, er ist nur aus ihnen geflohen, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, Euch betrogen zu haben – auch, wenn es geschehen ist, als man Euch für tot hielt. Meiner Loyalität könnt Ihr vertrauen, ich weiß, dass ich andernfalls alles verliere. Was noch?“
    Er griff erneut nach ihrer Hand und sah sie bittend an. „Euer Sohn, Elyne. Seid ihm eine Mutter.“
    „Er hat Anniz“, wehrte sie ab. „Sie gibt ihm alles, was er braucht.“
    „Sie ist seine Amme. Sie kann ihm alles geben, was ein kleines Kind braucht, ja. Schon bald aber wird er wissen, dass sie nicht seine Mutter ist. Er braucht Euch, um ein Mann zu werden, genauso sehr wie mich. Weist ihn nicht zurück, sobald er nach Euch sucht. Lasst ihn nicht mit dem Gefühl aufwachsen, er besäße einen Makel, einen Fehler, dessentwegen Ihr ihn weniger liebt als seine nachgeborenen Geschwister. Es zählt nicht, wenn ich ihm sage, was ihn von Euch trennt. Das müsst Ihr selbst ihm sagen! Eben dass es nicht seine Schuld ist. Dass ich es bin, den Ihr hasst, nicht er.“
    „Ich hasse Euch nicht!“, stieß sie heftig hervor. „Ich liebe Euch! Ich verehre Euch! Aber nicht als Mann, sondern als den Helden, der Ihr seid. Als Mensch, den ich bewundere. Ich schwöre, ich werde Lynn alles geben, was ich habe. Egal, wie wenig das ist.“
    Sie wischte die Tränen fort und eilte mit hoch erhobenem Kopf aus dem Zelt.
    Lys atmete erleichtert auf. „Die Götter wissen, diese Frau ist zu anstrengend für mich. Ich bewundere Tomar, dass er sich ihrer freiwillig annimmt.“ Er machte ebenfalls Anstalten, das Zelt zu verlassen. Es gab tausend Dinge zu erledigen: Er musste sich mit Inur beraten, zu seinen Soldaten sprechen, die Details der Verträge mit Archym abstimmen, eine Eskorte zusammenstellen, die Elyne zur Weidenburg brachte. Und Tomar zurückholen, bevor dieser noch mehr Dummheiten machte.
    Kirian hielt ihn fest, und Lys ließ sich nur allzu gerne aufhalten. Die Anspannung der vergangenen Jahre fiel mit einem Mal von ihm ab; er war müde und wollte nichts weiter mehr als in Kirians Armen liegen. Aufräumen, das Chaos ordnen, konnte das nicht bis morgen warten?
    „Wusstest du es?“, fragte Kirian stirnrunzelnd. „Ich meine, dass es ausgerechnet Tomar ist?“
    „Nein, woher auch?“
    „Du wusstest es wirklich nicht?“
    Verwirrt starrte Lys ihn an. „Ich bin kein Prophet, woher hätte ich das denn wissen sollen?“
    „Dann ist gut.“ Kirian grinste zufrieden. „Dann ist die Welt endlich mal vollkommen in Ordnung, so wie sie sein soll.“
    Es dauerte mehrere Augenblicke, bis Lys begriff, dass dieser Satz spöttisch gemeint war; doch bevor er auffahren konnte, packte Kirian ihn am Handgelenk und zog ihn zu sich heran.
    „Die Welt ist in Ordnung, solange du auf ihr wandelst“, flüsterte er, umarmte ihn besitzergreifend und küsste ihn sanft auf die Nasenspitze. Lys lachte leise, glücklich über das Feuer in den dunklen Augen, das für ihn leuchtete. Sie versanken in einem tiefen, leidenschaftlichen Kuss; die Welt, sie war in Ordnung, jetzt und hier.
     
     
    Ende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher