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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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würde ihm auch das wegnehmen und mit ihm in einer Fischerhütte hausen, wenn es für eine Welt sorgen würde, in der er leben kann. Leben, ohne ständig auf der Hut vor Attentaten, Krieg, Gewalt und Intrigen sein zu müssen. Ich will mit ihm zusammen sein, Archym. Ich will ihn aufwachsen sehen, statt von einem Schlachtfeld zum nächsten zu eilen oder Angst zu haben, ihn im Wald spielen zu lassen.“
    Die beiden alten Fürsten blickten einander an, für lange Zeit. Dann nickten sie beide.
    „So sei es, Lys. Wir werden die entsprechenden Schriftstücke aufsetzen und dich für fünf Jahre auf Weidenburg arretieren. Danach darfst du dich wieder frei in Onur bewegen, hast aber keinerlei Ansprüche auf den Thron oder Corlin. Dein Sohn behält seine Erbansprüche und folgt Inurs Sohn nach“, sagte Archym langsam. „Somit bleibt nur noch eine Sache zu klären, und das ist Elyne.“
    Verständnislos blickte Lys Archym an. „Sie ist meine Frau und kommt zurück nach Weidenburg. Ganz sicher wird sich niemand aufregen, wenn sie ihren Vater besuchen will, man braucht sie also nicht ebenfalls unter Arrest zu stellen.“
    „Die Frage ist, ob du sie zurückhaben willst. Elyne ist schwanger, wie sie mir heute Morgen anvertraute. Sie hat bislang noch nicht gewagt …“
    „Wie unfein!“, fuhr Lys ihm ins Wort. „Jetzt habt Ihr Eurer Tochter die Überraschung verdorben, die sie sich gewiss für mich aufgehoben hatte.“
    Er genoss trotz des Schocks die Verlegenheit, in die Archym nun geriet, auf der vergeblichen Suche nach Worten. Sie alle wussten, dass er nicht als Vater dieses Kindes infrage kam, aber dies so direkt auszusprechen war undenkbar.
    „Ich hoffe sehr, dass es diesmal ein Mädchen wird und wir uns alle lediglich Gedanken machen müssen, ob sie die strahlende Schönheit und Anmut ihrer Mutter erben durfte“, sagte Kirian spöttisch.
    „Du … erkennst das Kind also an?“, fragte Erebos schließlich unbehaglich.
    „Wenn Elyne sagt, dass ich der Vater bin, dann bin ich es wohl. Oder hat sie etwas anderes behauptet?“ Lys verkniff sich das Lachen, er wusste, dass Archym Elyne mit Sicherheit befragt, beschimpft und bedroht hatte, um den Namen des Vaters zu erfahren und mit ebensolcher Sicherheit nichts zu hören bekommen hatte.
    Mit hochrotem Kopf wandte sich Archym zum Zelteingang, rief einen Soldaten zu sich und schickte ihn los. Nur wenig später kam Elyne herein. Mit unbewegter Miene ließ sie sich erklären, was beschlossen worden war, blickte Lys dabei nicht einen Herzschlag lang an. Erst als ihr Vater und Erebos Anstalten machten zu gehen, regte sie sich. Lys‘ Vater ging, ohne Abschied zu nehmen. Am Zelteingang bückte er sich und hob etwas auf, das kurz in seiner Hand blitzte.
    „Gewiss möchtest du einen Moment für dich und deinen Gemahl allein haben? Wir mussten ihm leider dein Geheimnis offenbaren“, sagte Archym sarkastisch. Er kümmerte sich nicht um das stumme Flehen seiner Tochter, sondern ließ sie einfach dort stehen.
    „Von dir erwarte ich, dass du ihm weiterhin zur Seite stehst“, zischte er Kirian zu, so leise, dass ganz gewiss kein Lauscher ihn hören konnte. Er sah an seinem Sohn vorbei. „Er muss ein Königreich revolutionieren, das kann er nicht allein, wenn er eigentlich auf der Weidenburg stillhalten soll. Er braucht dich. Lichterfels braucht dich. Onur braucht dich. “
    Kirian nickte lediglich, wissend, dass er mehr Anerkennung von seinem Vater nicht erhalten würde. Archym verneigte sich leicht vor Lys und verschwand dann ebenfalls.
    Kirian warf Lys einen fragenden Blick zu, ob auch er gehen sollte, aber der schüttelte bloß lächelnd den Kopf; also blieb er still, wo er die ganze Zeit gewesen war: unerschütterlich an seiner Seite.
    „Ihr wisst es also?“, sagte Elyne beschämt, die Augen zu Boden gerichtet. Sie fuhr überrascht zusammen, als Lys auf sie zutrat und die Hände an ihre Wangen legte, doch sie wehrte ihn nicht ab, sondern blickte nur zu ihm auf. Schweigend studierte er ihr Gesicht, strich behutsam über ihr Haar, das sie offen trug. Die ganze Zeit über bebte sie von Kopf bis Fuß, als hätte sie Angst, er könnte sie urplötzlich niederschlagen. Schließlich lächelte er, ergriff ihre Hände und küsste ihre zittrigen Finger.
    „Zum ersten Mal“, sagte er versonnen, „zum allerersten Mal, seit ich Euch kenne, seht Ihr glücklich aus, Elyne. Wer ist der Mann, der Euch so viel Gutes tut?“
    Sie starrte ihn verblüfft an. „Ist das Euer Ernst? Ich soll Euch
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