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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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war.
    „Ich weiß nicht, was er mit mir zu tun hat, ich kann mich nicht an ihn erinnern. Vielleicht ist er ein Feind, vielleicht ein Freund, ich weiß es nicht.“
    „Dir tränen die Augen vor Schmerz, wenn du ihn anblickst und so schlimm wie gestern hab ich dich noch nicht zusammenbrechen sehen. Nach Wiedersehensfreude sieht das wirklich nicht aus“, zischte Tiko wütend.
    „Er macht mir Angst, Tiko, aber ich kann nicht jeden umbringen, den ich fürchte. Ihn nachts auszusperren wäre Mord, du weißt, was ich darüber denke. Er mag kein Krieger sein wie Yego es war, trotzdem breche ich auch ihm lieber eigenhändig das Genick, als ihn den Wächtern zum Spielen zu übergeben!“, raunte Lamár mühsam.
    „Wer weiß, vielleicht würden wir ihm einen Gefallen tun? Einem Lustsklaven werden sie wohl kaum das Gesicht einschlagen, um Spaß zu haben. Wer sagt, dass er sich nicht genau danach sehnt?“ Tiko kicherte gehässig, was eisige Schauder über Lamárs Rücken jagte.
    „Lass ihn in Ruhe, hörst du? Bevor ich nicht mehr über ihn weiß, rührst du ihn nicht an.“
    Lamár wusste, dass Tiko dieser Befehl nicht schmeckte, doch der widersprach nicht und ließ das Thema fallen.
     
    Beim Frühstück beobachtete Lamár, wie Irla sich dem Fremden näherte, der teilnahmslos in seiner Ecke kauerte und keinerlei Anstalten machte, seinen Anteil am Essen zu fordern.
    „Wie heißt du?“, hörte er sie fragen.
    „Erek.“
    Dieser Name brachte etwas in Lamár zum Schwingen, wie er es erwartet hatte, doch weniger gewaltsam als befürchtet. Ein vertrauter Name, das bewiesen die Nadelstiche in seinem Schädel, die er auslöste. Weitaus weniger vertraut als der Mann, zu dem er gehörte, wie es schien.
    Sein Name hat wohl keine große Rolle für mich gespielt … also kann er kein Feind sein. Aber auch kein Freund. Ich hätte schwören können …
    Aus den Augenwinkeln sah er zu, wie Irla den Fremden untersuchte und befragte, wie sie es bereits mit ihm getan hatte, um sicherzugehen, dass er stark genug für die Arbeit war. Der junge Mann bewegte sich steif, er schien jede Berührung zu scheuen.
    Ihr Götter, er ist völlig kaputt, wie Irla schon sagte. Ein Reh, kein reißender Wolf. Warum also macht er mir Angst?
    „Er kann arbeiten, Arkin, sollte sich allerdings nicht überlasten. Seine Brandwunde ist mir noch zu frisch, wenn zu viel Dreck drankommt, entzündet sich das nur.“
    „Gut, es gibt genug Hilfsarbeiten, bei denen du anpacken kannst, Erek“, erwiderte Arkin. „Wenn du stärker wärst, könntest du an der Winde arbeiten. Nun, es findet sich schon was. Die Arbeit in der Mine ist fruchtbar wie ein Kaninchenhort, sie vermehrt sich ganz von allein.“
     
    Beim morgendlichen Aufstellen, das Lamár hasste wie sonst nichts am Tag, spürte er, wie er vor Übelkeit zu schwanken begann, als ihn Ereks Blick voller hoffnungsloser Trauer streifte. Der Fremde wurde blass und suchte sich schnell einen Platz in der Reihe, der weit entfernt von Lamár lag, doch zu spät: Brüllender Schmerz explodierte in seinem Schädel.
    Das nächste, was Lamár bewusst wahrnahm, war Arkin, der versuchte ihm auf die Beine zu helfen, während um ihn herum geschrien wurde. Als sich seine Sicht klärte, erkannte er Tiko, der von zwei Aufsehern festgehalten wurde, damit er sich nicht auf Erek stürzen konnte, der regungslos am Boden lag. Pocil brüllte Befehle, die niemand beachtete, Mattin und die restlichen Aufseher versuchten, die Sklaven wieder in ordentliche Reihen zu bringen.
    „Arkin, tu etwas !“ Lamár stöhnte gequält. „Ich komme allein zurecht.“
    Arkin schaffte, was den Aufsehern unmöglich war: Mit einigen energischen Kommandos zwang er alle Arbeiter an ihre Plätze zurück, scheuchte Tiko fort, der sich kleinlaut zu Lamár stellte und zog Erek auf die Beine, der sich zwar den Bauch hielt, doch nicht wirklich verletzt zu sein schien.
    „Hab ihm nur einen einzigen Schlag versetzt, der hat sich fallen lassen wie ein leerer Sack“, murmelte Tiko verächtlich.
    „Sei froh, dass er nicht zurückgeschlagen hat, sonst hätte Pocil euch beide auspeitschen lassen! Wer weiß, was dir jetzt blüht …“
    Der Lageraufseher kam bereits auf sie zu, noch bevor Lamár ausgesprochen hatte, packte Tiko am Kragen und schüttelte ihn durch.
    „Was sollte das, Sklave?“, fauchte er wütend. „Was schlägst du hier deine Kameraden, völlig ohne Grund? Sei dankbar, dass der Neue noch arbeiten kann, sonst hättest du dir deine Lektion verdient! Gib
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