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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman
Autoren: Michael Cobley
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abbekommen. Zur Strafe hatte er zwölf Jahre lang in Neu-Kelso unter Hausarrest gestanden. Anschließend hatte er Militärgeschichte studiert und Bücher geschrieben, obwohl ihm die Regierung von Hammergard unter Androhung einer Gefängnisstrafe das Publizieren sowohl von fiktionalen Schriften als auch von Sachbüchern verboten hatte. In den vergangenen acht Jahren hatte er
verschiedene Berufe ausprobiert und sporadischen Kontakt mit seiner Schwester gehalten. Greg erinnerte sich, dass er irgendwie mit dem Hyperion-Datenprojekt zu tun hatte …
    »Und was hat Onkel Theo gesagt?«
    »Also, er hat Neuigkeiten, die dich überraschen werden - ich kann’s selbst kaum glauben. Das wird unser aller Leben verändern.«
    »Erzähl mir nicht, er will wieder einmal die Regierung stürzen.«
    »Bitte, Gregori, das ist überhaupt nicht komisch …«
    »Tut mir leid, Mom, wirklich. Also, was hat er gesagt?«
    Er stand am Ende des Weges und konnte die Ausgrabungsstätte überblicken. Das quadratische Hauptgebäude wirkte bleich und grau in der künstlichen Beleuchtung. Während seine Mutter weitersprach, wechselte Gregs Gesichtsausdruck von Verwunderung zu Verblüffung, und er sah lauthals lachend zu den Sternen auf. Dann bat er seine Mutter, alles zu wiederholen.
    »Mom, das kann doch unmöglich dein Ernst sein!«

2 Theo
    Theodor Karlsson näherte sich auf einem Privatweg mit federnden Schritten der Präsidentenvilla. Hohe, dichte Büsche schirmten die Villa vor neugierigen Blicken ab, und hüfthohe Laternenpfosten warfen gedämpfte Lichtinseln auf den Weg. Den langen, schweren Mantel hatte er zu drei Vierteln zugeknöpft, und seine Maßschuhe machten auf den Steinplatten kaum ein Geräusch. Das Gelände lag dunkel und still in der Abendkühle, doch Karlsson meinte das engmaschige Netz der Sicherheitsvorkehrungen beinahe riechen zu können. An der Außenmauer und am Tor waren Kameras angebracht, und es patrouillierten Wachen. An dem vor ihm liegenden Nebeneingang waren ebenfalls zwei Wachleute postiert, doch Theo wusste, dass die besten Sicherheitsmaßnahmen meist nicht ins Auge sprangen. Die Frage war nur, wen der ganze Aufwand fernhalten sollte.
    Die Wachposten, die beide dunkle Elektronikbrillen trugen, flüsterten etwas in ihre Kehlkopfmikrofone, als er sich ihnen näherte.
    »Guten Abend, Major«, sagte der eine. »Wenn Sie bitte mit dem rechten Auge in den Scanner blicken würden.«
    Er trat vor die schlichte Holztür, befolgte die Anweisungen und vernahm kurz darauf ein gedämpftes Rumms . Die Tür schwang auf. Er wurde von einer gelassenen Frau mittleren Alters in Empfang genommen, die ihm den Mantel abnahm und ihn über einen schmalen, fensterlosen Gang geleitete, vorbei an mehreren faden Landschaftsgemälden
und dann eine schlecht beleuchtete geschwungene Treppe hinauf zu einem Absatz mit zwei Türen. Ohne anzuklopfen trat sie durch die linke Tür, und Karlsson fand sich in einem warmen, mit Teppich ausgestatteten Arbeitszimmer wieder.
    »Bitte machen Sie es sich bequem, Major Karlsson. Der Präsident wird gleich da sein.«
    »Es ist sehr freundlich, dass …«, setzte Theo an, doch die Frau entfernte sich bereits und schloss hinter sich die Tür. Er schaute sich um in dem mittelgroßen Raum mit den gut bestückten Bücherregalen. Im Kamin brannte ein Feuer, und über dem großen Schreibtisch hing eine kunstvoll verzierte verstellbare Lampe. Ein deckenhohes Regal verdeckte teilweise eine zweite Tür mit Hand-Auge-Sicherheitschloss in der Ecke.
    Im Bauch des Ungeheuers, dachte er. Oder jedenfalls in der Löwengrube.
    Bei jeder Begegnung mit Sundstrom hatte er dieses Gefühl, ganz gleich, wo sie sich trafen. Deshalb hatte er sich angewöhnt, kurz vorher seine Schwester Solvjeg zu besuchen und ihr gegenüber anzudeuten, wo und mit wem er die nächsten Stunden zu verbringen gedachte. Heute jedoch hatte sie vor allem wissen wollen, ob das Gerücht zutraf, dass ein Signal von der Erde aufgefangen worden war.
    Theo grinste. Der Funkspruch war offenbar heute Morgen empfangen worden, und er hatte am Nachmittag aus sechster Hand von einem alten Freund vom Korps davon erfahren, deshalb wunderte es ihn nicht, dass Solvjeg über das Netzwerk der Ehemaligen informiert worden war. Jetzt war es Abend, und das Gerücht hatte sich in der ganzen Kolonie verbreitet. Selbst Kirkland, der Oppositionsführer, hatte eine Erklärung abgegeben, doch bislang lag weder
vom Rat noch vom Präsidentenbüro eine Bestätigung vor.
    Ein Raumschiff von
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