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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman
Autoren: Michael Cobley
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richtig geschaltet hätte, hätte ich den Mistkerl erschossen, anstatt ihm zu vertrauen«, erwiderte Theo gereizt. »Aber Sie weichen meiner Frage aus, Holger.«
    »Ich würde gern warten, bis die anderen eingetroffen sind - ah, ich glaube, jetzt sind sie da.« Er beugte sich vor und hantierte an dem kippbaren Display, das auf dem Schreibtisch stand.
    Die anderen , dachte Theo. Sundstrom hatte hin und wieder andeutungsweise von den anderen Mitgliedern des
Zirkels gesprochen, doch Theo hatte in den vergangenen zwei Jahren nur einen kennengelernt, einen breitschultrigen, muskulösen Schotten, der ihm als Boris vorgestellt worden war. Er gehörte allerdings nicht zu den drei Personen, die ins Arbeitszimmer traten. Zwei von ihnen - einen Mann und eine Frau - hatte er noch nie gesehen. Der dritte war Witali Pjatkow, der stellvertretende Direktor des Büros für Orientierung, einer Geheimdienstorganisation, die nach dem Winterputsch gegründet worden war. Theo registrierte mit Belustigung das erschreckte Erstaunen, das sich in dessen Miene abzeichnete, als er sah, wer da dem Präsidenten Gesellschaft leistete. Im nächsten Moment wurde sein Gesichtsausdruck wieder undurchdringlich.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind«, sagte Sundstrom. »Sie haben sich alle meinem kleinen Beraterkreis angeschlossen, doch einstweilen möchte ich die persönlichen Informationen auf ein Minimum beschränken.« Er stellte den Mann als Donny vor, die Frau als Tanja. Als alle Platz genommen hatten, fuhr er fort:
    »Ihnen allen dürfte inzwischen klar sein, dass die Gerüchte zutreffen. Einer unserer Kommunikationssatelliten hat einen Funkspruch aufgefangen, der angeblich vom Erdsphäre-Raumschiff Herakles stammt. Man entbietet uns freundliche Grüße und informiert uns darüber, dass das Raumschiff morgen gegen zehn Uhr den Orbit von Darien erreichen wird. Simurg 2 , unser Satellit, der Niwjesta umkreist, hat ein Objekt geortet, dessen Kurs sich mit der Umlaufbahn Dariens schneidet; weitere Funksprüche haben ergeben, dass sie tatsächlich von diesem Objekt stammen.«
    »Weitere Funksprüche, Sir?«, sagte Tanja. »Hat ein Dialog stattgefunden? Gibt es Hinweise darauf, was wir zu erwarten haben?«

    »An Bord ist ein Sonderbotschafter namens Robert Horst, doch bislang haben wir wenig mehr als diplomatische Floskeln ausgetauscht.« Sundstroms Miene wurde ernst. »Allerdings gibt es gewisse Tatsachen, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.«
    Er nahm eine Fernbedienung in die Hand und drückte eine Taste. Hinter ihm schaltete sich der Bildschirm ein. Man sah eine blaue Welt aus dem Orbit, daneben einen kleinen grünen Mond - Darien und Niwjesta. Dann veränderte sich der Blickwinkel, und die Neue Sonne gelangte in Sicht. Blendreflexe traten auf und wanderten aus dem Bild, bis Planet und Mond vor einem nebelhaften Hintergrund standen, in dem ein paar helle Sterne leuchteten, Diamantsplitter inmitten von Nebelschleiern.
    »Der stellare Staub und die uns umgebenden Trümmer«, fuhr er fort, »nehmen mehr Raum ein, als die meisten Beobachter geglaubt haben. An der breitesten Stelle beträgt die Ausdehnung eintausend Lichtjahre, und unser Sternsystem liegt in einem der dichteren Wirbel. Dieser Bereich wird als Huvuun-Tiefenzone bezeichnet und ist einer von mehreren in diesem Teil der Galaxis. Offenbar herrscht dort zwischen zwei Regionalzivilisationen, den Imisil und den Brolturanern, ein heftiger Grenzstreit.«
    Darien und dessen Sternsystem schrumpften auf dem Bildschirm und verschwanden in den interstellaren Staubwolken, während eigentümlich konturierte Wände auftauchten, die sich über Lichtjahre erstreckten - die dreidimensionalen Grenzen zwischen der Tiefenzone und den angrenzenden Territorien.
    »Der Brolturan-Pakt ist mit einem großen interstellaren Imperium verbündet, der Sendruka-Hegemonie, die zufällig auch ein Verbündeter der Erdsphäre ist. Bedauerlicherweise ist das Solsystem fast 15 000 Lichtjahre entfernt, so
dass wir deutlich außerhalb des Einflussbereichs der Erdregion liegen. Der Imisil-Bund hat in der Vergangenheit mit der Hegemonie Krieg geführt, was auch heute noch gewisse Spannungen zur Folge hat.«
    Sundstrom hielt inne, und es folgte ein verblüfftes Schweigen. Die Anwesenden wechselten fragende Blicke, und Theo schwirrte der Kopf.
    Kompliziert und ungemütlich?, dachte er. Das ist wohl stark untertrieben.
    Der Geheimdienstoffizier Pjatkow ergriff das Wort.
    »Sir, bei allem Respekt - ich kann mir denken,
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