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Die Saat der Bestie (German Edition)

Die Saat der Bestie (German Edition)

Titel: Die Saat der Bestie (German Edition)
Autoren: Michael Dissieux
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seiner Brust. In all den sechsunddreißig Jahren hatte er so etwas noch nicht erlebt. Adrenalin durchflutete seinen Körper und er hätte beinahe die Verfolgung aufgegeben und die Bobbys zur Unterstützung gerufen, als ihm bewusst wurde, dass der Dieb sich ja nicht allein in dem Büro aufgehalten hatte. Alfred hatte mehr als eine Stimme ausmachen können, deren Tonfall bei seinem Näherkommen immer ärgerlicher wurde, und er hatte eindeutige Anzeichen einer Auseinandersetzung wahrgenommen.
    Behutsam näherte er sich dem Zugang zum Büro. Der ranzige Dunst hatte sich bereits fast verflüchtigt. Alfreds Schuhsohlen zermahlten die zerbrochenen Glassplitter. Innerhalb des stockfinsteren Büros hörte er raues Atmen, das an das Schnauben eines Tieres erinnerte. Dann, plötzlich, war es still.
    Alfred tat noch einen Schritt nach vorn. »Was in drei Teufels Namen …«, war alles, was er hervorbrachte, bevor eine Explosion aus Glassplittern und geborstenem Holz auf ihn niederging und die Tür aus ihren Angeln riss. Der Nachtwächter konnte gerade noch vor Schmerz aufjaulen, als kleine Glasstückchen ihm ins Gesicht und die Hände schnitten, die er zum Schutz erhoben hatte, und bevor ein klobiger Schatten massiver dunkler Muskelmasse über ihn kam. Alfred bekam für einen Augenblick einen Eindruck von dickem, verfilztem Haar, scharfen, viehischen Ausdünstungen – da war er wieder, der widerliche Geruch nach Anis, gemischt mit einer ekelerregenden Note verrotteten Fleisches – breiten Schultern und einer plumpen Nase, die tief zwischen den Schultern in einem scheinbar halslosen Kopf saß. Silbrig, wie ein Blitz, brach sich das Mondlicht in etwas, das dem Ding um den Nacken baumelte. Alfred hatte so etwas noch nie gesehen – niemals in all den Jahren.
    Dann attackierte ihn die affenähnliche Kreatur, die Zähne zu einem animalischen Schrei entblößt, mit ohrenbetäubendem Brüllen, das seine Ohren förmlich bluten ließ, und Fäusten gleich Vorschlaghämmern, die auf ihn eindroschen.

Geschwächt hob Alfred seine Arme, um sich zu schützen, doch es gab nichts, was er gegen die Kraft dieses Untieres tun konnte. Es griff seinen Kopf so gewalttätig bei den Haaren, dass er spürte, wie ganze Büschel aus seiner Kopfhaut gerissen wurden. Dann, mit einer einzigen ruckartigen Bewegung, zertrümmerte die aufgebrachte Bestie seinen Schädel an einem Schaukasten. Bereits mit dem zweiten Hieb zerbarst das Glas der Vitrine und die Welt von Alfred Wentwhistle explodierte in eine dunkle Vergessenheit.

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