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Die Saat der Bestie (German Edition)

Die Saat der Bestie (German Edition)

Titel: Die Saat der Bestie (German Edition)
Autoren: Michael Dissieux
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schnappte nach Luft und Bartholomew machte einen plötzlichen Schritt nach vorne, riss sich aber sogleich zusammen.
    »Nun, ich bin noch am Leben. Damit hätte sich das erledigt. Dieser Wohnsitz ist noch immer das Eigentum von Ulysses Lucian Quicksilver, bis ich es anders erachte. Und falls ich mich dazu entschließen sollte, es als meinen letzten Willen dem Katzenschutzverein zu vermachen, sobald ich wirklich und wahrhaftig tot bin, so ist das allein meine Sache.«
    Bartholomew öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen.
    »Und falls du den Wohnanspruch, wie er in Vaters aktuellem Nachlass steht, behalten willst, Barty …«, Ulysses bedachte ihn mit einem scharfen Blick, »… so empfehle ich dir, ab jetzt zu schweigen. Verstanden?«
    Der jüngere Mann nickte, die Niederlage stand ihm ins bleiche Gesicht geschrieben.
    »Nimrod, mein Bruder wird uns nun verlassen. Würdest du wohl freundlicherweise seinen Mantel auftreiben?«
    »Umgehend, Sir.« Der Hausdiener neigte seinen Kopf und mit ausgestrecktem Arm bedeutete er Bartholomew Quicksilver, zu gehen.
    »Mr. Screwtape wird uns nun ebenfalls verlassen«, fügte Ulysses missmutig hinzu.
    »M-Mr. Quicksilver …« Screwtape hatte endlich seine Stimme wiedergefunden. »Sie verstehen sicher, dass ich lediglich mein Bestes tun wollte, um der Familie Quicksilver zu helfen, und dass ich Bescheid wusste über …«
    »Bescheid wussten? Über was? Dass ich noch am Leben bin?«
    »Na ja, Sir. Wenn ich doch nur …«
    »Was versuchen Sie mir zu sagen, Screwtape? Hätten Sie gewusst, dass ich noch am Leben bin, hätten Sie sich geeilt, um diese verachtenswerte Intrige zu Ihren Gunsten und denen meines Bruders zum Abschluss zu bringen?«
    »Nein, Sir. Ganz und gar nicht.«
    »Nimrod?«
    »Ja, Sir?« Der Hausdiener stand noch immer abwartend auf der Türschwelle zum Studierzimmer.
    »Es war ein langer Tag und ich habe eine mühselige Reise hinter mit. Ich werde mich also so bald wie möglich für die Nacht zurückziehen. Wenn du wohl so nett wärst, mir einen Cognac als Schlaftrunk zu bringen, sobald du meinen Bruder und unseren ehemaligen Familienanwalt von meinem Anwesen geleitet hast.«
    »Mit Vergnügen, Sir.« Nimrod führte beide, Bartholomew und Screwtape, aus dem Raum.
    »Mr. Quicksilver, ich muss doch protestieren «, beharrte der Anwalt und wirkte dabei eher lächerlich in seiner Verzweiflung.
    »Ja, Mr. Screwtape, so mag es Ihnen erscheinen. Aber ich bestehe darauf. Und ich kann sehr nachdrücklich sein, ebenso Nimrod hier. Also schlage ich vor, Sie gehen einfach, bevor mein Wohlwollen erschöpft ist. Denken Sie auch nicht einen Augenblick daran, dass ich Ihnen dieselbe Gnadenfrist gewähre, wie ich es für meinen missratenen Bruder tue, die er lediglich allein durch die Tatsache verdient, mein Blutsverwandter zu sein, um Himmelswillen. Und nun noch einmal, gute Nacht , Mr. Screwtape.«
    Der Anwalt brachte es dennoch fertig, in wütendes Gezeter auszubrechen, bis eine starke Hand ihn mehr oder weniger freiwillig dazu ermutigte, das Studierzimmer zu verlassen.
    Ulysses Quicksilver blieb allein zurück. Das erste Mal immerhin, seit er vor einem Jahr fortgegangen war, um sich in den Himalaya und noch weiter zu wagen; zu einem Unternehmen, das ihn beinahe das Leben gekostet hätte.
    Er lehnte seinen Gehstock an den Schreibtisch und ließ sich in dem gepolsterten Lederstuhl dahinter nieder; er lächelte, als seine Augen über dieselben Papierschnipsel wanderten, die sein Bruder zuvor durchgegangen war. ›Himalaya-Abenteuer endet mit Doppeltod‹, lautete einer. Immerhin hatte es Davenport’s Leben gekostet – der arme Unglückswurm. ›Suche nach vermisstem Millionär vertagt‹, lautete ein anderer, und ›Quicksilver: Entkommen oder tot?‹.
    Nun, diese Frage wurde offensichtlich beantwortet. Ulysses Quicksilver war zurückgekehrt. Und gleich morgen würde London daran erinnert werden, was ihm so lange entgangen war.

    Kapitel Eins

    Über die Entstehung der Arten

    Die Nacht, in der Alfred Wentwhistle starb, begann wie jede andere auch. Die kühle Scheibe des Mondes schien durch die Rundbogenfenster des Museums und tauchte die unzähligen Vitrinen in bleiches Licht. Die elektrischen Straßenlampen in der Cromwell Road waren nicht mehr als ein orangefarbenes Flackern, das durch die Fenster schimmerte.
    Alfred Wentwhistle, seit sechsunddreißig Jahren Nachtwächter des Museums, fegte mit dem Schein seines Punktstrahlers über die glänzenden Schränkchen. Schimmernde
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