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Die Saat der Bestie (German Edition)

Die Saat der Bestie (German Edition)

Titel: Die Saat der Bestie (German Edition)
Autoren: Michael Dissieux
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haben.«
    »Sehen Sie, Screwtape, ich denke wir haben genug an Nettigkeiten ausgetauscht. Also lassen Sie uns wieder mit dem vorliegenden Fall beschäftigen. Wollen wir?«
    Nur wenig später hatte Quicksilver die Begutachtung des Dokuments abgeschlossen. »Gut, ich unterschreibe also hier und hier«, er deutete mit dem Finger auf die Zeilen, »und die Tat ist vollbracht?«
    »Ja, Sir. Dann ist’s gewiss getan«, meinte der Anwalt resigniert.
    »Wollen Sie es denn nicht genehmigen?«
    »Wissen Sie denn, was Sie tun, Mr. Quicksilver?«
    »Oh, Sie haben Ihre Rolle gut gespielt, Screwtape. Und in völligem Einvernehmen hinsichtlich der Konsequenzen. Sagen Sie nicht, Sie hätten nun ein schlechtes Gewissen. Das ist nicht sehr gesund für einen Mann ihres Faches.«
    »Ihr Bruder war sehr angesehen. Ebenso wie der gute Name Ihrer Familie seit vielen Jahren schon. Ich würde es nur nicht begrüßen, wenn sich das ändern würde.«
    »Oh, ebenso wenig wie ich, Screwtape. Ebenso wenig wie ich. Sie sprechen darüber, als ob es sich nicht um den guten Namen meiner Familie handeln würde.«
    »D-das war nicht respektlos gemeint, Mr. Quicksilver, seien Sie versichert.«
    »Und ich versichere Ihnen, dass man des guten Namens meiner und meines Bruders Familie noch lange Jahre gedenken wird. Ich verspreche Ihnen, sobald wir das hier hinter uns haben, ist das Erste, was ich morgen in aller Frühe tun werde, einen Grabstein in Auftrag zu geben, damit er auf unser Familiengrab auf dem Highgate-Friedhof aufgestellt werden kann. Und ich arrangiere einen Gedenkgottesdienst zu seinen Ehren in der St.-Paul`s-Cathedral.«
    »St.-Paul`s, hm … Überaus prächtig. Und womit verdiene ich diese Darstellung öffentlichen Gejammers?«, wollte eine Stimme, süffig wie Rotwein und schneidend wie ein Rasiermesser zugleich, wissen.
    Quicksilver blickte von seinem Durcheinander aus Papierschnipseln und juristischen Dokumenten auf. Jegliche Farbe wich ihm aus dem Gesicht, als er – von blankem Entsetzen geradezu überwältigt – die Gestalt auf der Türschwelle anstarrte. Screwtape wandte sich mit offenem Mund dem Neuankömmling zu. Das Bersten von Glas auf den polierten Eichenholzdielen zerriss die Stille, als des Advokaten Cognac ihm aus den schweißnassen Fingern rutschte.
    »U-Ulysses?« Der junge Mann stützte sich schwer mit einer Hand auf den Schreibtisch. Er sah aus, als würde er sogleich einer schweren Krankheit erliegen. »Ulysses … gottseidank, du bist wohlauf! M-meine Gebete wurden erhört.«
    »Mir war gar nicht aufgefallen, dass du mit dem lieben Gott eine so freundschaftliche Beziehung pflegst, Barty.«
    Der Mann in der Tür war eine ungleich größere und kräftiger gebaute Version des jungen Mannes, den nur noch der große Mahagonitisch am Umfallen hinderte. Von der wohldefinierten Kinnpartie bis zu dem dichten, an den Schläfen bereits ergrautem Haar und dem funkelnden Glanz in seinen tiefbraunen Augen, war er zudem auch der Stattlichere von beiden. In jedem Fall war er ein lässig-eleganter Herr in braunem samtenen Gehrock und paisley-gemusterter Weste, die in herbstlichen Farben hervorstach – zudem trug er Moleskinhosen nach der neuesten Mode, dazu eine senfgelbe Seidenkrawatte mit diamantener Anstecknadel und stützte sich lässig auf einen schwarzen Gehstock, in dessen Heft ein Blutjaspis eingefasst war.
    Der Hausdiener stand ihm zur Seite, das faltenreiche Gesicht noch immer eine kalte Maske des Gleichmutes, nun jedoch mit dem Hauch eines Lächelns in seinen Augen.
    »Es scheint, es ist doch ein wenig zu spät für ein Treffen mit dem familiären Rechtsbeistand, Bruder«, bemerkte Ulysses Quicksilver.
    »Ulysses, ich kann noch immer nicht glauben, dass du es bist«, stammelte Bartholomew Quicksilver, während die Farbe nicht nur in seine Wangen zurückkehrte, sondern ihnen sogleich eine heftige Schamesröte verlieh.
    »Und das hier?« Ulysses durchschritt die wenigen Meter bis zum Schreibtisch und griff sich die Papiere aus Bartholomew´s Händen. Ein schiefes Lächeln auf den Lippen überflog er beiläufig deren Inhalt.
    »So, ihr beide wolltet mich also offiziell für tot erklären? Sieht aus, als wäre ich gerade im rechten Moment angekommen, ... wie gewöhnlich.«
    Gelassen bahnte sich Ulysses gemessenen Schrittes seinen Weg um den Schreibtisch und lehnte sich gegen den Kaminsims. Er blickte kurz auf das Porträt seines Vaters an der Wand über ihm und warf dann die Dokumente ganz nebenbei ins Feuer hinein. Der Advokat
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