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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten
Autoren: Michael Connelly
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Meer auf seinem Boot sterben. Er wollte, dass es in Gewässern passierte, die unter die Zuständigkeit der Bundesbehörden fielen. Er hoffte, seine Freunde beim FBI würden alles für ihn regeln, wenn etwas herauskäme.
    Das einzige Problem bei seinem Superplan war, dass er nichts vom Poeten wusste. Er hatte keine Ahnung, dass seine Frau zu mir kommen würde und dass ein paar in eine Akte gekritzelte Zeilen zu all dem führen würden, was anschließend passiert ist.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich hätte es merken müssen. Die vertauschten Medikamente, das war nicht Backus’ Stil. Zu kompliziert. Die komplizierten sind in der Regel Selbstmorde.«
    »Und was ist mit der Bedrohung seiner Familie? Egal, ob er nun wusste oder nicht, dass es Backus war, hat er zumindest gewusst, dass jemand seine Familie bedrohte. Er bekam diese Fotos – von jemandem, der seine Familie beobachtete. Willst du etwa sagen, er hätte Selbstmord begangen und seine Familie in so einer Situation im Stich gelassen? Das sieht Terry McCaleb nicht ähnlich.«
    »Vielleicht dachte er, so könnte er die Bedrohung von ihnen abwenden. Die Bedrohung seiner Familie war gegen ihn gerichtet. Wenn er nicht mehr lebte, wäre die Bedrohung sinnlos geworden.«
    Rachel nickte, aber nicht, um irgendetwas zu bestätigen.
    »Wenn sonst schon nichts, ist zumindest deine Faktenkette interessant, Harry. Das muss man dir lassen. Aber wie kommst du darauf, wir wüssten das oder ich wüsste das?«
    »Natürlich weißt du es. Zum einen die Art, wie du meine Frage nach William Bing abgetan hast. Oder dein Verhalten vor kurzem in Turrentines Haus, als ich meine Waffe auf Backus gerichtet hatte. Er wollte etwas über Terry sagen, aber du hast ihn unterbrochen. Du wolltest unbedingt verhindern, dass er es sagte. Ich glaube, er wollte sagen, dass er Terry nicht umgebracht hat.«
    »Ach ja, das wäre ja mal ganz was Neues. Ein Mörder, der einen seiner Morde abstreitet. Soll noch nie vorgekommen sein.«
    Für mich hörte sich ihr Sarkasmus defensiv an.
    »In diesem Fall war das anders. Er hatte nichts mehr zu verbergen. Er war aus der Deckung hervorgekommen und hätte die Lorbeeren geerntet, wenn sie ihm zugestanden hätten. Das wusstest du, und deshalb bist du ihm ins Wort gefallen. Du wusstest, er würde es abstreiten.«
    Sie entfernte sich vom Geländer und blieb vor mir stehen.
    »Na schön, Harry, du denkst, du hättest alles durchschaut. Du hast einen traurigen kleinen Selbstmord unter all den Morden gefunden. Und was willst du damit jetzt anfangen? Willst du dich hinstellen und es in alle Welt hinausposaunen? Damit erreichst du vermutlich nur, dass die Familie um das Geld gebracht wird. Ist es das, was du willst? Vielleicht kannst du ja einen Teil davon als Petzerbelohnung einstreichen.«
    Jetzt wandte ich mich von ihr ab und stützte mich auf das Geländer. »Nein, das will ich nicht. Ich mag es nur nicht, wenn man mich anlügt.«
    »Ach, jetzt verstehe ich. Hier geht es gar nicht um Terry. Es geht um dich und mich, richtig?«
    »Ich weiß nicht, worum es geht, Rachel.«
    »Na schön, wenn du es weißt, wenn du alles rausgefunden hast, sag mir Bescheid, ja?«
    Sie kam plötzlich neben mich und küsste mich fest auf die Wange.
    »Wiedersehen, Bosch. Vielleicht sehen wir uns ja mal, wenn aus meiner Versetzung was wird.«
    Ich drehte mich nicht um, um sie gehen zu sehen. Ich hörte zu, wie ihre wütenden Schritte die Terrasse und dann den Ahornboden im Haus überquerten. Ich hörte die Eingangstür mit einer Endgültigkeit zufallen, die mir durch und durch ging. Es war wieder diese in mir hin und her prallende Kugel.

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    D
    ie Ellbogen auf dem Geländer, blieb ich noch lange, nachdem Rachel gegangen war, auf der Terrasse stehen. Ich nahm an, dass ich sie nie mehr wiedersehen würde, ob sie nun nach Los Angeles versetzt wurde oder nicht. Ich spürte einen Verlust. Ich hatte das Gefühl, dass mir etwas Gutes genommen worden war, bevor ich richtig wusste, wie gut es sein könnte.
    Ich versuchte, sie mir eine Weile aus dem Kopf zu schlagen. Terry McCaleb auch. Ich blickte auf die Stadt hinaus und fand, dass sie schön war. Der Regen hatte den Himmel gereinigt, und ich konnte bis zu den San Gabriels und den schneebedeckten Gipfeln dahinter sehen. Die Luft schien so sauber und rein wie die Luft, die vor vielen Jahren von den Gabrieleños und den Padres geatmet worden war. Ich sah, was sie an dem Ort gesehen hatten. Es war die Sorte Tag, an dem man das Gefühl hatte, eine
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