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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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es in der Kälte des schattigen Zimmers nicht mehr aus. Mit schnellen Schritten (deren leichtes, aber dennoch unübersehbares Wanken sie geflissentlich ignorierte) durchquerte sie den Raum und trat wieder in die kochende Nachmittagshitze hinaus, die den kleinen, an allen Seiten ummauerten Innenhof in einen flirrenden Glutofen verwandelte. Als Robin das erste Mal hier gewesen war, hatte sie zusammen mit Saila mühsam Erde herbeigeschafft und einen kleinen Blumengarten angelegt, der dem tristen Ocker des gemauerten Gevierts ein wenig Farbe und Freundlichkeit verleihen sollte. Mittlerweile waren die Beete in der Sommerhitze verbrannt und die Erde zu braunem Staub verdorrt, den der Wind nur deshalb noch nicht davongetragen hatte, weil ihn die drei Meter hohen Mauern zuverlässig abwehrten.
     
    Wie immer, wenn Robin hierher kam (was in letzter Zeit viel zu selten geschah), erfüllte sie der Anblick mit einer sonderbaren Mischung aus Trauer und Melancholie. Sie hatte auch oben in Raschids Burg einen kleinen Blumengarten angelegt, der prächtig gedieh und dem gemauerten Gebirge aus gewaltigen Felsquadern einen Hauch von Wohnlichkeit verlieh, aber sie hatte bisher stets die Augen davor verschlossen, wie viel Anstrengung und Mühe es ihren Dienern abverlangte, dieses winzige Stückchen Erde am Leben zu halten. Hier, in diesem zumeist leer stehenden Gebäude, hatte sich die Natur unbarmherzig zurückerobert, was Saila und sie ihr so mühsam abgerungen hatten. Das einzige Zeichen von Leben, das es hier gab, war der uralte Aprikosenbaum, dessen knorriges Wurzelwerk sich wie die versteinerten Finger einer bizarren, vor Urzeiten gestorbenen Kreatur aus dem Boden erhob.
    Sie hatte noch keine drei Schritte auf den Hof hinaus gemacht, als die Wärme bereits ihre Wirkung zeigte. Zwar wurde ihr nicht wieder übel, doch das Schwindelgefühl kehrte zurück, und ihre Schritte wurden noch unsicherer. Mehr wankend als gehend erreichte sie den Baum, lehnte sich mit der Schulter dagegen und schloss mit einem erschöpften Seufzer die Augen. Hitze und Kälte liefen abwechselnd und in immer schnellerer Folge über ihren Rücken, und sie spürte, wie ihre Hände und Knie zu zittern begannen. Wie von weit her, als höre sie das Geräusch durch einen Vorhang aus fließendem Wasser, registrierte sie leichte Schritte, die sich ihr näherten, für einen Moment stockten und dann direkt auf sie zukamen. Mit mehr Mühe, als sie sich eingestehen wollte, öffnete sie die Augen und erblickte Saila, ihre Dienerin, die in den zurückliegenden Monaten viel mehr zu ihrer Freundin geworden war, als sie beide zuzugeben bereit waren. Saila kam mit schnellen Schritten und eindeutig besorgtem Gesichtsausdruck auf sie zu. Sie trug ein langes, schlichtes schwarzes Kleid und ein schwarzes Kopftuch, hatte aber hier drinnen im Haus den Schleier abgelegt, sodass Robin den Ausdruck von Schrecken auf ihren so zerbrechlich wirkenden Zügen genau erkennen konnte.
    »Herrin?«, murmelte Saila, als sie einen Schritt vor ihr stehen blieb. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja«, log Robin - offensichtlich alles andere als überzeugend, denn Saila schüttelte nur den Kopf, zauberte ein feuchtes Tuch unter ihrem Gewand hervor und begann ihr damit fast zärtlich die Stirn abzutupfen.
    »Es ist heute unerträglich heiß«, murmelte Robin. »Oder ich habe mir irgendwo ein Fieber geholt.«
    »Sicher«, sagte Saila. Irrte sie sich, oder klang ihre Stimme spöttisch? »Was soll es sonst sein?«
    Saila tupfte ihr ungerührt weiter mit dem nassen Tuch über die Stirn. Die Berührung tat ungemein wohl, aber der rasche Wechsel von Hitze und Kälte wurde eher noch schlimmer, statt nachzulassen. »Du bist in der Tat so bleich wie das Gewand, das du so gerne trägst.« Saila tastete mit den Fingerspitzen über Robins Stirn und Schläfen, dann über ihren Hals und lächelte.
    »Du treibst deine Scherze mit mir, nicht wahr?«
    Robin fühlte sich viel zu elend, um zu scherzen. Sie verstand nicht, was Saila an der Situation so komisch fand.
    Als hätte sie ihre Gedanken gelesen - und Robin war nicht sicher, ob sie das in diesem Moment auf eine geheimnisvolle Art nicht tatsächlich getan hatte -, lächelte Saila geheimnisvoll. »Du hast tatsächlich keine Ahnung, was dir fehlt?«
    Robin schüttelte matt den Kopf. »Vielleicht der Kampf in der Hitze. Die schwere Rüstung. Die letzten Wochen haben mich schwach gemacht. Ich muss … häufiger üben.«
    Saila runzelte die Stirn und schnalzte mit der
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