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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Leben entfernt lag.
    Müde drehte sie den Kopf und sah in die Richtung, in der Nemeth und ihre Mutter verschwunden waren. Die kühlen Schatten im Inneren des Hauses hatten die beiden längst aufgesogen, sodass sie sie nicht mehr sehen konnte, aber sie erblickte etwas Weißes, das drinnen auf dem Boden lag und ihr spöttisch zuzuwinken schien. Den weißen Ordensrock der Tempelritter mit dem roten Tatzenkreuz.
    Vielleicht, dachte sie, und ein neuerlicher, eisiger Schauer, der nichts mit ihrer Schwäche oder der Hitze des Tages zu tun hatte, lief ihr über den Rücken, trug sie ihn ja nur noch, weil sie darin wenigstens noch wie eine Christin aussah.

2. KAPITEL
    Robin erwachte vom Duft frisch gebackenen Fladenbrotes. Noch bevor sich ihre Gedanken vollends klärten und sie die letzten Fesseln des Schlafes abstreifte, der ihre Erinnerungen festzuhalten versuchte wie klebriger Altweibersommer, der sich auf das Gesicht eines Spaziergängers niedergelassen hat und sich beharrlich weigert, sich wegwischen zu lassen, lief ihr das Wasser im Munde zusammen, und sie hörte, wie ihr Magen leise knurrte. Das Gefühl war mit einem leichten Erschrecken verbunden, das ihr im ersten Moment grundlos erschien, doch dann lauschte sie in sich hinein und stellte mit einem deutlich stärkeren Gefühl von Erleichterung fest, dass sowohl die Schwäche als auch die latente Übelkeit, mit der sie eingeschlafen war, nicht mehr da waren.
    Behutsam setzte sie sich auf, blinzelte aus noch immer leicht schlaftrunkenen Augen in das Halbdunkel des kleinen Zimmers, das sie umgab, und nahm erneut und dieses Mal mit spürbarem Hunger den Duft frisch gebackener Brote wahr. Gleich drei davon lagen auf einem hölzernen Teller, den Saila hereingebracht haben musste, während sie schlief. Daneben stand ein einfacher Tonkrug und ein ebenso schmuckloser Becher.
    Robins Lippen verzogen sich zu einem flüchtigen, aber sehr warmen Lächeln, während sie aufstand und zu dem kleinen Tisch neben der Tür ging, um sich Wasser einzugießen und einen großen Schluck davon zu trinken. Ihrem Ansehen und Stand wären Krüge und Trinkgefäße aus Gold oder anderen, edlen Metallen angemessen gewesen, und wenn sie sich mit Salim oder seinem Vater zu einem offiziellen Anlass zusammenfand, pflegte sie solcherlei auch zu benutzen, aber Saila kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, wie zuwider Robin derartige Standessymbole waren.
    Sosehr sie das Leben in Luxus und Sicherheit auch genoss, das sie an Salims Seite auf der Burg seines Vaters führte, hatten sie die Jahre bei den Tempelrittern und noch viel mehr ihre Jugend in der Armut eines einfachen Fischerdorfes Demut und die Vorzüge eines einfachen Lebens gelehrt. Es war nichts dagegen zu sagen, Wasser aus einem goldenen, mit Edelsteinen verzierten Becher zu trinken; aber es schmeckte nicht besser als aus einem einfachen irdenen Krug, und sie war zu vielen begegnet, die irgendwann darauf bestanden hatten, von goldenen Tellern zu essen und aus silbernen Bechern zu trinken, und die zu spät begriffen hatten, welche Gefahr in einem solchen Leben lauerte. Manche hatten es erst gespürt, als einfacher, geschmiedeter Stahl in ihr Fleisch schnitt.
    Robin verjagte den Gedanken. Einen Teil von ihr haderte offensichtlich immer noch mit dem Schicksal und vor allem mit ihrer eigenen, vermeintlichen Schwäche. Sie brach ein Stück des kleinen Brotes ab, kaute genießerisch darauf herum und spülte es mit einem Schluck des eiskalten, ganz leicht nach Anis schmeckenden Wassers herunter, als ihr etwas auffiel.
    Etwas stimmte nicht.
    Robin ließ den Becher sinken, sah sich - von einer plötzlichen Unruhe ergriffen - aufmerksam im Halbdunkel des Zimmers um und lauschte.
    Sie hörte nichts.
    Aber gerade das war es, was nicht stimmte.
    Es war nicht der Duft der Fladenbrote gewesen, begriff sie, der sie geweckt hatte. Es war zu still. Nichts rührte sich. Keine Stimme war zu hören, nicht der mindeste Laut, abgesehen vom monotonen Rauschen der Brandung, die durch das einzige, schmale Fenster hereindrang, und dem Wispern des Windes in den dürren Ästen des Aprikosenbaums im Innenhof.
    Fast behutsam, als wäre etwas in ihr plötzlich über die Maßen darauf bedacht, ja kein verräterisches Geräusch zu verursachen, stellte sie den Becher auf den Tisch zurück, ging zum Fenster und blickte hinaus. Das grelle Sonnenlicht des Nachmittags stach ihr im allerersten Moment schmerzhaft in die Augen, sodass sie blinzeln musste und sich mit dem
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