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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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herausgefordert. Das hatte niemand je gewagt.
    Kierans Vision brannte mit großer Kraft in seinen Männern, sodass der Großteil seiner Truppe innerhalb von zwei Tagen auf der Ebene zu ihm stieß. Alle ritten grimmig entschlossen vorwärts. Aber Kieran wollte die Furten nicht ausgerechnet zu dem Zeitpunkt erreichen, da die Männer hinnehmen müssten, dass Sifs Soldaten seine erschöpfte Truppe niedermachte. Deshalb hinderte er sie daran, kopfüber loszupreschen. Die Ebenen Roisinans verschwanden unter den fliegenden Rossen von Kierans Truppe. Sie beklagten sich über die Stunden der Dunkelheit, wenn sie Halt machen mussten, um den Tieren ein paar Stunden Ruhe zu gönnen.
    Es war eine Verfolgung aus edlen Motiven, aber es blieb immer nur eine Hoffnung, und schließlich stellte sich diese als vergeblich heraus. Als sie nahe dem Ziel eine dünne Rauchsäule sahen, schickte Kieran zwei Späher aus, um alles zu erkunden. Einer kehrte bald mit grauem und grimmigem Gesicht zurück.
    »Es ist Adamos Mann, Javor«, meldete er und zügelte sein Pferd neben Kieran.
    »Nur Javor?«, fragte Kieran scharf.
    »Die anderen sind tot.« Es war eine knappe Feststellung, aber das hier waren erfahrene Männer. Sie wurden nicht zum ersten Mal mit dem Tode konfrontiert.
    »Was ist geschehen?«
    »Sie waren nur zu dritt«, antwortete der andere mit düsterer Miene. »Vielleicht lässt du dir lieber von Javor berichten.«
    Als Kieran das Lager erreichte, entfernte man Javor einen nicht besonders sauberen Verband von einer tiefen Schulterwunde. Der zweite Späher war bei ihm geblieben, um seiner Pflicht als Heiler nachzukommen, so gut er vermochte. Er schaute auf, als Kieran mit seiner Truppe eintraf.
    »Das sieht übel aus«, meinte er. »Wo ist Madec? Die Wunde sollte ordentlich gesäubert und verbunden werden. Außerdem hat er – glaube ich – Fieber.«
    Kieran glitt aus dem Sattel und kniete neben Javor nieder. »Was ist geschehen?«, wiederholte er ruhig.
    »Adamo hat uns befohlen, sie in ein Scharmützel zu verstricken«, stieß Javor zwischen den Zähnen hervor. Vor Schmerzen zitterte er am ganzen Leib. »Aber drei Männer können nur so viel tun ... Wir waren vor ihnen da ... aber es waren über fünfzig ... wir konnten sie sehen ... sie war in ihrer Mitte ...«
    Kieran biss sich auf die Lippe. »Was habt ihr gemacht?«
    »Wenn wir nur mehr gewesen wären ...«, sagte Javor.
    Madec, Kierans Heiler, kam jetzt herbei und kniete sich auf der anderen Seite neben Javor hin. Dann legte er ihn behutsam auf einen sauberen Umhang, den er auf dem Boden ausgebreitet hatte.
    »Er ist nahe am Delirium, Kieran«, erklärte Madec.
    »Du kannst ihn in einer Minute betäuben. Ich muss wissen ...«
    Javor wollte sich auf einen Ellenbogen aufstützen, aber er hatte den verletzten Arm gewählt und fiel sofort wieder auf den Rücken. Madec beugte sich mit besorgter Miene über ihn, aber Javor griff mit der heilen Hand nach Kierans Ärmel.
    »Wir haben versucht sie aufzuhalten ... aber sie waren zu stark ... Sie waren hier ... erst gestern ... gestern Morgen ...«
    Er holte scharf Luft, als Madec mit den Fingern die Wunde betastete. Dann rollten seine Augen zurück und seine Hand fiel von Kierans Arm.
    »Tut mir leid«, sagte Madec. »Er hat das Bewusstsein verloren. Auf den Rest musst du warten. Ich brauche Zeit, um das Fieber zu senken.«
    »Gestern!«, sagte Kieran und stand abrupt auf.
    »Wir können sie immer noch erwischen«, meinte jemand. Jemand, der nicht abgestiegen war.
    »Wir können nicht gegen fünfzig Männer kämpfen, nicht jetzt«, erwiderte Kieran nachdrücklich. »Wir würden nur unsere Kräfte verschwenden und nichts erreichen. Aber gestern! O ihr Götter!«
    »Offensichtlich reiten sie so schnell sie können«, sagte einer von Kierans Hauptmännern. Er hieß Rochen. »Sie müssen ebenso müde wie wir sein. Sie hatten keinerlei Scheu, drei Männer niederzumachen, aber vielleicht hält eine so große Truppe, wie wir es sind, sie von einem Kampf ab.«
    »Besonders wenn sie wissen, wen sie bei sich haben, und anscheinend tun sie das«, meinte ein anderer Mann.
    »Kieran, wir haben eine Chance sie einzuholen«, sagte Rochen. »Ich sage, wir sollten es versuchen.«
    Heftiges Murmeln entstand bei den Männern. Derjenige, der zuvor gesprochen hatte, war nicht als Einziger noch im Sattel. Kierans Blick schweifte mit großem Stolz über seine Männer und er nahm seine Zügel auf. »Sechs von euch bleiben hier bei Madec und Javor«, sagte er.
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