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Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman
Autoren: Luchterhand
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machte sich in der Absicht zum Hafenkai auf, ein Schiff ins Mutterland zu nehmen. Als das Erbrochene zwei Handbreit hoch stand, zurrte er, um schlafen zu können, den Sarg am Bein der Koje mit dem Strick der Weihnachtstruthähne fest, obwohl er den Vater körperlos in seinem Schlaf dahintreiben fühlte und hörte, wie er ihn durch die Nußbaumritzen mit der erregten Stimme der Toten rief. Als sie in Lixboa festmachten, halfen ihm der Einarmige und der Rentner, den Sarg, dem Griffe und ein Teil des Trauerflors fehlten, am Rand des Kais abzusetzen, und der Rentner holte die Karten für eine letzte Sueca beim Brautgeächze der Krähne, dem Darmgegrummel der Korvetten und unter den Albatrossen aus der Tasche, die vom Essiggeruch des Alten befremdet in der Höhe konspirierten. Beim dreizehnten Herztrumpf stand der mit den Losen auf, Buenas noches señores, ich muß nach Spanien und mein Buch beenden, ich kann die Fahnen nur mit der Zigeunersonne Madrids am Kopfende
meines Bettes korrigieren, ich verspreche, jedem per Post ein signiertes Exemplar zu schicken, und da bemerkten sie überrascht, daß die Leute und das Gepäck aus dem Hafen verschwunden waren: Es gab nur noch die Dunkelheit, einen auf einer Art Bühne zur Erbauung der Leute und Ernährung der Raben hingerichteten Deserteur und eine brennende Lampe in einem Gebäude zur Rettung Schiffbrüchiger oder einem dieser Seebüros, die das Fischereiministerium, Heinrich der Seefahrer und die Kriminalpolizei an der ganzen Küste entlang aufpflanzten, um zugleich den Haschischschmuggel und die Manöver der flämischen Bukaniere zu überwachen. Die Farbe der gegen die Mauer schlagenden Wellen hatte sich verändert, war jetzt durchscheinend und sanft wie der Klang deiner Augen. Der Rentner gewann die einhundertneunundvierzigste unerbittliche Partie, als man die Tupfer auf den Karten schon nicht mehr erkennen konnte und den Wert der Fünferpasche nur an einem enttäuschten Echo in der Seele erriet, woraufhin er das Kartenspiel einsammelte, sich verabschiedete und ging und sich dabei, um keine Rührung aufkommen zu lassen, darüber beklagte, daß es einem bei solchen Mitspielern, die nicht einmal die Anzahl der Punkte behielten, verdammt noch mal keinen Spaß mache, eine Bisca zu gewinnen. Der Mann namens Luís schaute dem Spieler Ewigkeiten lang nach, der sich mit den vorsichtigen kleinen Schritten subtiler Kenner des Zufalls, grau gegen den grauen Himmel, jenseits der parallel zu den Eisenbahnschienen verlaufenden Reihe von Büschen entfernte, bis er sich in der beleuchteten Unordnung der Stadt verlor. Da setzte er sich auf den Sarg, zu seinen Füßen das Wasser, das er nicht erkennen konnte,
nur das Keuchen des sich entfernenden und sich nähernden Flusses konnte er hören, in den die Abwässer von Lixboa und die Hirtengedichte des Poeten Francisco Rodrigues Lobo mündeten, eines Mannes, der im Tejo seinem Leben ein Ende gemacht hatte und einer schnurrbärtigen Alse gleich in einem Netz aufgefischt worden war. Möwen und Milane zogen sich auf die beinahe beendeten Gesimse des Jerónimosklosters zurück, in die die Armee das bescheiden glorreiche Flämmchen des unbekannten Soldaten überführt hatte, eines sprachlos in den französischen Schlamm und in das Gas der Deutschen im Ersten Weltkrieg geworfenen Bauern, machten den fasanengroßen Fledermäusen Platz, die tagsüber im Frieden der Bögen des Kreuzgangs schliefen, in dessen Mitte ein kleiner Teich dem Nixenkind zugedacht war, das Bartolomeu Dias dem König anläßlich seiner nächsten Reise versprochen hatte, sobald im Morgengrauen der Rand einer Meeresschnecke sich auf den Riffen erheben und die Seeleute in Staunen versetzen würde. Manövrierende Lokomotiven trennten den Mann namens Luís von den Gebäuden am Ufer, die auf dem Belag der Bürgersteige schief wie die Karavellen bei der Belagerung der Stadt im Moos des Tejo hockten. Ein Gefreiter der Zollpolizei ging mit seiner Muskete, mit den Streifen der Schweizer Garde, ein- oder zweimal rauchend an ihm vorbei, und das Morsen der Zigarettenglut antwortete chiffriert den Taschenlampensignalen der Schmuggler und lenkte falsche marokkanische, bis an den Rand mit italienischem Likör und Opium-Mohnblumen beladene Fischkutter in den Hinterhalt der Armee. Es roch nach Hitze und Müll, und hin und wieder ließen Zeitungsfetzen eine Nachrichtenbrise auf dem Bürgersteig
aufsteigen. Ich urinierte im Schatten eines Obstlastwagens, und während ich den Hosenstall aufknöpfte
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