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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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zu nehmen, nur als Bestätigung, dass es wirklich Koks oder Heroin war. Aber er hätte gewettet, es war verschnitten – mit demselben Zeug, das schon den anderen getötet hatte.
    Kommen Sie meiner Tante nicht zu nah. Eine Warnung.
    Sie waren ihr begegnet, auf dem Weg dort hinauf. Hatten ihr Hilfe angeboten. Und sie ihrerseits hatte ihnen geholfen. Russ erinnerte sich, wie sie aus der Tür des Cockpits zurückgewichen war, während er die Kopfhörer aufsetzte. Er suchte in seiner Hosentasche. Da – das kaputte Plastikteil, das das Funkgerät lahm gelegt hatte. Ein Schraubenzieher war alles, was man brauchte. Zum Hineinstoßen. Kinderspiel, einen aus dem Büro mitgehen zu lassen und ihn in diese Tragetasche zu stecken. Unter diese Flaschen mit gekühltem Mineralwasser. Offenbar schaltete Peggy schnell.
    Und sie war … wie lange allein und unbeobachtet bei dem Hubschrauber gewesen? Zehn Minuten? Während Russ und Clare diesen Schuppen geplündert hatten.
    »Weshalb, glauben Sie, ist die Maschine abgestürzt?«
    Clare starrte immer noch auf das Päckchen mit dem weißen Pulver, dann auf das schwarze Plastikteil in Russ’ Hand. »Ich weiß nicht recht«, antwortete sie. »Irgendwas mit der Treibstoffzufuhr?« Sie schaute ihm zum ersten Mal wieder ins Gesicht. »Ich dachte, es müsste mir bei der Startvorbereitung entgangen sein. Dass ich etwas übersehen hätte.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Sie haben alles ganz vorschriftsmäßig gemacht.« Er ergriff ihre Hand und drückte den zersplitterten Knopf des Funkgeräts hinein. »Peggy Landry«, sagte er.
    »Ausgeschlossen.« Sie betrachtete den Knopf. »Hubschrauber sind komplizierte Maschinen. Und er ist doch geflogen. Zirka – zwanzig Minuten lang? Zu dieser Art von zeitverzögerter …«
    »Sabotage«, vervollständigte Russ.
    »Gehört viel Sachkenntnis. Man müsste Mechaniker sein. Man müsste das Triebwerksgehäuse öffnen und darunter kriechen oder so. Peggy hätte nicht –« Sie hielt inne und runzelte die Stirn, strich geistesabwesend mit ihren Fingern an dem beschlagenen Glas auf und ab. »Es sei denn … all diese Wasserflaschen.« Sie drehte sich wieder zu Russ um. »Peggy hätte Wasser in die Tanks schütten können. Sie waren ziemlich leer, und nach unserem Aufstieg, um den Hudson zu finden, habe ich vom ersten auf den zweiten umgeschaltet.«
    Clares schmutziges, schweißüberströmtes Gesicht leuchtete, als ihr die Sache klar wurde. »Es war wohl mehr Glück als Verstand, dass sie den zweiten Tank erwischt hat. Mit dem ersten hätten wir es nicht mal bis zu dieser Felsspalte geschafft.«
    »Und viel technischer Verstand gehört nicht dazu, um zu wissen, dass Wasser im Tank den Motor lahm legt.«
    Sie sahen einander an. Russ dachte an Ingrahams grausamen Tod und an Dessaints aufgedunsene Leiche, an Todd MacPherson und Emil Dvorak. Männer, die man beseitigt hatte wie Wegwerffeuerzeuge. Er dachte an das, was hätte geschehen können, hätten sie nur etwas weniger Glück, hätte Clare nur etwas weniger Flugerfahrung gehabt, wären die Funken nur ein paar Minuten früher aufgeflammt.
    Er schrak so unvermittelt auf, dass der Korbsessel ein Stück nach hinten rutschte.
    »Was ist?«
    Er drehte sich zur Eingangstür um. »Ich veranlasse jetzt eine Fahndung nach Peggy Landry und ihrem Neffen. Und bestelle sofort Kevin hierher.« Peggys Anschlag hatte Clare gegolten, und fast war es ihr gelungen. »So einen Fang lasse ich mir nicht wegschnappen. Ich will derjenige sein, der diese Frau in die Todeszelle bringt.«

31
    N atürlich versuchte Russ, Clare loszuwerden. Zuerst wollte er, dass sie im Hotel bliebe und sich in einem Zimmer ausruhte und duschte. Dann, als Officer Flynn eintraf und sie beide zur Baustelle gebracht hatte, um Clares Wagen zu holen, schickte er sie nach Hause – eine Anweisung, die er unterstrich, indem er auf seinem Weg zu Peggy Landry am Pfarrhaus vorbeifuhr und aus dem Fenster auf Clares Tür deutete. Bei der eindrucksvollen modernen Villa der Landrys angekommen – wo der rote Shelby Cobra immer noch hinter seinem Ford 250 klebte und sie entdecken mussten, dass Peggy samt Laptop und zwei Koffern verschwunden war –, begriff Clare seinen Plan, sie mit der fast hysterischen Braut und den bedauernswerten Woods allein zu lassen, die sich auf die ganze Sache keinen Reim machen konnten. Sie verschränkte die Arme und ignorierte einfach alles, was er über ihre klettenhafte Anhänglichkeit äußerte. Er meinte es ohnehin nicht ernst.
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