Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees
Autoren: Evelyn Holmy
Vom Netzwerk:
soll nicht wieder vorkommen.“ Er zuckt die Schultern. „Was springst du hier
auch nackt umher? Ich hatte zwei Jahre lang keine Frau mehr zwischen den
Beinen!“
    Sie schnappt entrüstet nach
Luft. „Oh, du dauerst mich zutiefst! ... Wie verfällst du darauf, dass ich
geneigt wäre, dafür herzuhalten?! Deine ritterliche Tugendhaftigkeit kam dir
offenbar in diesen zwei Jahren ebenfalls abhanden! Mal anstandshalber
vorausgesetzt, du hättest je eine solche besessen. Insbesondere
Selbstbeherrschung, Sittsamkeit und gute Manieren!“
    Sein Blick ruht auf ihr.
Ungläubig stößt er die Luft zwischen seinen Zähnen hervor und lacht ob ihrer
Moralpredigt plötzlich auf. „Du schmeichelst mir“, bekennt er spitz, während er
sein Pferd, das aus dem Wasser zu ihm getrottet kommt, mit einer Streicheleinheit
übers Maul empfängt. Das beeindruckende Tier schmiegt vertraulich den Kopf an
seine Schulter.
    „Ich gebe dir mein Ehrenwort,
dich nicht mehr anzurühren“, betont er nunmehr mit Nachdruck.
    Sie stellt den Kopf abschätzend
schräg. „Tut mir leid, aber deine Ehre ist mir keinen Pfifferling wert. Du hast
mein Vertrauen verspielt“, erwidert sie abfällig.
    Nun scheinbar verlegen kratzt
er sich an der Nase. „Und wie soll’s jetzt weitergehen“, fragt er gedehnt
seufzend.
    Joan nickt kühl zum Schilf
hinüber. „Wenn deinem Pferd nichts zustoßen soll, setzt du dich in Bewegung und
bringst mir meine im Schilf verborgenen Sachen.“
    Mit einer erhobenen Braue
blickt er sie belustigt an. Daraufhin dreht er sich folgsam um und geht durchs
Wasser zum Schilf hinüber. Sie beobachtet ihn aufatmend und mustert seine
ansehnliche Gestalt. Ihr Blick fällt auf sein Schwert in ihren Händen. Es wurde
zum Schutz gegen Rosten vollkommen geschwärzt und ist kostbar. Drei kleine
Rubine verzieren purpurn funkelnd den Knauf. Die Parierstange ist kunstvoll
tauschiert, silberne Rankenornamente winden sich dabei in der Sonne glänzend
fein abgesetzt zum Schwarz der Waffe um diese herum. Das Gewicht des Schwertes
liegt eher in der Hand als vorn, was feinere Bewegungen ermöglicht, statt ein
bloßes kraftvolles Draufdreschen auf den Gegner. Auch seine Spitze ist nicht
stumpfwinklig zulaufend wie die meisten seiner Vertreter, um ein Feststecken im
gegnerischen Holzschild zu vermeiden. Vielmehr endet die Klinge spitz.
Kraftvoll geführt würde die Waffe somit gar eine Rüstung aus Kettenhemd und
Plattenharnisch durchstoßen. Sie blickt wieder nach vorn. Er hat den
Kräuterkorb sowie ihre Kleidung im Schilf gefunden und macht sich wieder auf
den Weg zu ihr. Gedankenversunken nagt sie an ihrer Unterlippe. Seiner Waffe nach
zu urteilen muss er ein geschickter Fechter sein. Abwägend beobachtet sie, wie
er ihr ganz gemächlich ihre Sachen zu Füßen legt. Da entwendet er ihr völlig
unerwartet im Hochkommen blitzschnell das Schwert, indem er ihr den Arm
verdreht und es ihr einfach wegnimmt. Joan kann sich mit einem entsetzten
Schrei von ihm losreißen und springt instinktiv mit ein paar hastigen Sätzen zu
seinem Pferd.
    Noch ehe er es ganz begreifen
kann, hat sie sich schon auf das mächtige Tier geschwungen und drückt diesem
hektisch die bloßen Fersen in die Flanken.
    Das Schlachtross bäumt sich auf
und macht unverzüglich einen Satz nach vorn. Joan ist überrascht von seiner
Kraft. Sie kann sich gerade noch im Sattel halten und nimmt die Zügel ganz
straff. Dann schlägt sie dem Tier abermals die Hacken in die Seiten, woraufhin
es mit ihr atemberaubend schnell Richtung Wald losstürzt. Sie haben den
Waldrand schon beinahe erreicht, als ein langgezogener Pfiff ertönt, der das
Pferd abrupt stoppen lässt. Joan war auf derartiges nicht gefasst und macht mit
einem bestürzten Aufschrei eine Rolle über den Kopf des Tieres hinweg. Mit
einem dumpfen Aufprall landet sie hart auf dem ausgedörrten Boden, bevor es
schwarz um sie herum wird.
    Nur ganz allmählich kommt sie
wieder zu sich. Ihr schmerzt jeder Knochen im Leibe. Als sie die Augen stöhnend
öffnet, gewahrt sie ihn direkt über sich. Er hat sich neben sie gehockt, blickt
ihr nachdenklich ins Gesicht. Kleidung und Schwert hat er bereits wieder
angelegt.
    „Wer bist du, dass du dich auf
ein Schlachtross wagst? ... Sag’ mir nun endlich deinen Namen!“
    Sie setzt sich aufrecht hin,
was ihr erbärmliche Kopfschmerzen bereitet. Vorsichtig fährt sie sich über die
Stirn, ihn eingeschüchtert anblickend. „Joan“, erwidert sie kleinlaut. Es
scheint ihn zu verwundern.
    „Lebst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher