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Die rote Antilope

Die rote Antilope

Titel: Die rote Antilope
Autoren: Henning Mankell
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Buch

    Im Jahre 1877 findet der schwedische Forschungsreisende Hans Bengler am Rande der Kalahariwüste einen verwaisten Eingeborenenjungen und beschließt, für ihn zu sorgen. Dazu muß er ihn nach Europa mitnehmen. Doch obwohl Daniel (der eigentlich Molo heißt) die schwedische Sprache rasch versteht, wird er sich in diesem kalten Land nie heimisch fühlen. Er muß Schuhe tragen, an Türen klopfen und sich pausenlos anstarren lassen: die meisten Schweden haben nie zuvor einen Schwarzen gesehen. Als sein Ziehvater mit dem Gesetz in Konflikt gerät, kommt Daniel zu einem kinderlosen Bauernpaar, wo man ihn zum Christentum bekehren will. Angeregt durch die biblische Geschichte, beschließt er zu lernen, wie Jesus auf dem Wasser zu gehen, um über das Meer nach Afrika zurückzukehren. Doch diese Sehnsucht wird ihm zum Verhängnis. - »Es ist ein Buch, das einen mit abgrundtiefer Traurigkeit erfüllt und zugleich eines, das man nicht aus der Hand legen kann.« (Susanne Mayer in der ›Zeit‹)

    Autor

    Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, ist einer der angesehensten und meistgelesenen schwedischen Schriftsteller. Er lebt als Regisseur und Autor in Maputo/Mosambik. Für seine Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem von der Schwedischen Akademie für Kriminalliteratur. Mit Kurt Wallander schuf er einen der weltweit beliebtesten Kommissare.

    Zur Erinnerung an Jan Bergman

    PROLOG

    SCHONEN 1878

    1

    Die Krähen zankten sich. Sie tauchten hinab in den Lehm, rissen sich wieder empor, und ihr Gezeter tönte schneidend durch den Wind. Es hatte lange geregnet, in diesem Augustmonat 1878. Die Unruhe der Krähen kündigte den Herbst an und einen langen, strengen Winter. Aber einer von den Kätnern, die zum Schloß Kågeholm gleich nordwestlich von Tomelilla gehörten, wunderte sich über die Krähen. An ihrer Unruhe war etwas, das er nicht kannte. Und Krähenschwärme hatte er schon sein ganzes Leben lang gesehen. Spät am Nachmittag ging er an einem Graben entlang, der mit Wasser gefüllt war. Fast bis zuletzt blieben die Krähen sitzen. Aber als er zu nahe kam, verstummten sie und flatterten weg. Und er, der gekommen war, um zu sehen, was die Unrast der Vögel verursachte, entdeckte sofort, was es war. Da lag ein totes Mädchen, zur Hälfte unter einem Reisighaufen begraben.

    Im selben Moment begriff er, daß das Mädchen ermordet worden war. Jemand hatte auf ihren Körper eingestochen und ihr die Kehle durchgeschnitten. Aber als er sich nah zu ihrem Gesicht beugte, bemerkte er etwas Eigentümliches. Etwas, das ihn mehr erschreckte als die durchschnittene Kehle. Derjenige, der sie getötet hatte, hatte sie mit Lehm erstickt, ihn ihr in Rachen und Nasenlöcher gestopft. So fest hatte er gepreßt, daß das Nasenbein gebrochen war. Das Mädchen mußte einen qualvollen Tod erlitten haben.
    Er lief denselben Weg zurück, den er gekommen war. Da es sich offensichtlich um Mord handelte, forderte der Polizist Landkvist in Tomelilla Hilfe von der Kriminalpolizei in Malmö an.

    Das tote Mädchen hieß Sanna Sörensdotter und galt bei allen,
    einschließlich des Dorfpfarrers David Hallén, als zurückgeblieben. Als man sie fand, hatte man sie in ihrem Elternhaus in Kverrestad bereits seit drei Tagen vermißt.

    Dem Arzt zufolge, der den Körper untersuchte, Doktor Madsen aus Simrishamn, war sie aller Wahrscheinlichkeit nach keinem sexuellen Übergriff ausgesetzt gewesen. Da sich der Körper bereits in Verwesung befand und die Krähen ihn stark entstellt hatten, mußte er sich jedoch vorbehalten, daß die Wahrheit auch eine andere sein könnte.
    Es gingen viele Gerüchte über den möglichen Mörder um. Ein besonders hartnäckiges lautete, in der Gegend sei ein polnischer Seemann gesehen worden, kurz bevor Sanna Sörensdotter aus ihrem Elternhaus verschwunden war. Obwohl die Fahndung landesweit ausgeschrieben war, und außerdem sogar in Dänemark, wurde der Mann nie gefunden.

    Der Mörder befand sich auf freiem Fuß. Er allein wußte, was er getan hatte. Und weshalb.

    TEIL 1

    DIE WÜSTE

    2

    Er war schon sehr lange in der glühenden Hitze unterwegs. Während der letzten vierundzwanzig Stunden hatte ihn mehrmals heftiger Schwindel befallen, und er hatte geglaubt, er müsse sterben. Das hatte ihn mit Furcht erfüllt, oder vielleicht war es eher Raserei, und er hatte sich wütend weiter vorangekämpft. Die Wüste war endlos. Er wollte nicht sterben, noch nicht, und er hatte Amos, den fetten Neka und die anderen
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