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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz
Autoren: Julie Gordon
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Bauern im Dorf, und Johanna schätzte sich glücklich, dass dieser junge, zärtliche Mann, der Hof, die drei Kühe, die Ziegen, Hühner und der große Garten bald ihrer Verantwortung unterlagen.
    Es tat weh, als er das erste Mal mit seinem Finger in sie eindrang, und Blut tropfte ins Stroh und auf ihr gerafftes Kleid, dass sie fürchtete, Gott strafe sie in diesem Moment für ihren Ungehorsam. Doch Konrad hatte sie beruhigt, hatte sie in den Armen gewiegt und ihr versichert, das sei völlig normal, wenn ein Mädchen das erste Mal von einem Mann so berührt werde, und er sei stolz, dass er dieser Mann sein dürfe. Doch mehr hatte er ihr nicht gegeben, er trug weiterhin Bruche und Beinlinge, obwohl es ihm wohl manches Mal darunter unangenehm eng wurde.
    Sie lag still da und spürte dem sanften Pulsieren nach. Obwohl sie das Gefühl hatte, keinen Schritt tun zu können, fühlte sie sich jetzt stark. Bereit, sich dem zu stellen, was sie erwartete. Sie streichelte ein letztes Mal Eiriks blondes Haar. Er hatte seinen Kopf im Moment ihrer höchsten Erregung an ihren Bauch gelegt und richtete sich jetzt langsam auf. Seine Finger glänzten feucht, und er wischte sie geradezu nachlässig an seinen Beinlingen ab.
    „Wir sind da“, sagte er. Er hob den Vorhang und ließ sie hinausblicken. Sie hatten den Lärm der Stadt hinter sich gelassen und waren in den stillen, schattigen Bezirk des Kaiserpalasts eingetaucht. In einem Innenhof wurden die Sänften abgestellt.
    Eirik nahm das Seil, das auf dem Boden lag. „Es tut mir leid, aber ich muss dich wieder fesseln.“
    Sie wollte sich wehren. Wollte schreien, weinen, nach ihm treten. Obwohl sie noch das sanfte Ziehen des soeben erlebten Höhepunkts verspürte, fühlte sie sich von ihm betrogen. Er hatte ihre Flucht vereitelt. Seit Wochen hatte sie das erste Mal länger als nur wenige Augenblicke ohne Fesseln sein dürfen. Und ausgerechnet da war seine Hand, unnachgiebig und liebevoll. Er hatte ihren Überlebenswillen erschüttert, hatte sie vergessen lassen. Dass er Nordmann war. Dass sie wenigstens hätte versuchen können zu fliehen.
    Ihre Freiheit war vorbei.
    Sie legte die Hände hinter den Rücken, drehte sich halb zu ihm um.
    „Ich hasse dich“, flüsterte sie. Doch ihr Körper sprach eine andere Sprache.
    Ihr Körper betrog sie und sehnte sich bereits jetzt danach, erneut von ihm berührt zu werden.
    Er war ein kleiner, untersetzter Mann, an dem alles zu kurz geraten schien. Seine Hand wirkte beinahe würfelförmig, und als er vor Johanna stehen blieb und sie von oben bis unten musterte, musste er den Kopf leicht in den Nacken legen, um ihr in die Augen zu blicken. Obwohl sie nicht gerade hochgewachsen war, überragte sie ihn um eine Handbreit.
    Das schien den Purpurgeborenen nicht zu stören. „Ausgezeichnet“, murmelte er, während er erneut die Reihe der Mädchen abschritt. „Beweg dich mal“, befahl er Ise, die neben Johanna stand.
    Ise wusste nicht, was von ihr erwartet wurde. Kallistos, der in einiger Entfernung stand, machte eine hektische Handbewegung, als wollte er sie antreiben. Unsicher blickte Ise Johanna an.
    „Geh schon“, flüsterte Johanna. Am liebsten hätte sie Ise einen Schubs gegeben, ihr irgendwas Aufmunterndes gesagt oder ihr die Hand tröstend auf die Schulter gelegt. Ise war vor Angst völlig erstarrt. Hatte sie sich schon auf dem Sklavenmarkt wie eine dümmlich stotternde Idiotin verhalten, so schien sie von der Pracht und der Größe des Palasts, in den man sie gebracht hatte, vollends geblendet zu sein.
    „Beweg dich gefälligst!“ Kallistos hatte genug von Ises Sturheit. Er glaubte bestimmt, es sei der schlechte Einfluss Johannas, der das Mädchen so verstockt machte. Mit drei Schritten war er bei Ise und gab ihr einen Schubs. Nur mit Mühe hielt sie sich auf den Beinen und stolperte vorwärts.
    „Nicht doch.“ Die Stimme des Kaiserbruders war leise und kaum zu verstehen. Doch angesichts seiner Gegenwart schwiegen alle andächtig. Die Blicke der Anwesenden waren bewundernd auf diesen Mann gerichtet, der so unscheinbar und geradezu blass wirkte. Dabei trug er eine prächtige purpurfarbene Tunika, die am Ausschnitt und an den Ärmeln reich mit Goldfäden bestickt war. „Löst ihr die Fesseln. Sie soll sich frei bewegen können.“
    Zwei Waräger traten vor und führten stumm seinen Befehl aus.
    „Ich würde nicht dazu raten, mein Herr. Lasst mich untertänigst anmerken, dass diese Wasserelfe mit der Feuerhexe im Bunde steht. Wenn Ihr
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