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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz
Autoren: Julie Gordon
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ihrem Kopf widerhallte. Johanna versuchte, sich gerade aufzurichten, ihm stolz zu begegnen, wenn er sie in Augenschein nahm. Zu oft schon hatte sie sich von Männern wie ihm einschüchtern lassen. Bei ihm sollte ihr das nicht passieren. Bei ihm …
    Die Welt drehte sich und stand im nächsten Augenblick kopf. Hart und dumpf schlug Johannas Körper auf den Planken auf, und das Nächste, was sie spürte, war ein stechender Schmerz, der von ihrer Schläfe ausgehend in Wellen durch ihren Körper brandete. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch kein Laut drang über ihre Lippen. Sie wollte um Wasser bitten, einen Schluck nur, um in dieser unbarmherzigen Hitze zu bestehen, eine Schöpfkelle Wasser, wie sie den anderen Mädchen jederzeit gebracht wurde, wenn sie danach verlangten.
    Sie spürte das Beben der Planken, und dann waren es seine Hände, die sich um ihren Kopf legten. Sie spürte seine Berührung und hätte weinen und um sich schlagen wollen, weil sie in diesem Moment so verzweifelt war. Sie wollte nicht berührt werden, nicht von diesem nordmännischen Untier, das sich jetzt über sie beugte. Sie nahm alles gedämpft wahr, hörte seine Stimme etwas sagen, dann spürte sie, wie Kallistos etwas auf sie schleuderte, und im nächsten Moment sprang ihr Verstand wieder an Ort und Stelle, und sie spürte das kühle Nass, das zu trinken sie sich seit Stunden gesehnt hatte, auf ihrem Gesicht und ihrem Körper.
    Der Sklavenhändler hatte den ganzen Wassereimer über ihr ausgeleert, um sie wieder zu Bewusstsein zu bringen.
    Johanna hustete und schnappte wie eine Ertrinkende nach Luft. Dabei wollte sie Wasser atmen, nicht Luft, und der kleine Schluck, den sie bei Kallistos’ Bemühen, sie aus der Bewusstlosigkeit zu reißen, geschluckt hatte, reichte lediglich, um ihren Durst anzustacheln.
    „Wasser“, japste sie, und dann noch einmal: „Wasser.“
    Und die ganze Zeit spürte sie seine Hände, die ihre Wangen umschlossen, seine Finger, die sich riesig an ihre Schläfen drückten. Plötzlich weinte sie, und in diesem Moment drehte er sich von ihr weg und sprach die erlösenden Worte: „Gib ihr zu trinken, sie ist ja nicht mehr bei Sinnen.“ Wasser tropfte auch ihm vom Gesicht, denn er hatte von dem Wasserschwall einen nicht unbeträchtlichen Teil abbekommen.
    Das Wunder geschah tatsächlich: Kallistos nickte knapp und verschwand.
    Während sie wartend verharrten, löste der Waräger sich kurz von ihr und nahm den Helm ab, den er neben sich legte. Doch dann war er wieder da, seine Finger strichen eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht. Ein Windhauch fuhr durch die Bude und sorgte für erleichternde Kühle auf ihrer nassen Haut.
    Die anderen Mädchen waren zurückgewichen. Johanna versuchte, sich in eine bequeme Position zu rücken, denn ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, und bei ihrem abrupten Sturz war sie auf die Hände gefallen. Sie überlegte, ob es zu viel verlangt war, wenn sie darum bat, ihre Fesseln zu lockern. Kallistos würde dem nie zustimmen, denn er hatte schon einmal erlebt, wozu sie fähig war, wenn sie nicht gefesselt wurde. Vermutlich hatte ihn das vorsichtig werden lassen.
    „Du bekommst bald Wasser“, sagte der Nordmann beruhigend. Sein Daumen strich über ihre Schläfe, und sie schloss die Augen. Sie ertrug es nicht, ihn zu sehen, ertrug seine Augen nicht und die Besorgnis, die sie darin zu lesen glaubte.
    Ein Nordmann kannte keine Gnade, kein Mitgefühl. Wenn er sich um sie sorgte, dann geschah es gewiss nur, weil er sich davon etwas versprach. Er handelte nicht auf eigene Rechnung, sondern für seinen Herrn, wer auch immer dieser sein mochte.
    Seine Linke löste sich von ihrer Schläfe und strich über ihre Schulter. Seine Finger fuhren an der Linie ihres Halses entlang. Johanna erschauderte. Seine Berührung weckte tief in ihr ein Feuer, das ihr völlig neu war. Das sie nicht einzuordnen wusste. Sie wollte seine Hand beiseiteschlagen, doch zugleich hungerte sie danach, mehr zu spüren. Und er erfüllte ihren Wunsch, ließ seine Finger den Ausschnitt ihrer Tunika nachzeichnen.
    Sie war sich dessen bewusst, dass sie unter dem dünnen, nassen Stoff vollständig nackt war. Nur die viel zu kurze Tunika hatte Kallistos ihr und den anderen Sklavinnen heute zugestanden. Sie wimmerte leise, doch nicht, weil es ihr unangenehm war, was er mit ihr tat.
    Johanna wollte nicht nur seinen Blick auf ihrem Körper spüren. Sie wollte ihn spüren.
    Zugleich war ihr der Gedanke so zuwider,
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