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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz
Autoren: Julie Gordon
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gehorsam tun, was Ihr von mir verlangt, aber nehmt mich auch in Euren Haushalt auf, Herr!“
    Nachdenklich blickte der Kaiserbruder auf sie herunter. Kallistos tauchte neben ihr auf und packte sie am Haar. „Elende Feuerhexe“, knurrte er. „Dir sollte man den Verstand aus dem Leib prügeln.“ Schon schwang er die Peitsche.
    Plötzlich ging alles ganz schnell. Es genügte ein kurzes, kaum wahrnehmbares Nicken des Kaiserbruders. Mit wenigen Schritten waren die beiden Waräger an Kallistos’ Seite und packten ihn an den Armen.
    „Wage es nicht, die Peitsche gegen den Purpurgewandeten zu erheben.“ Das war Eirik. Er drängte Kallistos zurück.
    „Sie ist eine Hexe! Traut ihr nicht, mein Herr, ich würde Euch nicht empfehlen, sie in Euren Haushalt aufzunehmen!“
    Konstantins Blick war müde. „Ich habe überhaupt kein Interesse an dir“, sagte er an Johanna gewandt.
    „Ise ist meine Freundin! Die letzte, die mir geblieben ist. Bitte“, flehte Johanna. „Lasst mich bei ihr bleiben. Ich tue, was Euch gefällt, wische Euren Palastboden oder bin Euch Tag und Nacht zu Willen …“ Sie weinte vor Wut. „Ich habe doch sonst niemanden …“
    „Schafft mir dieses Mädchen aus den Augen.“ Konstantin wandte sich von ihr ab. Johanna streckte die Hand nach seiner bodenlangen Tunika aus, aber im nächsten Augenblick fühlte sie, wie eine starke Hand sich um ihren Oberarm schloss und sie hochzerrte.
    „Nicht“, sagte Eirik. Ganz leise nur. Sie warf ihm einen wilden Blick zu, wollte sich losmachen, doch er schob sie unnachgiebig zu den hohen Flügeltüren, die aus dem Saal führten. Kallistos schwänzelte hinter ihm her, buckelte und murmelte leise, ihm stünde doch noch seine Bezahlung zu.
    Johanna spürte, wie Eiriks eiserner Griff um ihren Oberarm sich lockerte. Er drehte sich zum Sklavenhändler um und baute sich vor ihm auf.
    „Wir regeln das auf meine Weise“, sagte er nur. „Das Geld bekommt Ihr, wenn ich den Zeitpunkt gekommen sehe. Der hochgeborene Bruder unseres Kaisers will nicht mit diesen weltlichen Dingen belastet werden. Ihr tätet Euch selbst einen Gefallen, wenn Ihr Eure Gier in seiner Anwesenheit nicht allzu deutlich zur Schau stellt.“
    Und zum ersten Mal, seit Johanna den schmierigen dicken Sklavenhändler kannte, senkte dieser das Haupt vor einem anderen Mann, der ihm ebenbürtig war. „Ja, so machen wir es“, sagte er demütig und brachte es sogar zustande, die Hände zu falten.
    Sie hätte ihm liebend gerne ins Gesicht gelacht. Dieser Mann, der sie seit Monaten quälte, demütigte und den sie mit jeder Faser ihres Körpers hasste, zeigte sich unterwürfig wie ein Hund, sobald es ihm an die Börse ging.
    Doch auch jetzt vergaß er offenbar nicht, was sein Geschäft war.
    „Gefällt Euch die kleine Feuerhexe?“, fragte er und blickte grinsend zum Nordmann auf.
    Johanna spürte, wie sich Eirik neben ihr versteifte. Sein Griff um ihren Oberarm wurde fester, und sie wimmerte vor Schmerz. Doch schlimmer als die körperlichen Schmerzen waren die Worte, die der Waräger hervorstieß. „Nimm deine Feuerhure und verschwinde“, zischte er und stieß Johanna in Kallistos’ Richtung.
    Sie stolperte und schlug der Länge nach hin. Sofort war Kallistos neben ihr, und weil sie sich nicht schnell genug wieder aufrappelte, trat er ihr in die Rippen. „Steh auf, elende Hexe!“
    Sie machte keinen Versuch, wieder auf die Füße zu kommen, sondern starrte Eirik hinterher, während ihr Tränen in die Augen schossen. Er hatte sich abgewandt und marschierte davon. An seine Männer gewandt bemerkte er noch etwas, und einer von ihnen warf Kallistos einen Beutel mit Münzen zu.
    „Schafft sie fort. Bringt sie zurück in den Moloch, wo wir sie gefunden haben.“ Das war das Letzte, was sie von ihm hörte.
    Und dann war die Welt um sie herum wieder dunkel, und sie fragte sich, ob sie all das nur geträumt hatte. Seine Liebkosungen. Seine Stimme, die vor Zärtlichkeit rau war. Sein Lächeln. Seine Hand, die ihr das Haar aus dem Gesicht strich.
    War das alles nur ein böser Traum? Oder hatte der Nordmann mit ihr gespielt, wie alle Männer mit ihr spielten? Mehr war sie nicht – ein Spielzeug, das jeder wegwerfen konnte, wenn es ihm keine Freude mehr bereitete.
    Auf dem Weg zurück zum Sklavenmarkt weinte sie still.

2. KAPITEL
    Seine Schritte hallten in den hohen Gängen unnatürlich laut wider. Verbissen marschierte Eirik durch den Palastbezirk. Seine Hände zu Fäusten geballt, eilte er auf eine hohe Tür
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